Achtung - Winteranfang!

Alle Jahre wieder kommt der Winter: Und mit ihm kalte Temperaturen und das Salz auf den Straßen. Das wurde mit der Umstellung auf die Flüssigstreumittel aggressiver und wäscht darum auch die Schmierstellen an Lkw und Trailern besser aus. "Wir haben hier ein regelrechtes Nord-Süd-Gefälle", berichtet Horst Wallek, Geschäftsführer des gleichnamigen Schwerlastunternehmens, stellvertretend für die ganze Big-Move-Schwerlastgruppe: "Während wir im Süden wegen des Salzes im Winter Probleme mit Lenkstangen, Gelenklagern und der Elektrik bekommen, sind unseren norddeutschen Kollegen solche Zwischenfälle teils völlig unbekannt", erklärt Wallek, der deshalb gerade im Winter öfter Steckverbindungen und Schmierpunkte überprüft und lieber einmal mehr zur Fettpresse greift. Entsprechend lohnte sich die Umstellung auf die Zentralschmieranlage, die die Fahrzeuge zuverlässig mit Fett versorgt. Das aggressive Salz spült zum Teil auch die Kräne aus, die zwar alle Gleitlagerplatten besitzen und theoretisch wenig bis gar nicht geschmiert werden müssen. Trotzdem setzt Walleks Werkstattleiter Ulrich Mehl hier dezent extra salzwasserbeständige Marinefette ein, die die Ausschübe seiner Erfahrung nach gut durch den Winter schmieren. Aus bösen Erfahrungen gelernt Für schwer zugängliche Stellen nutzt Mehl gern Haft- und Sprühfette, die auch in die hintersten Ecken kriechen. Dass Fett nicht gleich Fett ist, musste das Unternehmen Wallek bei den Portalachsen seiner Schwerlasttrailer respektive der Verbindung Achszylinder-Kolbenstange, die über ein Kugelgelenk samt Schmierbohrung verbunden sind, lernen. Dieses Kugelgelenk wird im Einsatz extrem beansprucht und heiß! Da die Kugel in den Bolzen übergeht und diese Stelle gern gestaucht wird, was Hitze erzeugt, neigten früher genutzte Standardschmierstoffe zum Aushärten, was wiederum zum Abreißen der Kugel führte. Als Mehl auf hochtemperaturbeständige sogenannte Höchstdruckfette, zum Beispiel von Q8 oder Klüber umstellte, herrschte Ruhe. Große Vorsicht ist auch geboten, wenn graphithaltige Schmierstoffe auf nikasil-beschichtete Lager treffen, die vom Graphit gern angegriffen werden. Merke: Schmierstoff ist nicht gleich Schmierstoff. Darum hält Mehl mittlerweile ein breites Portfolio an Fetten und Ölen diverser Hersteller vor. Andererseits versuchen die Schmierstoffhersteller, die steigende Komplexität zu bändigen und "Komplettlösungen" anzubieten. So umfasst Exxon Mobils Delvac-Familie neben dem Motoröl auch Öle für Getriebe, Hinterachsen und die Servolenkung. Ähnlich argumentiert Total-Pressesprecher Manuel Fuchs: "Kunden wollen Zeit und Kosten sparen und beziehen ihre Schmierstoffe am liebsten von einem Hersteller, egal ob es sich um Produkte für Motoren, Getriebe oder Achsen handelt." Außerdem helfen hochwertige Schmierstoffe, Sprit zu sparen: Total entwickelte dafür die Fuel-Economy(Fuel Eco)-Reihe. Zahlreiche Tests, die Total mit verschiedenen Fahrzeugtypen durchgeführt hat, ergaben laut Fuchs durchschnittliche Einsparungen von bis zu einem Liter auf 100 Kilometer bei kombinierter Verwendung der Fuel- Economy-Schmierstoffe in Motor, Getriebe und Achse. Ähnliche Ergebnisse liefert Exxon Mobil: Das niederländische Unternehmen E. van Wijk Logistics B.V. stellte drei DAF-Lkw vom 10W-30-Motorenöl auf den Leichtlaufschmierstoff Mobil-Delvac-1-LE-5W-30 um. Da das Unternehmen temperatursensible Güter befördert, haben die Fahrzeuge aufwändige Heiz- und Kühlsysteme, die den Dieseldurst in die Höhe treiben. Unter diesen Bedingungen sollen die Leichtlaufschmierstoffe besonders effektiv arbeiten, da sie bei lang anhaltender starker Belastung die ursprünglich optimale Viskosität behalten und so Reibungsverluste im Motor verringern. Die Versuchsreihe ergab laut Exxon Mobil eine Spritersparnis von durchschnittlich 2,69 Prozent. Bei Castrol hört die Ölfamilie auf den Namen Vecton. Die reicht vom klassischen 15W40 bis zum noch vergleichsweise jungen 5W30 E6/E9 Fuelsaver. Letzteres ist ein HC-Synthese-Low-SAPS-Motoröl und wurde zur weiteren Optimierung des Kraftstoffverbrauchs bei den Euro-6-Dieselmotoren entwickelt. Schon in einem Euro-5-Dieselmotor soll der Spritverbrauch laut Castrol nach europäischem Messzyklus um bis zu ein Prozent gesunken sein im Vergleich zu einem modernen 15W-40-Qualitätsöl. Gegenüber einem 10-W40-Öl will Castrol immer noch bis zu 0,72 Prozent gespart haben. Ähnlich argumentieren die anderen großen Ölhersteller: Der Trend geht hin zu niedrig-viskosen Ölen und die Statistiken der letzten fünf Jahre belegen den Trend, dass synthetische Öle an Bedeutung zunehmen. Der Rückgang der klassischen Qualitäten in Litern hat sich bei Total laut Fuchs von 2010 zu 2015 verdoppelt. Entsprechend entwickelt man neue Motorenöle auf Basis synthetischer Grundöle. Die bieten ein anderes Viskositäts-Temperatur-Verhalten, um den Spritspar-Ansprüchen gerecht zu werden. Die hohe Oxidationsstabilität soll verlängerte Wechselintervalle, hohen Verschleißschutz und Reinigungsvermögen bei gleichbleibend guter Performance gewährleisten. Die sogenannten Low-Saps-Additivpakete sollen helfen die Emissionswerte einzuhalten und die Fahrzeugkomponenten zu schützen. Dass auch die Reinheit des Grundstoffes selbst eine Rolle spielt, betont Barnaby Ngai, Portfolio-Manager für Petro Canada: Durch die Beseitigung respektive das Fehlen von Verunreinigungen, die die Leistung beeinträchtigen können, sollen die Schmierstoffe der Kanadier länger die Eigenschaften eines frischen Öls behalten. Die Additive können so besser wirken. Auch Ngai bestätigt den Trend zu niedriger-viskosen Ölen, die man mit dem Duron-E UHP 5W-30-Motorenöl abdeckt, das ebenfalls messbar Kraftstoff sparen soll. Säuren setzen dem Motor zu Wichtig ist nämlich auch bei niedriger Viskosität eine Reduktion des Verschleißes an Motorteilen. Außerdem versuchen die Ölhersteller, die Ablagerungen an den Kolbenringen zu reduzieren und so den Ölverbrauch selbst einzudämmen und schädliche Säuren zu bekämpfen, die beim Betrieb entstehen. Erst recht im Winter, wenn die Bedingungen noch härter sind! Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Schmierstoffe www.verkehrsrundschau.de/dossiers Tipps für Praktiker Das sollten Sie beim Einsatz von Schmierstoffen beachten - Schmierzeiten vorziehen und auf Einsatzpläne abstimmen: Wer vorzieht, hat im Notfall Puffer, um das Fahrzeug in der Regelzeit zum Service zu bringen, denn: Wer überzieht, verliert die Gewährleistung- Ordnung ist das halbe Leben: Schmiermittel klar kennzeichnen und sortieren- Amortisationsrechnung: Was kostet ein teureres Öl mehr und was spart es anStandzeit?- Genau differenzieren: Spezialöle unterscheiden oft nur Nuancen, aber die machen den Unterschied- Achtung Winter: Kälte und Salz verschlechtern die Schmiereigenschaften merklich! gs

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