Vorsicht Schwelle: Ab wann die Pflicht für ein Energiemanagementsystem greift

Es ist nicht neu, aber für den, der es um-setzen muss, drängt die Zeit, ist quasi schon abgelaufen: Alle Unternehmen - egal ob groß oder klein, die eine Schwelle von 7,5 Gigawattstunden (GWh) an Energieverbrauch überschreiten, müssen laut Energieeffizienzgesetz (EnEfG) ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem einführen und betreiben. Nicht nur Strom und Wärme, sondern auch die Tankfüllungen für den Fuhrpark sind dabei zu berücksichtigen, ob man von der Pflicht betroffen ist. Basis für die Schwelle ist der durchschnittliche jährliche Verbrauch der vergangenen drei Jahre. Da das Gesetz seit November 2023 in Kraft ist, mussten Unternehmen für 2023 schauen, ob sie 2020, 2021 sowie 2022 im Dreijahresdurchschnitt über diese Grenze gekommen sind. In diesem Fall hatten sie 20 Monate Zeit - also noch bis zum 18. Juli 2025, um ein entsprechendes Managementsystem einzurichten. Die gleiche Frist haben Unternehmen, die zum 1. Januar 2024 über der Schwelle lagen. Unter 750.000 Liter pro Jahr 20 Monate Umsetzungsfrist gelten auch als Zeitraum für alle Unternehmen, die diese Schwelle später überschreiten oder Anfang 2025 überschritten haben (§ 8 EnEfG). Unternehmen sind laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) verpflichtet, ihren durchschnittlichen "Gesamtendenergieverbrauch" über die drei vergangenen Jahre jeweils zu Beginn eines Jahres rückwirkend zu ermitteln. Während der Energieversorger auf seiner Rechnung den Strom- und Wärmeverbrauch schon in Kilowattstunden ausweist, bleibt für den eigenen Kraftstoffverbrauch nur das Rechnen. Das Amt hat auf seiner Webseite unter anderem ein "Merkblatt zum Ermitteln des Gesamtendenergieverbrauchs" eingestellt. Demnach entspricht der Kraftstoffverbrauch von einem Liter Diesel umgerechnet 9,96 Kilowattstunden (kWh), bei einem Liter Biodiesel liegt er bei 9,04 kWh. Zur Orientierung: Würde ein Unternehmen nur Energie in Form von Diesel für Lkw benötigen, würde die 7,5-GWh-Schwelle bei einem Verbrauch von rund 753.012 Litern pro Jahr erreicht. Bei Biodiesel läge sie bei gut 829.646 Litern. Rein hypothetisch, denn für Büroräume, elektrische Hallentore oder Lüftung fällt zusätzliche Energie an, die Unternehmen mitberücksichtigen müssen. Womit sich diese hypothetische Kraftstoffgrenze erniedrigt. Bei Lebensmittellogistikern schlägt das Thema Energie etwa durch Kühlhäuser stärker zu Buche. Frühzeitig loslegen Fällt ein Unternehmen zum Beispiel zum Stichtag 1. Januar 2025 im Dreijahresschnitt unter die Schwelle von 7,5 GWh pro Jahr, ist es nicht mehr verpflichtet, das entsprechende Managementsystem weiter umzusetzen oder zu betreiben, erklärt das BAFA. Sollte das Unternehmen zum 1. Januar 2026 wieder durchschnittlich über der Schwelle liegen, gelte die Pflicht erneut und es hätte 20 Monate Zeit, das Managementsystem einzurichten. Für Unternehmen, die regelmäßig um diese Schwelle schwanken, ist das Thema damit herausfordernd. Denn mit der Entscheidung einer Umsetzung abwarten, bis der nächste 1. Januar kommt, wäre laut BAFA nicht anzuraten. "Die Einführung eines solchen Systems innerhalb von acht Monaten ist organisatorisch sehr anspruchsvoll. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig mit der Planung zu beginnen." Dies verringere das Risiko von Verzögerungen und stelle sicher, dass das Unternehmen seiner Pflicht nachkommt, falls es doch über der Schwelle bleibt. Sollte ein Betrieb schon ein Energie- oder Umweltmanagementsystem haben, muss es dies logischerweise nicht mehr einzuführen. Das könnte vor allem sogenannte Nicht-KMU betreffen: größere Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern oder einem Umsatz von mehr als 50 Millionen und einer Jahresbilanzsumme von mehr als 43 Millionen Euro. Hier überlagern sich Pflichten von EnEfG und Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G). Während das eine sich an alle Unternehmen unabhängig von ihrer Größe wendet, betrifft das andere "nur" die Nicht-KMU. Es existiert schon länger. Energieaudit bei Nicht-KMU Das EDL-G verpflichtet Großunternehmen, alle vier Jahre ein Energieaudit durchzuführen. Betreiben sie ein Energie- oder Umweltmanagementsystem, sind sie von dieser Pflicht befreit. Alle Nicht-KMU, die über der 7,5-GWh-Schwelle liegen und schon vor Inkrafttreten des EnEfG ein entsprechendes System im Rahmen des EDL-G betreiben, haben ihre Pflicht also sozusagen vorab erfüllt. Nicht-KMU mit genau oder weniger als 500.000 kWh Verbrauch müssen alle vier Jahre nur ihren aktuellsten "Gesamtendenergieverbrauch" in der Online-Energieauditerklärung des BAFA melden. Nicht-KMU mit mehr als 500.000 kWh Verbrauch in den letzten zwölf Monaten und weniger als 7,5 GWh im Dreijahresschnitt sind verpflichtet, alle vier Jahre ein vollumfängliches Energieaudit durchzuführen - oder alternativ etwa ein Energiemanagement-System umzusetzen. Eine Pflicht, die sich aus dem EnEfG nach Paragraf 9 ergibt: Bestimmte Unternehmen müssen innerhalb von drei Jahren Umsetzungspläne zu Energiesparmaßnahmen erstellen. Das betrifft alle Nicht-KMU mit mehr als 2,5 GWh Energieverbrauch im Dreijahresdurchschnitt - mit einem nach dem 18. November 2023 entweder abgeschlossenen Energieaudit oder vollständig eingerichteten Energie- oder Umweltmanagementsystem. Und es betrifft alle KMU, die über der 7,5-GWh-Schwelle liegen und ein entsprechendes System einrichten. Die Drei-Jahresfrist beginnt, wenn das Audit fertiggestellt oder das System zertifiziert ist. Wer etwa den Pflichten des EnEfG nicht nachkommt, für den kann es teuer werden. Bis zu 100.000 Euro kann es an Bußgeld geben, wenn ein Betrieb ein entsprechendes Managementsystem nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig eingerichtet hat. Wer sich nicht um Umsetzungspläne kümmert, den kann das bis zu 50.000 Euro kosten. Das BAFA führt über einen automatisierten Auswahlprozess Stichprobenkontrollen durch, um zu überprüfen, ob die Unternehmen ihren Pflichten nachkommen. Wer ein entsprechendes Schreiben bekommt, muss laut dem Amt ein elektronisches Rückmeldeformular ausfüllen, um die Nachweise zu erbringen. Neue Audit-Schwelle geplant Wichtig: Sollte ein Betrieb in einem Jahr (n0) über die 7,5-Schwelle kommen und im Folgejahr (n1) darunter liegen, so reicht dem Amt in der Stichprobenkontrolle nicht der Nachweis, dass es in n1 unter der Schwelle liegt. Ein Unternehmen muss laut BAFA "plausibel darlegen können, dass die Umsetzung fristgerecht eingeleitet wurde, sofern die Schwellenwerte zuvor überschritten wurden". Ein Verweis, der sich nur auf das Jahr n1 beziehe, "könnte kritisch betrachtet werden", da Planung und erste Maßnahmen bereits im Jahr n0 erwartet wurden, wenn der Betrieb zu diesem Zeitpunkt noch über der Schwelle lag und somit verpflichtet war. Grundsätzlich sei es aber für Unternehmen mit hohen Energieverbräuchen ratsam, ein solches System einzuführen - unabhängig von einer Pflicht. Ein kleiner Ausblick: 2023 ist die novellierte EU-Energieeffizienzrichtlinie in Kraft getreten, die zum Teil noch nicht in nationales Recht umgesetzt ist. Sie sieht unter anderem eine Energieauditpflicht nur abhängig vom Energieverbrauch vor - ab 2,77 Gigawattstunden (Stand 29. Januar 2025). Was die neue Regierung hier nach der Wahl anstrebt und ob die EU gegebenenfalls noch Erleichterungen plant, bleibt abzuwarten.

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