Berlin. Der Einsatz des Lang-LKW im Rahmen des seit 1 Januar 2012 laufenden Feldversuchs hat zu keinen gravierenden Problemen geführt. Risiken im Zusammenhang mit dem Einsatz längerer Fahrzeugkombinationen werden von der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) als beherrschbar eingestuft. Das ist das Fazit des ersten Zwischenberichts zum Feldversuch, den die Bast am Dienstag veröffentlicht hat.
Spritersparnis bis zu 25 Prozent
Die Experten der Bast, die den Feldversuch wissenschaftlich begleitet, fassen in dem 113 Seiten umfassenden Bericht die vorliegenden Erkenntnisse zum Einsatz des Lang-LKW zusammen. Es habe sich gezeigt, dass der Einsatz des Lang-LKW zu Effizienzgewinnen und Kraftstoffersparnissen zwischen 15 und 25 Prozent führt wenn die Fahrzeuge optimal ausgelastet sind. Weil die Fahrzeuge im Rahmen des Feldversuchs zwar länger aber nicht schwerer als herkömmliche LKW sind, ergibt sich kein erhöhter Erhaltungsaufwand für die Verkehrsinfrastruktur. Eine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit durch ein mögliches verändertes Bremsverhalten der langen LKW konnte nicht festgestellt werden. Das Überholen der längeren Gespanne erweist sich als unproblematisch – nicht zuletzt weil der Lang-LKW hauptsächlich auf mehrspurigen Autobahnen zum Einsatz kommt.
Keine Verlagerungseffekte
Auch konnten unter den Bedingungen des Feldversuch bislang keine Verlagerungseffekte beobachtet werden. Die Autoren halten eine Verlagerungswirkung aufgrund der transportierten Güter und logistischen Strukturen für unwahrscheinlich. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ging auch anlässlich der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik in Potsdam auf die Ergebnisse ein: „Der Feldversuch mit Lang-LKW läuft bisher erfolgreich. Die Fahrzeuge fahren sicher und unauffällig im Verkehr mit. Der Bericht bestätigt, dass zwei Lang-LKW drei reguläre LKW ersetzen können. Das spart bis zu 25 Prozent Sprit“, sagte der Bundesverkehrsminister.
Probleme mit Parkplätzen und in Tunneln
Allerdings weist der Bericht auch auf kritische Punkte beim Lang-LKW hin. Dazu gehört vor allem das nach wie vor ungelöste Parkplatzproblematik. Die meisten Kombinationen sind für die Schrägparkstände auf Rastanlagen zu lang und können nur schlecht in die Parkstände einfahren. Problematisch sei der Lang-LKW im Tunnel: So haben Lang-LKW Probleme beim Einfahren in Notbuchten in Tunneln. „Die bis 25,25 Meter langen Lang-LKW - und hierbei insbesondere der Lang-LKW vom Typ 2 - passen gar nicht in die im Vergleich zur freien Strecke kürzeren Nothaltebuchten in Tunneln“, heißt es im Bericht.
Beschränktes Martpotenzial
Die Wissenschaftler haben auch eine Schätzung des Marktpotenzials für den Einsatz des Lang-LKW vorgenommen. Demnach könnten bezogen auf das gesamte deutsche Straßennetz theoretisch zwei bis neun Prozent aller LKW-Fahrten und drei bis sieben Prozent der Fahrleistung konventioneller LKW durch Lang-LKW ersetzt werden. Würde der Einsatz der Fahrzeuge auf ein beschränktes Positivnetz begrenzt, wäre das Potenzial entsprechend geringer, betonen die Autoren des Berichts. Derzeit beteiligen sich 39 Unternehmen mit 80 Lang-LKW am Feldversuch des Bundesverkehrsministeriums (BMVI), der noch bis Ende 2016 läuft. (diwi)