Kassel/Wolfsburg. Im Lieferstreit zwischen dem Autokonzern Volkswagen und zwei wichtigen Zulieferern gibt es nach VW-Angaben eine Einigung. Die Lieferanten nehmen die Belieferung von Volkswagen offenbar kurzfristig wieder auf, wie ein VW-Sprecher am Dienstag mitteilte. Nähere Informationen liegen noch nicht vor.
Ursprünglich war gestern verkündet worden, dass 1500 Mitarbeiter des VW-Werks Kassel in den kommenden Tagen unfreiwillig frei hätten. Von Donnerstag an sollten wegen fehlender Zulieferungen Teilbereiche der Getriebe- und Abgasfertigung geschlossen werden, teilte der Konzern am Montag in Wolfsburg mit. Zunächst wurde die Maßnahme bis einschließlich Montag, den 29. August, angekündigt. Auch fünf weitere VW-Werke mit mehr als 26.000 Mitarbeitern wären betroffen gewesen.
Hintergrund ist der Streit mit dem Zulieferer ES Automobilguss, der die Lieferung von Gussteilen unterbrochen hat. Trotz einstweiliger Verfügungen des Landgerichts Braunschweig habe das Unternehmen bisher nicht geliefert, hatte Volkswagen berichtet. Das einzige hessische VW-Werk in Baunatal bei Kassel ist der wichtigste Konzern-Standort für den Getriebebau. Der Zulieferer ES Automobilguss aus Sachsen liefert dafür normalerweise Guss-Gehäuse.
BME befürchtet beträchtliche Folgewirkungen
„Der Zulieferstreit könnte nach der Abgas-Affäre zu einer weiteren großen Belastungsprobe für die Automobilindustrie in Deutschland werden. Die Folgewirkungen für die gesamte Wertschöpfungskette sind schon heute beträchtlich”, betonte unterdessen Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Am Beispiel von VW zeige sich nach Feldmanns Meinung einmal mehr, „wie wichtig ein vorausschauendes und vor allem gut strukturiertes Risikomanagement in Einkauf, Supply Chain und Logistik ist”. Hier stünde vor allem der Einkauf in der Pflicht. Von ihm hänge es maßgeblich ab, ob das bestehende Lieferantennetzwerk engmaschig genug geknüpft ist, um bei einem plötzlichen Ausfall sofort reagieren zu können. Sonst bestehe, wie im Falle von VW die Gefahr, sich von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzelner Supplier zu stark abhängig zu machen. (dpa/sno)