Die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen ist für die betroffene Industrie notwendig, um die Klimaziele erreichen zu können. Tenor eines Parlamentarischen Frühstücks in Berlin: Dieser Spagat kann mit der richtigen Technologie gelingen.
Aufgrund der aktuellen Krise stehen die deutsche und europäische Wirtschaft allerdings unter Druck. Das führt zu einem Rückgang der Transportmengen, was wiederum Nutzfahrzeughersteller als auch Anbieter von Ladeinfrastruktur, die massiv in die Produktentwicklung investiert haben, vor große Herausforderungen stellt.
MAN und ABB E-Mobility fordern deshalb einen raschen, flächendeckenden und ambitionierten Ausbau der Ladeinfrastruktur. Beide Unternehmen kommen zur Einschätzung, dass „die finanziellen Risiken drohender Strafzahlungen, die ein verschleppter Ladeinfrastrukturausbau auslöst, existenzbedrohend sind.“ Jedes Prozent Verfehlung kostet die Nutzfahrzeugindustrie ab 2025 eine hohe zweistellige und ab 2030 eine dreistellige Millionensumme.
Die beiden Unternehmen appellieren deshalb an eine künftige Bundesregierung, folgende Punkte schnell umzusetzen:
- Gesicherte Finanzierung und schnelle Umsetzung des Lkw-Schnellladenetzes
- Vorausschauender Netzausbau mit schnelleren Anschlüssen
- Investitionsoffensive durch die Lkw-Maut
- Booster für das Depotladen
Dazu müsse die Ausschreibung auch für bewirtschaftete Rasthöfe noch 2025 erfolgen. MAN und ABB fordern außerdem, dass die neue Bundesregierung den Aufbau von Ladeinfrastruktur ins „überragende öffentliche Interesse“ stellen muss. Denn für Betriebe, die ihren Fuhrpark umstellen wollen, habe die Ladeinfrastruktur den Charakter einer kritischen Infrastruktur.
Beide Unternehmen haben zudem ein Defizit im Netzausbau erkannt und fordern deshalb eine vorausschauende Planung. Das betreffe geeignete Flächen sowie vereinfachte und verkürzte Genehmigungsverfahren – sowohl für öffentliche als auch private Ladeanschlüsse in Gewerbegebieten.
Nach Kalkulationen der OEMs braucht Europa bis 2030 mindestens 50.000 öffentliche Ladepunkte, davon 10.000 in Deutschland. Die finanziellen Mittel dafür sollten aus dem bewährten Prinzip „Straße finanziert Straße“ stammen.
Bis 2027 sollen rund 30 Milliarden Euro durch die CO2-Komponente in der Lkw-Maut eingenommen werden, die eine ausreichende Finanzierung sichern könnten. Auch steuerliche Anreizmechanismen – wie Sonderabschreibungen für E-Lkw, Leasingzuschüsse, attraktive KfW-Kredite für alle E-Lkw Investitionen sowie die Senkung der Netzentgelte und der Stromsteuer – könnten dazu beitragen, die Elektrifizierung der Fuhrparks zu befeuern. Zentral ist dabei, dass alle Anreize und/oder Förderungen nicht kurzfristig in Frage gestellt oder gestrichen werden, sondern für die gewerbliche Wirtschaft und Kunden langfristige Planungs- und Investitionssicherheit besteht.