Hamburg. Ein herber Schlag für den Schifffahrtsstandort Deutschland. Die Commerzbank, bislang einer der weltweit bedeutendsten Schiffsfinanzierer, gibt diesen Geschäftsbereich vollständig auf. Damit ist sie neben der HSH Nordbank, bislang noch der größte Schiffsfinanzier der Welt, die zweite wichtige deutsche Bank, die sich bei der Schiffsfinanzierung neu ausrichtet. Der Bank-Vorstand fällte die Entscheidung vor dem Hintergrund der „weiterhin unsicheren Situation auf den Finanzmärkten, der Verschärfung der Staatsschuldenkrise sowie der zunehmenden regulatorischen Belastungen“. Man wolle sich auf „nachhaltig profitables Kerngeschäft fokussieren und Risiken sowie Kapitalbindung“ weiter minimieren. Die Schiffsfinanzierung solle „in das neue Abbausegment Non Core Assets (NCA) übertragen werden. Auch der gewerbliche Immobilienfinanzierung kehrt die Commerzbank aus den gleichen Gründen den Rücken.
Die Entscheidung der Bank löste beim Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg tiefe Bestürzung und Unverständnis aus. „Dieser Schritt widerspricht allen bisherigen Verlautbarungen der Bank“, erklärte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, in einer ersten Reaktion. Dabei habe das Kreditinstitut noch am 11. Juni auf dem Hamburger Schifffahrtsdialog nichts dazu verlauten lassen. Nagel befürchtet, dass der Ausstiegsbeschluss „erhebliche Folgen für den Schifffahrtsstandort Deutschland haben“ wird. Konkret: Beim VDR befürchtet man, dass weitere Banken diesem Beispiel folgen werden. Nagel betonte, dass die vor allem durch mittelständische Unternehmen getragene deutsche Reederei-Branche „gerade in der jetzigen Situation“ erwarte, dass wichtige Partner wie die Banken „Kurs halten“. Weiter appellierte Nagel: „Eine mit Steuergeldern unterstützte und im Teilbesitz des Staates befindliche Bank kann sich nicht von heute auf morgen aus einem für den Standort Deutschland strategisch wichtigen Geschäftsbereich verabschieden.“ (eha)