Innerhalb weniger Wochen erbeuteten Einbrecher, vermutlich eine organisierte Bande, bei Diebstählen von Zugmaschinen und vollen Trailern in Millionenhöhe von einem Unternehmen in der Nähe von Köln. Das potenzielle Diebesgut, meistens geladen mit jeweils 28 Tonnen Kupfer, steht auf dem Parkplatz des Unternehmens Lenicker, in Hürth, das sich unter anderem auf die Vermietung von Stellplätzen von Trailern für den Kombinierten Verkehr spezialisiert hat.
Karl-Heinz Lenicker wendete sich jetzt an die VerkehrsRundschau mit der Bitte die Geschichte des Unternehmens zu veröffentlichen. Denn: Die Polizei will dem betroffenen Unternehmen nicht wirklich unter die Arme greifen. Die Diebstähle liefen immer gleich ab, wie er uns erzählt: "Die Diebe wissen genau, wo alles ist. Sie machen nichts kaputt, sind top organisiert."
Schnell, organisiert, ungreifbar
Nachdem die Täter, eine genaue Zahl ist nicht bekannt, auf dem Gelände die Überwachungsvideos ausgeschalten haben, montieren sie die Schranke zur Auffahrt des Geländes ab. Der ganze Diebstahl ist gut geplant und scheint realtiv schnell über die Bühne zu gehen.
Der letzte Einbruch fand in der Nacht zum 9. auf den 10. Juni statt. "Es trifft immer die gleichen Unternehmen, die bei uns ihre Trailer parken. Die sind meistens beladen, da es im Moment immer wieder Probleme auf der Schiene gibt. Die Diebe wissen das", erzählt Lenicker weiter. Meistens werden die gestohlenen Trailer in der Niederlande wiedergefunden. "Wir vermuten, dass sie das Kupfer dort verkaufen, denn in den Niederlanden gibt es nicht so viele Vorschriften wie in Deuschland", berichtet er weiter.
"Polizei und Politik unternehmen nichts"
Frustiert ist der Unternehmer vor allem, weil sich die örtliche Polizei laut seinen Aussagen nicht wirklich für die Diebstähle interessiere: "Wir melden das natürlich jedes Mal. Dennoch redet sich die Polizei mit Personalmangel raus. Wir sollen einen privaten Wachdienst einsetzen."
Deswegen hat der Unternehmer auch schon auf eigene Faust gehandelt und ortete die gestohlenen Trailer: "Wir haben das GPS verfolgt, bis zu einer verschlossenen Lagerhalle in Köln", erzählt Lenicker weiter.
Er würde sich ein beherzteres Einsetzen der Polizei, aber auch der Politik wünschen. "Es geht ja nicht nur uns so. Und die Diebstähle häufen sich. Irgendwann spielen auch die Versicherungen nicht mehr mit. Wie soll das weiter gehen?"
Kurz nach dem Gespräch mit der VerkehrsRundschau bot die lokale Polizei an, an den Wochenenden mit einer Hundestaffel über das Gelände zu gehen, um Präsenz zu zeigen.
Kombinierter Verkehr: Gut für die Umwelt, kompliziert in der Praxis?
Der Kombinierte Verkehr soll wachsen, nicht nur der Umwelt zuliebe. Doch in der Praxis läuft es noch nicht so, wie es sollte: Bahnstrecken sind inaktiv oder müssen in langjährigen Prozessen saniert werden und bei Ausfällen stehen die vollen Trailer auf Parkplätzen wie dem von Karl-Heinz Lenicker. "Das wissen solche Banden. Sie schneiden die Trailer nachts oder am Wochenende auf oder, wie in unserem Fall: Nehmen das ganze Ding mit."
(ste)