Was unter dem Strich übrig bleibt

So manch ein Transportunternehmer wird mit einem gewissen Neid auf die Bilanzzahlen seiner Kunden schauen - sofern diese denn öffentlich sind. Zumindest von einigen Großunternehmen sind die Ergebnisse bekannt. So kann das Vorzeigeunternehmen Henkel mit einer Umsatzrendite von 16,2 Prozent glänzen. Auch für viele weitere Industrie- und Handelsunternehmen war 2015 ein gutes Jahr - und diese haben damit deutlich besser abgeschnitten als ihre Transportdienstleister. 15,1 Prozent schreiben rote Zahlen Während es also relativ einfach ist, ein Transportunternehmen zu gründen. scheint es jedoch alles andere als leicht, damit Geld zu verdienen. Das zeigen auch die Ergebnisse der Befragung, die die VerkehrsRundschau beim Meinungsforschungsinstitut Kleffmann in Auftrag gegeben hat und die von dem Beratungsunternehmen BearingPoint unterstützt wird. Der hohe Konkurrenzdruck unter den Transportunternehmen ist weiterhin spürbar. Der Anteil, der 2015 rote Zahlen geschrieben hat, betrug 2015 15,1 Prozent. Jeder siebte Transporteur hat es also nicht geschafft, im letzten Jahre Gewinne zu erwirtschaften. So hoch war der Anteil der Betriebe, die eine negative Umsatzrendite zum Jahresende in der Bilanz stehen hatte, noch nie seit der ersten Befragung zur Entwicklung der Rendite im Jahr 2012. Aber deshalb kann man nicht pauschal davon sprechen, dass 2015 ein schlechtes Jahr für die Transportbranche war. Vielmehr scheint zu gelten, was auch generell in Deutschland zu beobachten ist: Die Schere zwischen Arm und Reich geht langsam aber stetig auseinander. Der Anteil der Unternehmen, die eine Umsatzrendite von mehr als drei Prozent erreicht haben, lag 2015 bei 39,8 Prozent. Im Jahr zuvor waren es nur 35,8 Prozent der Unternehmen gewesen, die diese Grenze von drei Prozent übersprungen haben. Auffällig ist, dass der Anteil der Betriebe mit einer Rendite zwischen drei und fünf Prozent 2015 deutlich gestiegen ist (siehe Grafik unten). 3,4 Prozent erwarten 2016 Verluste Die Ergebnisse der VerkehrsRundschau-Umfrage ähneln denen, die das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) durch eine Befragung von Marktteilnehmern ermittelt hat. Demnach erzielt die Mehrheit im 1. Halbjahr 2015 Umsatzrenditen von einem bis drei Prozent. Unternehmen, die neben der Transportleistung logistische Dienstleistungen erbringen, haben laut BAG aber auch teilweise höhere Umsatzrenditen in einem Korridor von fünf bis zehn Prozent erzielt. Die Planungen für 2016 fallen jedoch besser aus - was jedoch auch nicht weiter verwundert, will doch letztlich kein Unternehmer Verluste einfahren. 3,4 Prozent der Befragten befürchten jedoch genau diesen Ernstfall. 9,1 Prozent gehen davon aus, dass sich 2016 Aufwand und Erträge die Waage halten werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Branche keinesfalls auf Rosen gebettet ist - trotz eines derzeit niedrigen Dieselpreises. Sollte dieser in den kommenden Monaten wieder spürbar ansteigen, dürfte dies trotz Dieselfloater für viele Fuhrbetriebe eine zusätzliche Belastung werden, die die ohnehin schon schmalen Renditen schmelzen lässt. (Überlebens-)wichtig in diesem Zusammenhang ist nicht nur die Preisentwicklung (dazu mehr in der kommenden Ausgabe, siehe auch Kasten "Lese-Tipp"), sondern auch die Auftragslage. Denn Transport ist ein Geschäft mit hohen Fixkosten. Je besser die Auslastung, desto besser fällt in der Regel auch das Ergebnis aus. Womöglich ist die höhere Rendite bei einigen Transportdienstleistern auf eine steigende Nachfrage zurückzuführen. Wobei deutlich wird, dass es auch hier keinen einheitlichen Trend gibt: Bei der Mehrheit der Verlader ist das Aufkommen (Transportkosten) 2015 zwar gestiegen. Aber es gibt nicht wenige Auftraggeber, für die war 2015 offenbar kein so ein gutes Jahr und die haben weniger Transporte vergeben (siehe Grafik Seite 22). Die Aussichten: vorsichtig optimistisch Von großem Interesse für die Transportdienstleister dürften die Erwartungen der Auftraggeber für das Jahr 2016 sein. Die von der VerkehrsRundschau befragten Verlader äußern sich nicht euphorisch, erwarten aber in Summe ein leicht besseres Jahr. Denn die Mehrheit (51,4 Prozent) geht von einem leicht steigenden Auftragsvolumen (ein bis fünf Prozent) aus. Aber der Optimismus ist auch nicht grenzenlos: Denn nur 4,2 Prozent erwarten ein Auftragsvolumen, das um mehr als fünf Prozent steigt. Immerhin 30,6 Prozent gehen von einem stagnierenden Volumen aus. Und 8,3 Prozent der Verlader wollen 2016 weniger Transporte vergeben als im Vorjahr. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Transportmarkt www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Frage des Quartals Jedes Quartal befragt die VerkehrsRundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Logistikbranche. In diesem Quartal haben Fach- und Führungskräfte von 88 Logistikdienstleistern und 72 Verladern an der vom Marktforschungsinstitut Kleffmann durchgeführten Untersuchung teilgenommen. Unterstützt wird die Frage des Quartals von der Unternehmensberatung BearingPoint. cd Lese-Tipp "Die aktuellen Frachtraten" Wie sich die Preise im Straßengüterverkehr im 1. Quartal 2016 entwickelt haben und mit welchen Frachtraten 2016 zu rechnen ist, lesen Sie in der VR 12/2016 vom 26.3.2016.Interesse am Artikel zu den Transportpreisen?Wenn Sie die VerkehrsRundschau über die BG Verkehr nur acht Mal im Jahr erhalten und nicht jede Woche im Abo beziehen, dann schicken wir Ihnen gerne einmalig ein kostenloses Heft mit dem gewünschten Artikel zu. 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