Wolfsburg/München. Mit der geplanten Übernahme von zunächst bis zu 40 Prozent an MAN meldet Volkswagen nach einem Zeitungsbericht auch im Aufsichtsrat des Lastwagenbauers einen größeren Machtanspruch an. Statt bislang drei könnten künftig fünf Vertreter des VW-Konzerns in das Kontrollgremium der Münchner gewählt werden, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstag) unter Berufung auf eine interne Kandidatenliste.
Nach den Vorstellungen der Wolfsburger sollen bei der MAN-Hauptversammlung am 27. Juni VW-Patriarch Ferdinand Piëch, Vorstandschef Martin Winterkorn, Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch sowie zwei weitere Mitglieder von Europas größtem Autobauer als Aufseher vorgeschlagen werden. Der Konzern wollte sich zu den Plänen zunächst nicht äußern: "Das können wir zurzeit nicht kommentieren", hieß es aus der VW-Zentrale.
Auch MAN hielt sich bedeckt: "Wir werden im Laufe der Woche die Einladung zur Hauptversammlung veröffentlichen", sagte ein Sprecher auf Anfrage der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Diese werde auch die offizielle Kandidatenliste für die Aufsichtsräte beinhalten.
Dem Blatt zufolge soll unter anderem VW-Nutzfahrzeug-Vorstand Jochem Heizmann in das MAN-Gremium einziehen und Chefkontrolleur Piëch zur Wiederwahl als Vorsitzender empfohlen werden. Bisher sitzen neben Piëch zwei Mitglieder des Audi-Vorstands im Aufsichtsrat von MAN. Audi-Chef Rupert Stadler soll laut "FAZ" erneut zur Wahl stehen, während Audi-Einkaufsvorstand Ulf Berkenhagen ausscheiden dürfte. Ebenfalls ihre Plätze räumen nach Informationen der Zeitung der frühere MAN-Chef Rudolf Rupprecht sowie das ehemalige Vorstandsmitglied der Münchner Rückversicherung Heiner Hasford.
In der vergangenen Woche hatte der VW-Konzern seine Beteiligung an MAN auf über 30 Prozent der Aktien erhöht und damit ein Pflichtangebot ausgelöst. Ziel ist es, zunächst 35 bis 40 Prozent an dem Lastwagenbauer zu übernehmen. Das Pflichtangebot soll Ende Mai vorliegen. VW-Chefaufseher Piëch dringt schon seit längerem darauf, die VW-Lastwagentochter Scania enger mit MAN zusammenzubinden.
Seine Doppelrolle wird aber von Fondsmanagern kritisiert, schreibt die "FAZ". Für sie komme es bei einer Zusammenlegung zwangsläufig zu Interessenkonflikten. Auch Winterkorn und Pötsch würden künftig auf beiden Seiten stehen, denn VW-Chef Winterkorn ist bei Scania Chefaufseher. Ebenso sitzen Pötsch und VW-Einkaufsvorstand Francisco Garcia Sanz im Kontrollgremium der Schweden. Doppelfunktionen sind Winterkorn und Pötsch aber gewöhnt: Sie agieren auch als Vorstandschef beziehungsweise Finanzvorstand der Porsche SE - der Dachgesellschaft, die wiederum die Mehrheit der VW-Stammaktien hält. (dpa)