Berlin. In Deutschland sind einer Auswertung der Grünen zufolge rund 1100 Eisenbahnbrücken marode. Hier helfe nur noch ein Abriss und Neuaufbau, teilte die Grünen-Bundestagsfraktion am Donnerstag in Berlin mit. Die Partei stützt sich auf Daten aus 16 Kleine Anfragen im Bundestag.
„Wenn wir den Substanzverfall bei der Infrastruktur endlich aufhalten wollen, müssen wir deutlich mehr Geld in die Schieneninfrastruktur investieren“, forderten Fraktionsvize Oliver Krischer und Spitzenkandidat Cem Özdemir. Sie warfen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Untätigkeit vor. „Damit schadet er unserer Volkswirtschaft.“ Der Verfall bremse den Bahnverkehr aus, Brücken müssten zum Teil mehrere Wochen lang gesperrt werden.
Brücken sind im Schnitt 86 Jahre alt
Der Zustand in vielen Bundesländern sei „erschreckend“, betonten die Grünen. So hätten in Nordrhein-Westfalen rund 40 Prozent der Brücken „umfangreiche, zum Teil gravierende Schäden“. In Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern sei es jeweils etwa ein Drittel. Im Schnitt seien die maroden Brücken 86 Jahre alt, betonten die Grünen. Spitzenreiter sei eine Brücke in Saalfeld/Saale (Thüringen) mit 146 Jahren. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 25 700 Eisenbahnbrücken.
Bereits im Dezember 2016 hatte der Präsident des Bundesrechnungshofs, Kay Scheller, der Deutschen Bahn vorgeworfen, trotz Milliarden Euro vom Bund an der Infrastruktur zu sparen. 2014 waren mindestens 1200 Brücken als dringend sanierungsbedürftig eingestuft worden.
„Alter Wein in neuen Schläuchen“
Die Deutsche Bahn betonte, dass die Brückenproblematik kein neues Thema sei. Ein Sprecher der DB wies darauf hin, dass der Bund als Eigentümer und die Bahn zwischen 2015 und 2019 insgesamt 28 Milliarden Euro in die Schieneninfrastruktur investierten. „Das ist das umfassendste Bahn-Modernisierungsprogramm der Geschichte.“ In den vergangenen zwei Jahren seien mehr als 200 Brücken ersetzt worden, bis 2019 würden insgesamt 875 erneuert.
In einer Stellungnahme der Bahn heißt es, die Daten zu den Brücken stammten aus dem April. Die Bahn habe damals bereits umfassend über Zustand und Investitionen informiert. Die scheinbar aktuellen Zahlen der Grünen seien „alter Wein in neuen Schläuchen“. (dpa)
Wolfgang Trantow