Digitalisierungs-Symposium: Telematik noch smarter nutzen

Es ist eine Weile her, dass Schmitz Cargobull in Präsenz zum Telematik-Symposium geladen hatte - so hieß die Veranstaltung früher. Am 12. und 13. Mai 2022 trafen sich Praktiker im münsterländischen Ostbevern wieder - zum Digital Services Symposium. Der Name ist Programm, denn Telematik ist schließlich Grundlage für die Prozessoptimierung und Digitalisierung von Lkw- und Trailer-Flotten. Anders formuliert: Nur Telematik anzuschaffen, reicht nicht, Fahrer-, Fahrzeug- und Trailerdaten wollen schließlich ihren Weg in Drittsysteme finden und dort sicher und sinnstiftend genutzt werden. Auf dem Konferenzprogramm standen Vorträge sowohl von Telematik-Experten als auch Anwendern (siehe Kasten). 70.000 aktive Telematik-Installationen Für den Gastgeber jedenfalls ist das Interesse an den hauseigenen Telematiklösungen in den vergangenen Jahren rapide angestiegen: Während man 2016 rund 1000 Kunden mit rund 21.000 Telematik-Installationen zählte, kann Schmitz heute 7000 Kunden mit 70.000 aktiven Telematik-Installationen vorweisen. "Wir haben zuletzt massiv in die Digitalisierung investiert", betonte Marnix Lannoije, Managing Director Cargobull Telematics, vor rund 80 Gästen und verwies auf den steigenden Einsatz von Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI), etwa bei Computer-Vision-Systemen. Wie Kameras und intelligente Bilderkennung Ladeoptimierung und Sicherheit im Smart-Trailer-System erhöhen können, erklärten Bernd Weyring und Walter Gerling von Schmitz Cargobull. Wo Telematik genutzt wird, stellt sich auch die Frage nach der Datenhoheit. Speditionen werden im Sinne der Lieferkettentransparenz verstärkt von ihren Auftraggebern gebeten, ihre Telematikdaten für Realtime-Visibility-Plattformen (RTV) freizugeben. Dabei sollen sich auch deren Subunternehmer direkt anbinden. "Was im privaten Bereich längst passiert ist - siehe Facebook-Prinzip -, passiert mit den RTV-Plattformen nun im B2B-Bereich", sagte Tim Haller, Product Manager Digital Service Solutions Schmitz Cargobull. Das Angebot klinge auf den ersten Blick verlockend - schließlich sei die Anbindung für Transporteure kostenlos und man könne gleichzeitig die Transport-Management-Tools der Plattformen nutzen. Die Datenweitergabe habe dennoch ihren Preis: "Die Subunternehmer treten in eine 1:1-Beziehung mit den RTV-Plattformen. Die Frage ist nur, was da über die Zeit für ein Datenpool entsteht", so Haller. In wenigen Jahren wüssten die Plattformen ganz genau, wer zu welcher Zeit mit welchen Subunternehmern welche Relation bedient und wer die Lieferanten sind. Diese sensiblen Speditionsnetzwerke vor ungefilterter Weitergabe schützen soll künftig das TrailerConnect Data Management Center von Schmitz. Es sammelt die Transportdaten von Spediteur und Subunternehmern in einem abgeschlossenen Bereich. Spediteure können dort selbst entscheiden, welche Daten an eine RTV-Plattform weitergegeben werden - und das tourbasiert. Da eine direkte Anbindung des Subunternehmers an die RTV-Plattform nicht gegeben ist, erfolgt die Übermittlung der Daten an Dritte immer im Namen des Spediteurs - das Subunternehmernetzwerk bleibt geschützt. Das Bezahlmodell des Services soll transaktionsbasiert erfolgen. Laut Sören Danielsen, früher bei der inzwischen zu Project44 gehörenden RTV-Plattform GateHouse tätig und seit 2021 als Sales Manager Digital Services Solutions bei Schmitz an Bord, habe man bereits große Player im Bereich der RTV-Plattformen vom Konzept überzeugen können. Kürzlich bei den VerkehrsRundschau Awards in der Kategorie Digitalisierung mit dem dritten Platz prämiert, wird Schmitz seine neue Lösung zur IAA Transportation präsentieren. Wie Kunden mit dem Total-Cost-of-Ownership-Ansatz die Kosten der Trailerflotte senken können, referierte derweil Professor Jörg Niemann von der Hochschule Düsseldorf. Sein Credo: Das in der Anschaffung am günstigsten erscheinende Angebot ist es über den gesamten Lebenszyklus betrachtet nicht unbedingt. Wie bei einem Eisberg lägen die meisten Kostenfaktoren eben unter der Wasseroberfläche: seien es Zusatzausrüstung, Schulungen, Wartung, Energie und letztendlich auch Wiederverkaufswert und Entsorgung. Wer erhöhte Anschaffungskosten nicht scheue, etwa für Telematik, Sensorik und IoT, profitiere in der Nutzungsphase von niedrigeren Wartungs-, Inventur- und Verwaltungskosten sowie einer Optimierung der Prozessketten wie einer verbesserten Routenplanung. Am Ende der Verwertungsphase stünden schließlich ein transparenter Lebenslauf sowie eine Erhöhung des Wiederverkaufswerts, so Niemann. Fahrzeugeinsatz optimal planen 1500 eigene Lkw umfasst der Fuhrpark des Logistikunternehmens Duvenbeck - und alle Fahrzeuge sind mittels Telematik mit der Disposition vernetzt. Das war nicht immer so. "Als wir 2005 mit Telematik loslegten, war das ein simples Lkw-Mapping", so Fuhrparkleiter Bernd Reining, der auf dem Digital Services Symposium von Schmitz Cargobull zu den Referenten zählte."Wir konnten zwar sehen, wo der Lkw ist - telefoniert und gemailt wurde zunächst aber trotzdem noch." Die Zeiten sind freilich längst vorbei. "Nur eine Telematik haben reicht nicht - man muss sie sinnvoll einsetzen und die Daten in Drittsysteme einbinden", so Reining. Und das führt das Unternehmen heute mithilfe von Data Warehousing und intelligenten Algorithmen aus."Wir haben schnell gelernt, dass die konsequente Nutzung von Telematikdaten aus Truck und Trailer nicht nur für Transparenz sorgt, sondern auch positive Synergien beibringt", so Reining. Ziel sei, durch den smarten Einsatz von Telematik möglichst viel manuelle Arbeit einzusparen und den Fahrzeugeinsatz optimal zu planen."Für mich muss ein Lkw sich selbst in die Werkstatt disponieren, der Trailer sich melden, wenn was ist, und eine automatische Disposition muss wissen, welcher Trailer gerade leer oder halbvoll ist", so Reining. Methoden der Künstlichen Intelligenz helfen nicht nur bei der vorausschauenden Wartung der Duvenbeck-Fahrzeuge, sondern auch bei der Ersatzteilbeschaffung. Ziel ist es, dass die KI weiß, welcher Lkw voraussichtlich wann ein neues Teil braucht, wo er sich gerade befindet und dann nach verfügbarer Lieferzeit und günstigstem Angebot selbstständig das benötigte Ersatzteil ordert. "Mit Datenanalyse bleiben die Fahrzeuge nicht mehr so häufig stehen", so Reining. Natürlich müsse man in Hardware, Datenanalyse und die eigene Entwicklungsabteilung investieren."Wir stehen zwar noch relativ am Anfang unseres Weges. Wir sehen aber schon jetzt die ersten Signale und konnten an manchen Stellen schon eine deutliche CO2-Reduzierung erzielen und so die notwendige Nachhaltigkeit wesentlich verbessern", resümierte Reining. mh Mehr zum Thema finden Sie unter #Telematik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Auf dem Digital Services Symposium von Schmitz Cargobull berichteten Telematik-Experten und Praktiker, welches Potenzial in Telematikdaten schlummert. Darüber hinaus stellte der Trailerhersteller ein neues Tool vor, das Spediteuren dabei hilft, ihre sensiblen Daten sicher mit RTV-Plattformen zu teilen.

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