Umweltfreundlich ausliefern

Ohne 3,5-Tonner wäre der stetig steigende Trend zum Online-Handel nicht zu bewältigen. Schließlich sind es vorrangig die wendigen Transporter, welche die im Internet bestellten Waren zum Endkunden bringen. Und dabei vorrangig in urbanen Zentren unterwegs sind, wo das Thema Feinstaub- und NOX-Belastung aktuell intensiv diskutiert wird.3,5-Tonner mit Elektroantrieb sind zwar von mehreren Herstellern angekündigt, wirklich liefern kann bei den Strom-Transportern allerdings bislang nur Iveco mit dem sündhaft teuren Daily Electric. Noch kommt der Transportunternehmer am Dieselmotor also kaum vorbei. Doch welcher 3,5-Tonner bietet bei den wichtigen Kriterien Verbrauch, Frachtraumgröße und Nutzlast das beste Gesamtpaket, das schließlich Umwelt und Betreiber gleichermaßen nutzt? Antworten liefert das alljährliche Umweltranking "Green Van" der VerkehrsRundschau.Unserer Einladung zum Umweltwettbewerb folgten Ford, MAN, Mercedes-Benz und Volkswagen. Zugesagt hatte darüber hinaus Hyundai, wegen eines technischen Defekts am H 350 mussten sich die Koreaner allerdings kurzfristig abmelden. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, haben alle Vans die gleiche Transportaufgabe zu erfüllen. 700 Kilogramm Testballast müssen möglichst sparsam über unsere genormte VR-Testrunde befördert werden. Auf der Autobahn fahren wir nicht schneller als 130 km/h, auf Landstraßen und in der Stadt halten wir uns penibel an das jeweils zulässige Höchsttempo, wie wir uns generell um einen verbrauchsschonenden Fahrstil bemühen.Strenge TestkriterienAuch die Testfahrzeuge müssen eng gesteckte Kriterien erfüllen: der Kastenwagen darf ein Gesamtgewicht von höchstens 3,5 Tonnen aufweisen und muss mit einem Hochdach ausgestattet sein. Das maximale Ladevolumen legen wir zwischen 10,5 und 11,5 Kubikmetern fest, was bei allen Herstellern die meistverkaufte Karosserievariante darstellt.Variable Trennwände oder Durchladeklappen, mit denen sich der Frachtraum in den Fahrgastraum erweitern lässt, zählen dabei nicht mit, schließlich werden solche Ausstattungen im Transportalltag kaum genutzt.Unverzichtbar ist im Alltag dagegen eine Bodenplatte aus Holz oder Kunststoff im Laderaum sowie die geschlossene Trennwand, weshalb die Testfahrzeuge diese beiden Ausstattungsmerkmale zwingend mitbringen müssen.Bewusst offen ist die Ausschreibung beim Antriebsstrang gehalten. Der Testtransporter muss zwar von einem Dieselmotor angetrieben werden, welcher Leistungsklasse der aber entspricht und ob ein Schalt- oder Automatik-Getriebe die Kraftverteilung übernimmt, bleibt den Herstellern überlassen.Dass die Philosophien durchaus verschieden sind, zeigt sich beim Blick auf die unterschiedlichen Motorleistungen, für die sich die vier Hersteller entschieden haben. Stärkster im Feld ist mit 163 PS und 360 Newtonmetern Drehmoment der Mercedes Sprinter. Nominell eine Leistungsklasse darunter fahren der VW Crafter (140 PS, 340 Newtonmeter) und der Ford Transit (130 PS, 385 Newtonmeter). Weiteres Downsizing betrieb MAN und schickte die Basismotorisierung des 2,0-Liter-TDI, die es auf 102 PS und 300 Newtonmeter Drehmoment bringt. Der Grundsatz wenig Leistung, geringer Verbrauch geht für den MAN allerdings nur zum Teil auf. Auf der Landstraßen- und Stadt-Etappe bereitet es dem kleinen TGE-Antrieb noch keinerlei Probleme, den stärkeren Konkurrenten zu folgen, und ein Verbrauchsnachteil lässt sich ebenfalls nicht ermitteln.TGE-Motor muss sich mehr anstrengenAuf der Autobahn sieht die Sache anders aus. Dort hilft schon an leichten Steigungen nur der Bleifuß, um das Reisetempo von 130 km/h halten zu können. Bezogen auf den fast baugleichen Bruder VW Crafter hilft dem MAN-Antrieb zwar seine etwas kürzere Getriebeübersetzung. Das dadurch höhere Drehzahlniveau verbunden mit dem hohen Vollgasanteil sorgt aber für den höchsten Testverbrauch, auch wenn der mit 9,0 l/100 km immer noch im Rahmen bleibt.Sieger in dieser Disziplin ist der Ford, der die gleiche Strecke mit 8,3 l/100 km überwand. Der Transit-Antrieb profitiert besonders von seinem hohen Drehmoment, durch das sich der Ford am agilsten über die Testrunde bewegte. Vor allem aber erlaubt es niedrige Drehzahlen. Bei Tempo 120 werkelt der TDCI-Diesel bei lediglich 2100/min, die Wettbewerber drehen mindestens um 400 Touren höher.Kurz vor der Ablösung durch den bereits vorgestellten Nachfolger steht die aktuelle Generation des Mercedes Sprinter. Der 2,1 Liter große CDI-Diesel übernimmt bis auf Weiteres aber auch in der Neuauflage (siehe VR 7/2018) den Vortrieb. Der Vierzylinder mag zwar in Sachen Laufkultur keine Bestwerte liefern, beim Verbrauch muss er sich aber nicht verstecken. Mit 8,7 l/100 km kommt der Daimler auf den gleichen Dieselkonsum wie der nagelneue VW Crafter, dessen TDI allerdings in Sachen Laufkultur zusammen mit dem Ford vorne liegt.Letzterer bleibt auch beim Gewicht vergleichsweise im Rahmen. Wobei für alle vier Testprobanden gilt: Wirklich leicht ist keiner. Steigende Sicherheits- und Komfortansprüche bringen zusätzliche Pfunde. Selbst die 1260 Kilo Zuladung des Crafter-Testwagens sind für einen Transporter dieser Größe kein Ruhmesblatt.Dass der Crafter in dieser Wertung seinen Zwillingsbruder TGE deutlich distanziert, liegt übrigens daran, dass Volkswagen ein ausstattungsmäßig weitgehend nacktes Exemplar zum Vergleich entsandte.Schließlich zählt beim Green Van jedes überflüssige Kilo. Der Vergleich zwischen den beiden Konzernbrüdern zeigt eindrucksvoll, wie schnell durch ein paar Zusatzausstattungen hundert Kilo zusammenkommen, und auch der TGE-Testwagen ging keinesfalls als komplett ausgestattete Luxuskarosse ins Rennen.Start+Stopp sollte Serienstandard seinAm Ende müsste sich eigentlich der in allen drei Disziplinen ausgewogene Ford den Titel Green Van 2018 holen. Leider patzt der Transit bei der Spritsparausrüstung. Die im Stadtverkehr wichtige Start+ Stopp-Anlage bieten die Kölner zwar an, aber nur gegen Aufpreis.Wir sind jedoch der Meinung, dass der automatische Motorabschalter in jeden modernen Transporter gehört, weshalb der Ford, wie der Mercedes, wertvolle Punkte verlieren.Vorbildlich in diesem Kapitel sind die beiden Brüder VW Crafter/MAN TGE, wo Start+Stopp zur Serienausstattung gehört. So kommt es, dass der Crafter am Ende doch noch am Transit und der TGE am Sprinter vorbeizieht.Der für Mercedes ungewohnte letzte Platz ist aber mit Vorsicht zu genießen. Denn wie bereits erwähnt, rollt in den nächsten Wochen der Nachfolger auf die Straßen. Der hat Start+Stopp zwar weiterhin nur optional an Bord, dafür gibt es den Neuen endlich als Fronttriebler, was dem Stern einen Verbrauchs-, Gewichts- und Platzvorteil bescheren dürfte.Denn besonders verliert der Mercedes beim diesjährigen Ranking durch die Größe seines Frachtraumes. Laden die Modelle von Volkswagen, MAN und Ford über elf Kubikmeter ein, muss der Sprinter bei maximal 10,5 Kubik kapitulieren. Hier wird der neue Mercedes in der Fronttrieblerversion ebenfalls Verbesserungen bringen. Die dann wegfallenden Bauteile Kardanwelle und Hinterachsdifferenzial vergrößerten den Laderaum auf elf Kubik, wodurch der Daimler zu den Wettbewerbern aufschließt.Im nächsten Jahr werden die Karten also einmal mehr neu gemischt. Bis dahin darf sich der VW Crafter verdient über die Auszeichnung Green Van 2018 freuen. Womit der jüngste Spross der VW-Transporterfamilie übrigens seinen kleineren Brüdern Caddy und Transporter nacheifert, die 2016 und 2017 beim Green Van gewannen. Daher herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Triple nach Hannover!Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Green Van www.verkehrsrundschau.de/dossiersVW CrafterDer HerausfordererDer neue Crafter entstand erstmals ohne Zusammenarbeit mit Mercedes und soll dem Stern nach Willen von Volkswagen das Fürchten lehren. Die Neukonstruktion spürt man vor allem beim Fahrverhalten. Der Crafter rollt komfortabel ab, bietet aber trotzdem ein agiles Fahrverhalten. Der 2,0-l-TDI-Vierzylinder gefällt mit hoher Laufruhe und passabler Elastizität und liefert in der Version mit 140 PS genügend Power für den Transportalltag.+ agiles Handling, Start+Stopp Serie- gut ausgestattet hohes LeergewichtFord TransitDer SparsameDer Ford-TDCI-Diesel bietet trotz seiner "nur" 130 PS das höchste Drehmoment. Die Kraft zerrt beim Beschleunigen zwar zuweilen am Lenkrad, dafür lässt sich der Ford mit niedrigen Drehzahlen bewegen. Das trägt zusammen mit der akkurat arbeitenden Start-Stopp-Anlage, die leider nicht zur Serienausstattung gehört, dazu bei, dass der Transit den niedrigsten Verbrauch im Vergleich einfährt. Auch das Transit-Fahrwerk bietet ein ordentliches Niveau.+ niedriger Verbrauch, günstiger Preis- Start+Stopp nicht Serie, hohes Leergewicht

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