Berlin. Dorothee Bär, CSU-Politikerin und Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister, kommt aus Bayern und steht dazu. Aus diesem Grund erschien sie am Mittwoch im Dirndl im deutschen Bundestag. Eigentlich keine große Sache – sollte man meinen. Wäre da nicht die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl gewesen. Die bezeichnete das fesche Outfit schlicht und ergreifend als „rückständig“ – und löste damit eine handfeste Auseinandersetzung auf Twitter aus.
Nachdem Dorothee Bär auf das erste Posting von Kotting-Uhl aufmerksam geworden war, konterte sie online charmant mit der Frage, ob die Grünen denn wohl ein Dirndltrageverbot planen würden. „Nein, ist ok“, schrieb die Grünen-Politikerin zurück. „Die Bayern finden’s passend, der Rest der Welt rückständig“, ergänzte sie. Bär nahm das Thema wieder auf und antwortete mit einem Foto der ehemaligen Grünen-Fraktionschefin Claudia Roth – im Dirndl auf dem Oktoberfest. Doch auch dies ließ Kotting-Uhl nicht gelten. „Der Unterschied zwischen Grünen-Frauen in Bayern Dorothee Bär: Sie verwechseln den Bundestag nicht mit dem Oktoberfest“, schrieb sie.
Die Netzgemeinde reagierte gelassen und schlug sich größtenteils auf die Seite der Staatssekretärin. Sogar aus der SPD gab es Rückendeckung: „Finde es verblüffend, dass die Grünen der CSU vorschreiben wollen, was im Bundestag angezogen werden darf. Verrückte Welt“, twitterte der Abgeordnete Thomas Hitschler.
Und Dorothee Bär? Die nahm die ganze Auseinandersetzung mit einer großen Portion Humor und umfassender Gelassenheit. „Ich dachte, die Grünen hätten ihren Status als Verbotspartei hinter sich gelassen“, sagte sie gegenüber der Bild-Zeitung. Ein Dirndl sei keine Folklore und schon gar nicht rückständig. „Wer unter dem Deckmantel des Liberalismus surft, zeitgleich aber Menschen nach ihrem Äußeren betrachtet, ist der wahre Spießer“, führte sie an. Und betonte erneut: „Eine Tracht ist keine Verkleidung“. (sno)
Bernd Hoche