Warum holt Karstadt die Logistik zurück?

Karstadt und der Logistikdienstleister Fiege wollen gemeinsam ein Logistikunternehmen gründen. Das Joint Venture "Fiege X Log" soll ab 2020 die gesamte Logistik von Karstadt übernehmen, heißt es. Wie kommentieren Sie das? Vor 13 Jahren hat sich KarstadtQuelle von seiner Logistik getrennt. Damals übernahm die Deutsche-Post-Tochter DHL für zehn Jahre die Warenhaus-Logistik und den Bereich Groß- und Stückgut von KarstadtQuelle mit einem jährlichen Umsatz von insgesamt rund 500 Millionen Euro. Die Post zahlte dafür damals 200 Millionen Euro an KarstadtQuelle. DHL hat also für Karstadt den Betrieb gemacht, und Karstadt konnte durch diesen Deal mit der Post seine statischen Kapazitäten wie Assets und Mitarbeiter abbauen und stand dadurch bilanzmäßig besser da. Jetzt holt Karstadt die Logistik durch das Joint-Venture quasi wieder zurück ins Unternehmen. Interessant ist, dass auch Fiege durch dieses Joint Venture wieder zurück im Spiel ist. Fiege hat ja lange Jahre für den Versandhändler Neckermann, das bis 2010 zum Karstadt-Konzern (seinerzeit Arcandor) gehörte, die Großgutlogistik gemanagt. Im Übrigen auch, nachdem Karstadt die Logistik an DHL outgesourct hatte. Aber warum holt Karstadt seine Logistik jetzt wieder zurück ins Unternehmen? Vielleicht war Karstadt mit dem Service von DHL nicht mehr zufrieden. Wahrscheinlich lag es am Preis. Karstadt macht aber letztlich nur das, was immer mehr Händler und Online-Plattformen tun: Sie organisieren ihre Fulfilment- und Logistikleistungen selbst. Für viele Unternehmen zählt die Logistik wieder zur Kernkompetenz. Vorgemacht haben das Amazon und Zalando und sind damit erfolgreich. Damit bricht DHL ein Großkunde weg. Ja, das ist so. Das trifft vor allem DHL Fulfilment. Denn Deutsche Post DHL hatte ja vor 13 Jahren etwa 15 Logistikstandorte und 3000 Mitarbeiter von KarststadtQuelle für eine stattliche Summe übernommen. Und für diese Logistik-Center, ich denke da zum Beispiel an Ibbenbüren und Berlin, müssen jetzt neue Kunden gefunden werden. Sonst stehen diese leer. Fragen Sie mich jetzt aber nicht nach dem Umsatz, der DHL dadurch wegbricht, das weiß ich nicht. Und was bedeutet der Karstadt-Deal für Fiege? Das ist ein Riesencoup für Fiege! Und dieser kam sicher auch zustande, weil Fiege ein familiengeführtes Unternehmen ist. Solche Firmen können sehr viel zügiger Entscheidungen dieser Art treffen. Ein Konzern hätte da viel zu viele Entscheidungsschleifen drehen müssen. Ein Otto wäre nie so groß geworden, wenn es nicht als Familienunternehmen agieren hätte können. Nun haben ja Fiege und Karstadt angekündigt, dass Fiege X Log seine Leistungen künftig auch Dritten anbieten werde. Welche Chancen räumen Sie diesem Logistikunternehmen ein? Können die das ? Sie werden das gemeinsam schaffen, aber revolutionieren werden sie die Logistik wohl nicht (lacht). Klar, können sie sich als Omnichannel-Lösungsanbieter präsentieren und sicher auch von der Aufbruchstimmung im Bereich der Smart-City-Logistik profitieren. Die größte Herausforderung dürfte aber sein, Filialauslieferungen auch für weitere Kunden zu bündeln, dies auch mit Online-Belieferungen und weiteren Services zu kombinieren und schließlich "Shared Values" zu generieren. Die Weiterentwicklungen der Logistik im Kontext mit Smart-City-Konzepten und bei Last -Mile-Auslieferung bieten sicher gute Chancen für einen Neustart in diesem Segment. Fiege und Karstadt gründen Logistikfirma Karstadt und Logistikdienstleister Fiege gründen vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden das Joint Venture Fiege X Log. Das Unternehmen wird ab 2020 die gesamte Logistik des Warenhauskonzerns übernehmen. Karstadt holt damit die Logistik wieder ins Unternehmen zurück, die es im Jahr 2005 an DHL fremdvergeben hatte. Wie der Handelslogistikexperte Harald Gleißner diesen Schachzug einschätzt, erklärt er im Interview. eh

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