Hamburg. Die Vorbereitungen für die umstrittene Elbvertiefung laufen auf Hochtouren. „Die Ausschreibung für die ersten Arbeiten ist jetzt auf dem Markt“, sagte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, am Freitag bei einer Schiffstour zu den künftigen Baustellen auf der Elbe. „Wir können heute durchaus stolz sagen, dass wir die Herausforderungen dieses ausgesprochen anspruchsvollen und hochkomplexen Projekts gewissenhaft und fachlich gründlich gemeistert haben.“Die Baggerarbeiten sollen im Frühjahr beginnen.
Im Zuge der Elbvertiefung wird die Fahrrinne der Elbe um einen Meter vertieft sowie an einigen Stellen deutlich verbreitert. Zwischen Wedel und Blankenese entsteht eine sieben Kilometer lange Begegnungsbox, so dass vier große Containerschiffe je Tide einander passieren können. Die Fahrrinne wird dort von 250 bis 300 Metern auf 385 Meter verbreitert. Allein dadurch können künftig 2800 Großschiffe pro Jahr den Hamburger Hafen erreichen, das sind ungefähr doppelt so viele wie heute.
1300 Standardcontainer mehr Ladung
Durch die tiefere Fahrrinne können die Schiffe zudem ungefähr 1300 Standardcontainer (TEU) mehr Ladung transportieren. Dadurch ergebe sich für den Hamburger Hafen ein zusätzliches Umschlagpotenzial von mehr als drei Millionen TEU, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Ob dieses Potenzial dann auch tatsächlich ausgeschöpft werden kann, wird von den Marktentwicklungen abhängen. In den vergangenen Jahren stagnierte der Containerumschlag in Hamburg bei rund neun Millionen TEU und der Hafen fiel im Vergleich zu den Wettbewerbern zurück. Die Hafenwirtschaft machte die schlechte nautische Erreichbarkeit des Hafens dafür mitverantwortlich.
Planungsrecht in Deutschland muss vereinfacht werden
„Die Fahrrinnenanpassung der Elbe wird unseren Hafen international wettbewerbsfähiger machen und den Containerumschlag in Hamburg fördern“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Die Planungen hätten aber auch gezeigt, dass das Planungsrecht in Deutschland vereinfacht werden müsse. „Es hat eine Komplexität erreicht, die die Umsetzung großer Infrastrukturprojekte um Jahre verzögern kann.“
Hamburg hatte die Elbvertiefung 2002 beim Bundesverkehrsministerium beantragt und 2006 mit dem Planfeststellungsverfahren begonnen. Bis zum Planfeststellungsbeschluss vergingen sechs Jahre; anschließend folgten Klagen bis zum Bundesverwaltungsgericht, Nachbesserungen und Ergänzungsbeschlüsse.
Naturschutzverbände waren gegen die Elbvertiefung
Gegen die Elbvertiefung standen die Naturschutzverbände, aber auch Interessengruppen wie Fischer, Obstbauern, Deichverbände und Anliegergemeinden. Sie befürchten negative Auswirkungen der Elbvertiefung auf die Natur oder die Deichsicherheit. Ihre Bedenken wurden in langwierigen Verfahren mit und ohne Hilfe der Gerichte ausgeräumt oder reduziert, unter anderem durch zahlreiche Ausgleichsmaßnahmen. Die Umweltverbände sind nach wie vor gegen die Elbvertiefung und klagen weiter vor dem Bundesverwaltungsgericht, haben aber keinen Baustopp mehr beantragt. Damit ist der Weg für die Baggerarbeiten frei. Mit allen Neben- und Ausgleichsmaßnahmen soll das Projekt im Laufe des Jahres 2021 abgeschlossen werden. (dpa/stm)