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Angst der Deutschen wächst

10.02.2025 10:58 Uhr | Lesezeit: 3 min
Eine junge Frau sitzt vorm Computer und guckt besorgt
Die Sorge in Deutschland ist groß – und das Vertrauen in die Politiker erschreckend gering
© Foto: Drazen/stock.adobe.com

Angesichts des politischen Klimas, der wirtschaftlichen Lage und der Flut an schlechten Nachrichten steigen die Ängste der Menschen in Deutschland.

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„Drei Viertel der Deutschen sind in großer Sorge, dass die Spaltung der Gesellschaft zunimmt und zu Konflikten führt“, berichtet Grischa Brower-Rabinowitsch, Studienleiter der repräsentativen Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“. Dafür wurde vom 23. bis zum 25. Januar 2025 vom Infocenter der R+V Versicherung tausend Bürger befragt. 

Im Sommer 2024 lag die Sorge noch bei 48 Prozent, so Brower-Rabinowitsch: „Einen derartigen Anstieg einer Angst – um 26 Prozentpunkte – beobachten wir in der Langzeitstudie äußerst selten. Das Ergebnis sollte hellhörig machen."

Unmittelbar vor der Befragung fand der Anschlag in Aschaffenburg statt – die Reaktionen politischer Akteure trugen, so Borucki, zu den Ängsten bei: „Die teilweise undifferenzierte Debatte um Migration wurde in einer Weise geführt, die an historische Muster erinnert – insbesondere an die Weimarer Republik, als Sündenböcke konstruiert wurden. Migration wird als das zentrale politische Problem gedeutet. Damit werden Feindbilder aufgebaut, die zu einer weiteren Spaltung führen können.“

Die Polarisierung, aber auch der raue Ton in der Politik verstärkten Borucki zufolge die Spaltungsangst: „Bemerkenswert ist auch die teilweise unreflektierte Art mancher Medien im Umgang mit Fakten und Meinungen. Zur Furcht vor gesellschaftlicher Spaltung tragen aber noch weitere Faktoren bei, wie das Gefühl abgehängt zu sein, nicht gehört und von der Politik abgewertet zu werden.“

Große Sorge vor Inflation und Wirtschaftseinbruch

„Düster ist auch der Blick der Deutschen auf die finanzielle Situation“, berichtet Brower-Rabinowitsch weiter. „70 Prozent der Befragten haben Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten.“ Dass es im Sommer 2024 nur 57 Prozent waren, erklärt Politikwissenschaftlerin Borucki, die die R+V-Studie als Beraterin begleitete: „Die Inflation mag gesunken sein, aber die absoluten Preise sind hoch geblieben. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich ihr Lebensstandard real verschlechtert hat. Besonders spürbar ist dies bei Mieten, Energie- und Lebensmittelpreisen.“

68 Prozent der Befragten haben außerdem Sorge vor einem wirtschaftlichen Einbruch. „Auch hier beobachten wir einen bemerkenswerten Anstieg – um 20 Prozentpunkte“, sagt Brower-Rabinowitsch. „Deutschland befindet sich in einer wirtschaftlichen Schwächephase. Hier muss die Politik dringend Antworten liefern“, fordert Professorin Borucki. „Die neue Bundesregierung braucht ein klares Konzept dafür, wie Deutschland langfristig wettbewerbsfähig bleiben kann.“

Wenig Vertrauen in die Politik

Allerdings: „Das Vertrauen der Deutschen in die Politiker und Politikerinnen ist erschreckend gering“, so Brower-Rabinowitsch. „61 Prozent der Befragten fürchten, dass diese von ihren Aufgaben überfordert sind. Das gilt für die Regierung genauso wie für die Opposition.“ Schon vergangenen Sommer war das Vertrauen in die Politik mit 49 Prozent nicht hoch. „Politik und Bevölkerung entfremden sich immer mehr. Viele Menschen fühlen sich nicht mehr vertreten, politische Debatten erscheinen oft realitätsfern und von parteipolitischem Kalkül geprägt“, erklärt Professorin Borucki.

55 Prozent der Befragten vergeben Schulnoten 5 oder 6 an die deutschen Politiker. „Das ist alarmierend“, warnt die Politikwissenschaftlerin. „Sollte sich der Vertrauensverlust vertiefen, könnten sich rechtsextreme Parteien weiter etablieren. Die Wahl 2029 würde damit zur Bewährungsprobe für die Demokratie. Es liegt jetzt an den demokratischen Parteien, das Vertrauen in Demokratie und Zusammenhalt zurückzugewinnen.“

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