Braunschweig/München. Die Sparte der schweren Nutzfahrzeuge im VW-Konzern soll ihren Hauptsitz von Braunschweig nach München verlagern. Aus Kreisen des Aufsichtsrats hieß es am Donnerstag, die Volkswagen Truck & Bus GmbH werde künftig in der bayerischen Landeshauptstadt angesiedelt. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet. Die Teilgruppe umfasst die schwedische Marke Scania sowie den Lkw- und Busbauer MAN und dessen brasilianische Tochter.
Der Schritt dürfte auch im Zusammenhang mit einem möglichen Börsengang der Sparte stehen. Dieser könnte wiederum zu einem größeren Umbaukonzept gehören, über das der VW-Aufsichtsrat nach Informationen aus dem Konzernumfeld am Donnerstag beraten wollte. Der Zeitung zufolge könnten die Haupteigner von Volkswagen – der Porsche/Piëch-Clan, das Land Niedersachsen und das Scheichtum Katar – durch die Ausgliederung der Lastwagen und Busse ihren Einfluss auf diesen Bereich weitgehend einbüßen.
Partnerschaft mit Toyota im Asiengeschäft
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich für einen Verbleib der Sparte in Braunschweig stark gemacht. München ist aber bereits die Heimat von MAN. Die leichten VW-Nutzfahrzeuge (Caddy, Transporter, Crafter, Amarok) sind in Hannover angesiedelt, könnten nach „Spiegel“-Informationen aber auch in eine weiter gefasste Nutzfahrzeug-Gruppe integriert werden.
Im Asien-Geschäft peilt der Konzern unterdessen eine Partnerschaft mit dem japanischen Lkw-Bauer Hino Motors an, der zum Erzrivalen Toyota gehört. Beide Seiten gaben in Tokio eine entsprechende Rahmenvereinbarung bekannt. Der Fokus der möglichen Kooperation liege auf konventionellen sowie Hybrid- und Elektroantrieben, der Vernetzung der Lastwagen sowie autonomen Fahrsystemen, sagte VW-Lkw-Chef Andreas Renschler auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hino Motors-Chef Yoshio Shimo. Organisatorisch bestehe das größte Potenzial im gemeinsamen Einkauf. Es werde eine Kooperation „zweier starker Partner in der globalen Transportindustrie“, sagte Renschler.
Herbert Diess wird Nachfolger von Matthias Müller
Die Aufseher zogen ihre Beratungen um einen Tag vor, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Ursprünglich war das Treffen für Freitag geplant. Ein Aufsichtsratssprecher wollte sich dazu nicht äußern. Neben der Umstrukturierung der Marken geht es auch um Personalfragen. Dabei dürfte der bisherige VW-Markenchef Herbert Diess zum Nachfolger des amtierenden Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller bestimmt werden.
Zudem wird mit weiteren Personalentscheidungen gerechnet. So soll Gunnar Kilian, bisher Generalsekretär im Betriebsrat, Personalvorstand werden und auf Karlheinz Blessing folgen. Denkbar ist auch, dass Vorstandschef Müller im Konzern bleibt und eine neue Funktion erhält. Der reguläre Vertrag des 64-Jährigen läuft bis 2020. (dpa/jt)