Wolfsburg. Der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller soll Europas größten Autobauer Volkswagen aus der größten Krise der Unternehmensgeschichte führen. In einer mehr als siebenstündigen Sitzung auf dem VW-Gelände in Wolfsburg wählte der 20-köpfige Aufsichtsrat den 62-Jährigen zum Nachfolger von Martin Winterkorn. Der bisherige VW-Chef war am Mittwoch infolge des weltweiten Abgas-Skandals von seinem Chefposten zurückgetreten.
„Für diesen Vertrauensbeweis bin ich dankbar” sagte Müller im Anschluss an die Sitzung. Er kündigte umgehend eine „schonungslose Aufklärung und maximale Transparenz” an. Volkswagen werde unter seiner Führung „die richtigen Lehren aus der aktuellen Situation ziehen.” Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte: „Ich freue mich auf einen Teamplayer an der Spitze.” VW brauche für einen Weg aus der Krise eine «grundlegenden Kulturwandel».
Auf Müller wartet ein Scherbenhaufen
Auf Müller wartet ein Scherbenhaufen, oder eine „nie dagewesene Aufgaben”, wie er es nennt. Der leidschaftliche Autonarr muss nun schnell Akzente setzen muss, um das bei Kunden, Aktionären, Justiz und Mitarbeitern verloren gegangene Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des Konzerns zurückzugewinnen. „Wir sind überzeugt, dass er die richtige Persönlichkeit an der Spitze ist”, sagte Großanteilseigner Wolfgang Porsche. Die Familien Porsche und Piëch stünden auch in der gegenwärtigen Krise ohne Wenn und Aber zu VW”.
Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigte am Freitag eine Nachricht aus Berlin: Von den Manipulationen bei Abgasmessungen an Dieselwagen sind nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mindestens 2,8 Millionen Fahrzeuge des Konzerns in Deutschland betroffen, darunter sowohl Pkw wie leichte Nutzfahrzeuge. Laut Volkswagen sind weltweit rund elf Millionen Autos mit der Betrugssoftware ausgestattet. (dpa)