Damp. Die jahrelangen Verzögerungen bei der Sanierung des Rendsburger Tunnels unter dem Nord-Ostsee-Kanal sind nach Auffassung des ADAC einer Industrienation nicht würdig. „Hier vermischen sich Kompetenzgerangel und Unfähigkeit mit dem Resultat, dass ein Fortgang der Sanierung in den Sternen steht und der Termin für eine Fertigstellung um inzwischen Jahre verschoben wurde“, kritisierte der Vorsitzende des ADAC Schleswig-Holsteins, Ulrich Klaus Becker, laut Pressemitteilung am Sonntag im Ostseebad Damp bei der Mitgliederversammlung des Automobilclubs.
Die Sanierung des Tunnels begann 2011. Die Oströhre soll jetzt bis Ende Juni fertig sein, die Weströhre 2018. Ursprünglich war die komplette Sanierung bis Ende 2013 geplant. Die Baukosten werden sich verdoppeln auf rund 50 Millionen Euro, hatte die federführende Wasser und Schifffahrtsverwaltung (WSV) bereits im Juni 2015 erklärt.
Lange habe die WSV immer wieder beschwichtigt, kritisierte Becker. Erst auf der jüngsten Sitzung des Kanaltunnelbeirats im Februar sei das ganze Ausmaß der Schlamperei zum Vorschein gekommen. „Wir fordern, die Tunnelsanierung so schnell als möglich zur Chefsache zu machen, damit dieser Zustand ein Ende hat.“
Vor Beginn der Arbeiten in der Weströhre plant die Behörde eine Baupause von voraussichtlich einigen Monaten, um die Verträge mit ausführenden Firmen neu zu verhandeln. Davon hänge auch ab, wann die Tunnelsanierung komplett beendet wird. „Die Pause soll zudem die Bevölkerung entlasten“, hatte WSV-Sprecherin Claudia Thoma im Juni 2015 angekündigt. Auf der B77 unterqueren täglich bis zu 50.000 Autos den Nord-Ostsee-Kanal. Durch die Sperrung einer der beiden Röhren bilden sich im Berufsverkehr regelmäßig Staus vor dem Tunnel.
Ein Schwerpunkt des ADAC im Norden soll auch in nächsten Jahren die Verkehrssicherheit sein, kündigte Verkehrsvorstand Hans-Jürgen Feldhusen an. Der neueste Verkehrssicherheitsbericht biete wenig Grund zum Jubel. Zwar sei die Zahl der Verkehrstoten leicht zurückgegangen, die Zahl der Verkehrsunfälle jedoch um 7,1 Prozent auf mehr als 85.000 gestiegen. Feldhusen forderte nachhaltige Investitionen in Präventionsarbeit und Verkehrsüberwachung dort, wo es die Sicherheit erfordere, sowie auch in die Infrastruktur. (dpa)