Warum testet Fahrner Oberleitungs-Lkw?

Ende 2019 sollen die ersten Oberleitungs-Lkw (O-Lkw) in Baden-Württemberg rollen. Sie selbst haben diesen Test initiiert. Wie kam es dazu? Ich habe aus der Presse von den geplanten Oberleitungs-Tests in Schleswig-Holstein und Hessen erfahren. Da habe ich unseren Landtagsabgeordneten gefragt, warum das Land des Automobils an solchen Tests eigentlich nicht beteiligt ist. Ich habe meinen Streckenvorschlag gemacht und das Ganze kam schließlich richtig ins Rollen, als das Verkehrsministerium sich eingeschaltet hat. Wie viele O-Lkw werden während der Testphase für Sie im Einsatz sein? Nach meiner Kenntnis werden insgesamt sechs O-Lkw gefördert. Vier davon werden bei uns im Fuhrpark für unsere Kunden eingesetzt, für die wir Papierkarton transportieren. Zwei weitere Lkw werden bei einer anderen Spedition genutzt, die die gleiche Strecke ebenfalls für einen Produzenten aus dem Papierkartonbereich fährt. Die Lkw fahren also im regulären Betrieb? Richtig. Wir sind heute schon für verschiedene Kunden auf der B 462 im unteren Murgtal unterwegs. Diese Strecke zwischen Gernsbach-Obertsrot und Kuppenheim habe ich als Teststrecke vorgeschlagen, weil sie meines Erachtens optimal dafür geeignet ist. Sie ist je Richtung etwa 17 Kilometer lang, enthält Gefälle, einen Tunnel sowie Ampelanlagen. An 365 Tagen rund um die Uhr sind dort Shuttle-Lkw unterwegs. Somit ist die Route prädestiniert als Versuchsstrecke. Ein positiver Nebeneffekt ist die Lärmreduzierung, denn die Strecke führt in Teilen durch Wohngebiete. Die O-Lkw tragen wesentlich zur Lärmreduzierung für die Anwohner bei - von der Reduzierung des CO2-Ausstoßes einmal abgesehen. Wird die gesamte Strecke mit Oberleitungen versehen? Nur auf etwa 7,5 Kilometern. In der Förderung sind Ladestationen beinhaltet, sodass die Lkw auch am Logistikzentrum und beim Kunden geladen werden und Teilstrecken mit Batterie fahren können. Deckt die Förderung des Umweltministeriums sämtliche Kosten des Tests ab? Die Förderung gleicht nach meiner Kenntnis die Differenz zwischen normalem Lkw und O-Lkw aus, sowohl bei den Anschaffungs- als auch den laufenden Kosten. Aber gewisse Kosten werden wohl auch bei uns im Unternehmen hängen bleiben. Unter anderem müssen unsere Fahrer geschult werden. Wie hoch die Kosten sein werden, werden wir sehen. Das war aber nicht ausschlaggebend für unsere Teilnahme am Test. Unsere Motivation war die Erkenntnis, dass wir einen Wandel im Verkehrssektor brauchen. So wie bisher kann es nicht weitergehen. Und diesen Wandel möchten wir möglichst aktiv mitgestalten. Von vielen wird der O-Lkw abgelehnt. Sehen Sie darin die Zukunft? Ich glaube, dass darin auf jeden Fall Potenzial steckt. Aber vor allem sollte man denen, die den O-Lkw ablehnen, die Frage stellen, welche Alternativen es gibt. Ein "Weiter wie gehabt" ist für mich und meine Mitarbeiter keine Alternative. Deswegen sind wir gerne bereit, unseren Beitrag zu diesem Versuch zu leisten. Kritik und Bedenken bringen uns nicht weiter, daher müssen wir es zumindest versuchen. Ob diese Versuchsstrecke am Ende dazu beiträgt, dass der Güterverkehr sauberer, umweltfreundlicher und effizienter wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sicher sagen. Aber wenn wir das herausfinden wollen, müssen wir etwas tun. Oberleitungs-Test in Baden- Württemberg Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat im September einen Förderbescheid für Oberleitungs-Lkw an den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) übergeben. Ab Ende 2019 sollen elektrische Lkw testweise auf einem Abschnitt der B 462 eingesetzt werden. Zu den insgesamt 17 Projektbeteiligten gehört auch die Spedition Fahrner, die einige der E-Lkw künftig in ihrem Fuhrpark nutzt. jt

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