Flughafen Hahn. Seit Donnerstag stehen drei der vier Boeing 747-400 am Flughafen Frankfurt/Main am Boden, die vierte Maschine ist derzeit für Wartungsarbeiten blockiert. Der Betriebsstopp kommt plötzlich aber nicht ganz unerwartet. Die Airline kämpft seit geraumer Zeit mit finanziellen Problemen – trotz Finanzspritzen des russischen Partners und Anteilseigners Air Bridge Cargo, der 49 Prozent der Anteile hält. In einem Brief unterrichtet das ACG-Management die Kunden über die „vorübergehende Unterbrechung des Betriebs.“ Dass die Unterbrechung so plötzlich kam, entziehe sich dem Einfluss des Unternehmens noch sei sie vorhersehbar gewesen. Man arbeite derzeit an einer Lösung und habe den vollen Rückhalt der Anteilseigner, heißt es in dem Schreiben. Man sei zuversichtlich, dass man den Betrieb in einigen Tagen wieder aufnehmen könne.
Die privat finanzierte Airline ACG startete ihren Betrieb Mitte 2009 mit Flügen ab Frankfurt Hahn nach Ostasien und Zentralasien. Routen nach Süd- und Nordamerika, Afrika und in den Mittleren Osten kamen später hinzu. Im Frühjahr 2012 stieg die Muttergesellschaft der russischen Airline Air Bridge Cargo, Volga Dnepr, als Anteilseigner in das Unternehmen ein. Man kündigte die Übernahme von zwei weiteren Boeing 747-400 aus der Air-Bridge-Cargo-Flotte an, der Plan wurde jedoch noch vor Jahresende fallen gelassen, weil sich der weltweite Markt für Luftfracht schleppend entwickelt hatte und die Raten am Boden waren.
Das Luftfahrtbundesamt hat gegenüber der VerkehrsRundschau bestätigt, dass die Betriebslizenz für ACG ausgesetzt wurde. Das Amt bezieht sich auf geltendes EU-Recht, sagte ein Sprecher des LBA. Die Richtlinie EC 1008/2008 besagt, dass die Behörden einer Airline vorübergehend die Lizenz entziehen dürfen, wenn nicht gewährleistet sei, dass das Unternehmen seinen finanziellen Verpflichtungen für die nächsten zwölf Monate nachkommen könne. Um die Lizenz zurückzuerhalten, bleiben ACG verschiedene Möglichkeiten: Entweder das Unternehmen kann neue Geldquellen erschließen oder man reduziert die Kosten drastisch. Letztlich muss ACG die Profitabilität seiner Dienste nachhaltig erhöhen.
Sollte die Betriebslizenz länger ruhen oder vom LBA völlig entzogen werden, würde dies stark negative Auswirkungen auf den Heimatflughafen Frankfurt-Hahn der Frachtfluglinie haben. Der Cargoumschlag würde dort merklich sinken, da die ACG bisher für einen erheblichen Anteil der dort ein- und ausgeladenen Tonnage sorgte. (hs)
Müller
spedi 01