Bonn/Obertshausen. An diesem Mittwoch nimmt DHL in Obertshausen in der Nähe von Offenbach am Main ein weiteres Paketzentrum in Betrieb - es ist das 34. und zugleich das größte in Deutschland, heißt es von dem Unternehmen. Mit einer Sortierkapazität von 50.000 Paketen pro Stunde sei es das leistungsfähigste Paketzentrum des gelben Riesen. Zum Vergleich: Herkömmliche Paketzentren haben laut DHL eine Sortierkapazität zwischen 30.000 und 40.000 Sendungen pro Stunde.
Auf rund 37.000 Quadratmetern Hallenfläche erstrecken sich über sechs Kilometer Sortier und Förderstrecken mit mehr als 400 Sortier-Endstellen, an denen die Mitarbeiter die Pakete weiterverladen. Alleine in der Tragekonstruktion der Anlagentechnik seien über 2000 Tonnen Stahl verarbeitet, berichtet DHL. Das entspreche einem Drittel der Stahlmenge, die für den Bau des Eiffelturms in Paris nötig waren. Insgesamt hat der Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag in den neuen Standort investiert.
Bei dem Bau der Halle hat DHL auch an das Thema grüne Logistik gedacht. So wurde für das Paketzentrum Obertshausen ein Gas-Blockheizkraftwerk zur Beheizung der Halle und gleichzeitigen Erzeugung von elektrischem Strom installiert. Auf der Dachfläche wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 650 kWp (Kilowatt peak) errichtet. Der Großteil des auf diese Weise erzeugten Stroms werde im Paketzentrum selbst genutzt.
750 Millionen für das Paketnetz
Das Paketgeschäft ist für die Konzernmutter Deutsche Post ein Garant für Wachstum und sichere Profite. Keine andere Sparte des Logistikriesen wird angesichts der künftigen Geschäftsaussichten mit so vielen Lorbeeren überhäuft wie dieses Geschäftsfeld. Jürgen Gerdes aus dem Postvorstand, der für das Ressort verantwortlich zeichnet, hatte schon vor ein paar Jahren das ehrgeizige Ziel ausgegeben: „Das Paket soll so schnell wie ein Brief werden“. Dazu hat der gelbe Riese in den vergangenen Jahren viel Geld in die Modernisierung und den Ausbau seines Paketnetzes investiert, unter anderem in Paketzentren und sogenannte Zustellbasen. Das sind die Verteilzentren, erste Anlaufstellen für Tausende von Paketboten. Seit 2011 sind es mehr als 750 Millionen Euro gewesen.
Welche Dynamik der Markt hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen, die der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) vor wenigen Wochen veröffentlichte. Danach wurden 2015 in Deutschland 2,9 Milliarden Sendungen - einschließlich Kurier- und Expressmarkt - verschickt und ein Umsatz von 17,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dazu steuerte der Paketmarkt mit einem Anteil von 54 Prozent den größten Anteil bei. Bis 2020 rechnet der Verband in der Kurier- Express- und Paketbranche mit einem Wachstum um gut 5 Prozent pro Jahr auf knapp 3,8 Milliarden Sendungen. Kein Wunder, dass die Unternehmen gewappnet sein wollen. Auch die Konkurrenten der Post haben sich längst auf den Dauerboom im Online-Handel eingestellt. So will etwa die Logistikgruppe Hermes bis 2019 rund 300 Millionen Euro in neun neue Logistikzentren in Deutschland investieren. (ks/dpa)