Hamburg. Maja Skubella, Bewerbungscoach aus Hamburg, weiß, warum Storytelling im Anschreiben bestens ankommt. Im Interview erzählt die Expertin, was man beachten muss.
Was können Bewerber tun, damit Ihre Bewerbung heraussticht?
Fakt ist für den Bewerber: Sitzt ein Personaler vor einem Berg von Unterlagen wird er sich für die einzelne Bewerbung nicht so viel Zeit nehmen können. Zunächst nimmt er sich maximal eine Minute für die einzelne Bewerbung, um die Unterlagen zu überfliegen und sich einen Überblick zu verschaffen. Für den Bewerber heißt das, er muss sich so verkaufen, dass er im Kopf des Entscheiders hängenbleibt. Die Voraussetzung für überzeugende Unterlagen ist, dass sich die Bewerber intensiv mit dem Stellenprofil und dem Unternehmen beschäftigt haben. Auch wenn diverse Bewerbungen versendet werden, sollte jede Bewerbung individuell und mit Zeit formuliert werden. Die Bewerbungsunterlagen müssen unternehmens-, branchen- und positionsorientiert sein. Die Bewerber sollten klar und so konkret wie möglich die gewünschten Kompetenzen aufgreifen und auf diese eingehen. Dabei empfehle ich gerade Fach- und Führungskräften die Bewerbung erfolgsorientiert zu formulieren. Durch eine erfolgsorientierte Darstellung kann sich etwas ganz anders anhören als durch eine rein sach- und aufgabenbezogene. Das heißt, es sollen konkrete Zahlen, Projekte, Erfolge und Tätigkeitsbeschreibungen aufgelistet werden, sodass der Entscheider sich ein klares Bild von der Person machen kann.
Was gibt es in punkto Lebenslauf zu beachten?
Der Lebenslauf sollte interessant zu lesen und lesefreundlich dargestellt sein. Durch eine leserzentrierte Formatierung kann die Aufmerksamkeit geschickt gelenkt werden. Entscheidend für einen guten Lebenslauf ist, wie die Kenntnisse und Erfahrungen eines Bewerbers transportiert werden. Absoluter Trend und eine gute Möglichkeit für den Einstieg ist ein Kurzprofil dem Lebenslauf voranzusetzen. Fach- und Führungskräfte können eine Zielgruppenkurzbewerbung vor dem Lebenslauf einfügen. Das kann aus den Rubriken bestehen, „Was ich für Sie tun möchte“, „Was Sie von mir erwarten können“, „Was ich mir vorstelle“ und einen kurzen Überblick über die Karriere. Was auch ein Trend ist, eine Grafik einzubauen beispielsweise mit Schwerpunkten. Dieses Bild lockert den Gesamteindruck auf und ist eine gute Möglichkeit, wichtige Infos grafisch zusammenzufassen. Das Kurzprofil an sich muss auch nicht zwangsläufig so betitelt werden. Gern hier eine Art Slogan, der eine Kombination aus der gewünschten Position und des Bewerbers darstellt. Bei einer Assistentin könnte „Organisationstalent mit Blick für das Wesentliche“ stehen. In diesem Kurzprofil bietet der Bewerber dem Entscheider einen ersten Eindruck. Das heißt, es soll ein gut überlegter Überblick über die Qualifikation sein. Was kann der Bewerber besonders, wie schafft er sich von anderen fachlich abzuheben. Dieses Kurzprofil bietet einen Einstieg und generiert Interesse. Lebensläufe werden auch immer internationaler, sprich die angloamerikanische, erfolgsorientierte Form setzt sich aktuell durch. Durch geschicktes Weglassen oder Betonen von Fakten im Lebenslauf können die Bewerber Schwerpunkte setzen.
Beim Anschreiben geht der Trend Richtung Storytelling. Warum?
Weil wir Menschen gern Geschichten lesen. Nur Inhalt, also „nackte“ Zahlen und Fakten dem Entscheider von sich zur Verfügung zu stellen ist zwar auch eine Möglichkeit, aber eine (Erfolgs)geschichte beziehungsweise eine persönliche Geschichte überzeugt, berührt und begeistert den Leser, den Entscheider, den Personaler oder Fachverantwortlichen. Natürlich muss das eine Geschichte sein, die dem Entscheider aufweist, warum er genau diese Person braucht, warum genau diese Person die Stelle ausfüllt und unbedingt kennengelernt werden muss.
Wie kann man sich so ein Anschreiben vorstellen?
Beginnen kann der Bewerber mit einer Frage oder dem Aufgreifen eins Zitats des Unternehmens oder ein Bild, das in der Anzeige umschrieben wurde. Dann schildert der Bewerber seinen Weg, beschreibt seine Faszination für die Branche, den Bereich, Produkt oder was passt. Der Bewerber geht vielleicht sogar bis in seine Schulzeit zurück oder zieht sein Hobby, sein Interesse oder Engagement mit ein. Wichtig ist, dass der Entscheider eine logische Abfolge, einen Lebensprozess, eine Entwicklung und immer wieder ganz wichtig die Motivation und die Lust in dem Unternehmen zu arbeiten erkennt. Der Schreibstil sollte konkret und auf das Wesentliche beschränkt sein, also keine überflüssigen Füllwörter beinhalten. Zudem sollte die Geschichte nicht abstrakt geschrieben werden.
Für wen eignet sich diese Art von Anschreiben?
Ein Storytelling-Anschreiben ist emotional gestaltet und der Bewerber kann es auch gut für Initiativbewerbungen nutzen. Es erzählt eine ehrliche Geschichte, die Interesse an der Person wecken soll und das Profil gut herausstellt – auch wenn die Person nicht 100-prozentig zur Stellenausschreibung passt. Gerade für Bewerber, die keinen stringenten Lebenslauf haben und nicht absolut durch ihre fachliche Kompetenz punkten können – es also mit Zahlen und Fakten belegen können, im Gegenteil hier eher ins Hintertreffen geraten würden im Vergleich zu den Mitbewerbern – ist das Storytelling-Anschreiben eine gute Möglichkeit die Motivation zu verdeutlichen. (ts)