Köln/Bonn. Einen Tag vor den nächsten Verhandlungen im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes am 28. März haben die Warnstreiks in der Nacht zum Dienstag auch den deutschen Luftverkehr erreicht. An den Flughäfen sollen Beschäftigte von Gepäckabfertigung, Bodenverkehrsdiensten, Technik, Sicherheit und Verwaltung helfen, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Zudem hat die Gewerkschaft Verdi Angestellte von Bund und Kommunen im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hamburg zu Warnstreiks aufgerufen.
In Köln/Bonn, einem Flughafen ohne Nachtflugverbot und hohem Cargo-Anteil, legten Beschäftigte von Mitternacht an die Arbeit nieder. Das bestätigte ein Flughafensprecher der Nachrichtenagentur dpa. Inwiefern sich der Streik auf den Flugverkehr in Köln/Bonn auswirke, war am frühen Dienstagmorgen nach Angaben eines Flughafen-Sprechers zunächst unklar. Bis zum angekündigten Streikende um 10.00 Uhr seien 130 Starts- und Landungen im Personen- und Frachtverkehr geplant.
Nach Angaben der Lufthansa sind im Laufe des Tages auch München, Düsseldorf, Stuttgart und insbesondere Frankfurt/Main betroffen. Auf dem größten deutschen Luftverkehrsdrehkreuz Frankfurt/Main sollen nach Verdi-Angaben vom Vormittag an möglichst keine Maschinen mehr abheben. Wie ein Sprecher erklärte, wollen die Beschäftigten des Flughafenbetreibers Fraport von 5.30 Uhr bis etwa 14.30 Uhr ihre Arbeit niederlegen. In Stuttgart soll der Ausstand von 6.00 Uhr bis 11.00 Uhr dauern, in Düsseldorf geht die Flughafenleitung von Störungen zwischen 4.00 Uhr bis 12.00 Uhr aus. Am frühen Dienstagmorgen hat die Lufthansa im Internet bereits 450 gestrichene In- und Auslandsflüge veröffentlicht.
„Wir wollen mit gezielten Nadelstichen dafür sorgen, dass die Tarifverhandlungen, die am Mittwoch in Potsdam fortgeführt werden, möglichst zu einem Abschluss kommen“, erklärte der zweite Vorsitzende der DBB-Tarifunion, Willi Russ, am Montag. Die Gewerkschaften fordern für die rund zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst 6,5 Prozent mehr Geld. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 3,3 Prozent mehr Gehalt auf zwei Jahre lehnten die Gewerkschaften ab. Mit den Warnstreiks an den Flughäfen möchten sie unter anderem auch ihrer Forderung nach einer „allgemeinen Flughafenzulage“ Nachdruck verleihen. Insgesamt belaufen sich die Forderungen für die Beschäftigten der Verkehrsflughäfen auf einen Sockelbetrag von 290 Euro.
Der Flughafenverband ADV zeigt für die Forderung der Gewerkschaften kein Verständnis: „Flughäfen erzielen bereits heute in den Bodenverkehrsdiensten keine Gewinne mehr. Folglich ist die Vermeidung von Kostensteigerungen im Bodenverkehrsdienst für die Flughafenbetreiber das höchste Gebot“, erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV in Berlin. Bei einem Arbeitskampf könnte auf Deutschland im Mai eine Streikwelle von Beschäftigten der Metallindustrie, des öffentlichen Dienstes, der Banken und der Telekom zurollen. (dpa/bw)