Berlin. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht sich durch den Zwischenbericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) über den Lang-LKW in seiner Position bestätigt. „Mit rund 20 Prozent weniger Spritverbrauch und CO2-Emissionen ist der Lang-LKW ein echter Öko-Laster“, betonte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Entscheidend sei, dass der Lang-LKW der Schiene keine Konkurrenz mache, sondern sich gut in den Kombinierten Verkehr einfüge. Zustimmend äußerte sich auch die Initiative für Innovative Nutzfahrzeuge (IIN), die ebenso wie der VDA die nicht am Feldversuch teilnehmenden Bundesländer aufforderte, ihre Autobahnen für die Lang-LKW freizugeben.
Die IIN ist ein Zusammenschluss von 18 Wirtschafts- und Logistikverbänden und Unternehmen, darunter dem Bundesverband Paket und Expresslogistik (Biek). Die Laster dürfen derzeit in sieben Bundesländern fahren, in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Sachsen, Thüringen und Bayern, und dort meist auf Autobahnen. Nach Ansicht der Allianz pro Schiene bestätigt der Bericht die Sorgen der Bevölkerung in puncto Verkehrssicherheit. „Obwohl zur Zeit weniger als 80 Gigaliner durch Deutschland fahren, sind im Laufe der ersten Testphase schon mehrere Unfälle passiert, einer sogar auf einer ortsnahen Kreuzung außerhalb der erlaubten Routen“, erneuerte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege seine Kritik. Auch die Befürchtung, dass durch den Einsatz von Gigalinern Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert werde, werde durch den Bericht nicht entkräftet.
Dem Bast-Bericht zufolge können zwei Lang-LKW drei herkömmliche Lastkraftwagen ersetzen, dies ermögliche eine Kraftstoffersparnis von 15 bis 25 Prozent. Für Straßen und Brücken ergebe sich kein erhöhter Erhaltungsaufwand; auch gebe es keinen Verlagerungseffekt von der Schiene auf die Straße. Die Lang-LKW waren laut Zwischenbericht an fünf leichten Unfällen beteiligt. Dabei handelte es sich um Blechschäden; ein Zusammenhang mit den Eigenschaften der LKW lasse sich nicht ausschließen, aber auch nicht eindeutig belegen, lautet das Fazit der Bundesanstalt. Die Fahrer hätten nicht unter mehr Stress gelitten als in einem konventionellen LKW; eine erhöhte Unfallgefahr gebe es daher nicht. Da die Lang-LKW nicht schwerer sein dürfen als die konventionellen, gibt es laut Zwischenbericht auch keinen höheren Erhaltungsaufwand für Straßen und Brücken. Auch sei kein Verlagerungseffekt festzustellen, da die Lang-LKW vor allem Güter laden, die nicht auf der Schiene oder per Schiff transportiert werden. Als Probleme nennt der Bericht die Nothaltebuchten in Tunneln, die für die Laster nicht lang genug sind, und fehlende Parkplätze auf Rastanlagen. „Wirklich gravierende Probleme“ hätten sich aber nicht gezeigt. Die Risiken seien „hinnehmbar“ oder „beherrschbar“. Die Bundesanstalt für Straßenwesen kommt zu dem Schluss, dass Lang-Lkw zwei bis neun Prozent aller Fahrten hierzulande übernehmen könnten. An dem Feldversuch beteiligten sich aktuell laut Verkehrsministerium 39 Unternehmen mit 80 Lang-LKW. Für den Zwischenbericht ausgewertet wurden rund 13.500 Transporte, beteiligt waren 37 Lang-LKW von 21 Unternehmen. Der Feldversuch läuft noch bis 2016. (jök)