Zahlungsziele: Wo kein Kläger, da kein Richter

R und jedes sechste deutsche Unternehmen begleicht seine Rechnungen zu spät. Um die Zahlungsmoral im Geschäftsverkehr zu verbessern, hat die Bundesregierung Ende Juli eine EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt: Nun sind Zahlungsziele von mehr als 30 Tagen in Klauseln von Allgemeinen Geschäftsbedingungen verboten (siehe Seite 58). Nur per Individualvereinbarung dürfen Auftraggeber und Auftragnehmer zusammen mehr als 60 Tage für die Fälligkeit einer Forderung festlegen. Wer sich daran nicht hält, muss einen Verzugszins von mittlerweile neun Prozentpunkten über dem Basiszinssatz und eine Verzugsschadenpauschale in Höhe von 40 Euro als Strafe abdrücken. Stillschweigen versus Schmerzgrenze Ändern dürften die gesetzlichen Neuregelungen an dem bisherigen Zahlungsverhalten gewerblicher Kunden vorerst dennoch wenig. Denn die Grundkonstellation der Geschäftsbeziehungen im Güterverkehr bleibt dieselbe: Solange große Verlader es sich aussuchen können, mit wem sie zusammenarbeiten, solange dulden es einige Spediteure und Frachtführer, wenn sie mitunter Monate nach getaner Arbeit noch immer auf ihr Geld warten. Wegen des harten Preiskampfes im Transportgewerbe sind vor allem kleinere Dienstleister froh, wenn es ihnen gelingt, Kunden zu halten. Doch der Grat zwischen geschäftlichem Entgegenkommen und Pleite gehen ist schmal. Immerhin haben Gläubiger nun eine bessere gesetzliche Handhabe gegen säumige Schuldner. Und sie sollten im Zweifel nicht zögern, von ihrem Recht Gebrauch zu machen.

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