Warum machen Sie beim "Abtretungsmodell" mit?

Warum haben Sie sich entschieden, auf BGL-Empfehlung mithilfe von Financialright gegen die Lkw-Kartellanten zu klagen? Preisabsprachen zu Lasten der Transportunternehmer, die seit eh und je mit schmalen Margen, maroder Infrastruktur und Knebelungen der Auftraggeber zu kämpfen hatten, haben sicherlich so manches mittelständische Familienunternehmen an den Rand der Existenz gebracht. Wenn dann mein Bundesverband mir die Möglichkeit bietet, kostenlos um mein Recht zu kämpfen, wäre ich doch schön blöd, mir diese Chance entgehen zu lassen! Viele Rechtsexperten bieten aktuell ihre Dienste in dieser Sache an. Vertrauen Sie den anderen nicht? Das ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Bei diesem Abtretungsmodell muss ich nicht in Vorkasse gehen und auch hinterher keine Anwalts- und Gerichtskosten fürchten. So ein Verfahren kostet eben Geld und es gab schon Unternehmen, denen eben dieses in letzter Instanz ausgegangen ist. Es gibt beim Rechtsstreit mit den Automobilkonzernen zudem einige Hürden, die sich allein nicht so leicht bewältigen lassen oder an denen man scheitern kann. Ich habe mich mit allen Modellen beschäftigt, die für die rechtliche Auseinandersetzung mit dem Lkw-Kartell angeboten werden, und aus meiner Sicht für das mit dem geringsten Risiko entschieden. Wie viele Lkw Ihrer Spedition sind von den Preisabsprachen betroffen gewesen und wie hoch schätzen Sie den Schaden? Ich gehe von einer niedrigen dreistelligen Zahl aus - also mehrere Hundert Lkw. Den Schaden kann ich noch nicht genau beziffern. Das Gutachten von Professor Roman Inderst im Auftrag von Financialright gibt hierüber Ende des Jahres Aufschluss. Eine erste Hochrechnung auf Basis konservativer Schätzungen zum durchschnittlichen Schaden in anderen Kartellfällen hat mich aktiv werden lassen. Einen Schadensersatz in der Größenordnung, die unser Gutachter dargelegt hat, nicht einzuklagen, wäre gegenüber meinem Unternehmen nicht zu verantworten. Man hat als Gesellschafter seinem Unternehmen gegenüber eben auch eine Verpflichtung. Entschädigt die Aussicht auf eine Rückzahlung in Höhe von bestenfalls Hunderttausenden Euro für den Aufwand, der zunächst mit dem Abtretungsmodell verbunden ist? Kauf- und Leasingverträge der Jahre 1997 bis 2011 aus dem Keller zu holen und alle relevanten Daten auf der Internetseite des Rechtsdienstleisters einzutragen, ist schon mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Aber ich weiß, dass es wichtig ist: Je genauer die Angaben sind, desto glaubhafter und aussagekräftiger ist das Gutachten, das als Grundlage für die spätere Schätzung des Gerichts dienen soll. Hatten Sie mit den Lkw-Herstellern eigentlich vorab selbst Kontakt aufgenommen? Ja, habe ich - aber ohne Erfolg. Die Gründe für das Ablehnen meines Anliegens konnte ich nicht nachvollziehen. Die Lkw-Hersteller zeigten auch keine Einsicht. So eine Art Sammelklage erzeugt insofern etwas mehr Druck. Und das Modell von Financialright hat den Vorteil, dass man seinen Schadensersatzanspruch abtritt und die Geschäftsbeziehung zum Flottenpartner nicht belastet. Wann und in welchem Umfang glauben Sie an Schadensersatz durch das Lkw-Kartell? Ich habe gerade einen erfolgreichen Fall hinter mir, in dem ich auch Schadensersatzansprüche treuhänderisch an einen Rechtsdienstleister übertragen hatte. Das Verfahren hat elf Jahre gedauert und ist durch zwei Instanzen gegangen. Ich denke, dass mir die eventuellen Rückzahlungen der Lkw-Kartellanten meine Rente aufbessern werden. Wünschenswert wäre ein Vergleich. Financialright und BGL versus Lkw-Kartell Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) hat kürzlich noch einmal empfohlen, Schadensersatzansprüche gegen das Lkw-Kartell über Financialright geltend zu machen. Auf einer Pressekonferenz beantworteten Vertreter des Verbandes und des Rechtsdienstleisters sowie von ihm beauftragte Gutachter und Anwälte wichtigste Fragen rund um den geplanten Rechtsstreit. Die Sicht der betroffenen Spediteure schilderte Kobernuß. ag