Von den Großen lernen

Anders als seine Brüder CF und vor allem XF ist der Verteiler LF auf unseren Straßen fast schon ein Exot. Höchste Zeit, dagegen vorzugehen, dachte man sich in Eindhoven und spendierte seinem "Kleinen" eine umfangreiche Produktaufwertung, die sich in großen Teilen an die der schwereren Brüder anlehnt. Ähnlich wie bei denen ist das Update optisch fast nicht zu erkennen, lediglich eingefleischten DAF-Fans wird das neue Spoilerpaket samt Flaps auffallen. Die Windabweiser fallen jetzt seitlich länger aus und ragen weiter in die Höhe, um voluminöse Aufbauten besser abzudecken. Und genau solche Volumeneinsätze hat DAF für den LF künftig verstärkt im Auge. Dafür legte man auch bei den Radständen nach. Acht an der Zahl sind nun lieferbar, der längste wurde um 1,30 auf 6,70 Meter gestreckt. Das schafft Raum für bis zu neun Meter Ladelänge und maximal 74 Kubikmeter Ladevolumen. Hängt man dann noch den passenden Zentralachser an, erhöht sich das Volumen auf bis zu 120 Kubik. 22 Tonnen sind für den LF eine Aufgabe Dann entwächst der LF auch gewichtsseitig dem kleinen Segment. 26 Tonnen durfte der LF 280 FA samt Anhänger auf die Waage bringen, der uns bereits für eine Testfahrt zur Verfügung stand. Doch auch mit dem auf "nur" 22 Tonnen ausgeladenen Zug hat der zwar in allen Lebenslagen kultivierte PX-7-Sechszylinder seine Mühe. Hilfe bekommen die 283 PS vom enger gespreizten 12-Gang-AS-Tronic-Getriebe von ZF, das DAF für den Sechszylinder optional nachlegte. Die zwölf Fahrstufen helfen, die 1020 Newtonmeter Drehmoment besser auszunutzen. Auch wenn der Automat im LF etwas die von CF und XF gewohnte Souveränität vermissen lässt. Zwar geschieht der Gangwechsel des Overdrive-Getriebes passabel schnell, beim Beschleunigen werden die Gänge aber teils unnötig weit ausgedreht und der Automat verharrt zu lange in der niedrigeren Fahrstufe. Dem der Fahrer allerdings etwas ungewohnt per Tastendruck auf der Mittelkonsole per händischem Schalteingriff ein Ende setzen kann. Dafür gut: In der Ebene stuft der Automat, zumindest in der Kombination mit der 3,72er-Hinterachse des Testwagens, auch bei 65-km/h-Landstraßentempo brav in den zwölften Gang. Bergab müht sich die einstufige Motorbremse - per Lenkradtaste aktiviert - redlich, den Schwung der 22 Tonnen einigermaßen im Zaum zu halten. Muss jedoch bereits in eher mäßigen Gefällen kapitulieren. Wer sich keinen Tachoverstoß einfangen will, muss mitunter kräftig beibremsen. Immerhin stuft die automatisierte Schaltung bei aktiver Motorbremse umgehend einen Gang zurück, sobald der Fahrer das Bremspedal antippt. Kompromisse, mit denen sich der Fahrer sicherlich arrangieren kann. In Sachen Platzangebot wird das schon schwieriger. Denn die Niederländer bieten lediglich eine lange Kabinenvariante mit Flachdach an. Die ist zudem in der Länge begrenzt, das breite und trotz fehlendem Lattenrost DAF-typisch bequeme Bett lässt sich daher erst herunterklappen, wenn die Lehnen von Fahrer und Beifahrersitz vorgeklappt werden. Erst recht mit Gepäck für die mehrtägige Tour wird´s eng. Abhilfe könnten hier Zulieferer wie Hatcher schaffen, wo man seinem LF eine Kabinenverlängerung samt Hochdach verpassen lassen kann. Damit wäre der Kleine dann vollends fit für die Ferne und könnte nicht nur im Verteilereinsatz künftig den drei in diesem Segment etablierten Marken Mercedes, MAN und Iveco einige Kunden abjagen. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Neue Ausstattungspakete für die Leichten LF Clevere Lösungen für die Stadt Beim Umstieg in die leichten LF-Varianten zeigt sich, wofür der kleine DAF unsprünglich entwickelt wurde. Im Stadtverkehr punkten die schmale Kabine und der nach Herstellerangabe kleinste Wendekreis dieser Klasse. Von Praxiswissen zeugt auch der serienmäßige Black-Display-Modus. Um Blendungen zu vermeiden, schalten sich bei eingeschaltetem Fahrlicht Bordcomputer und Instrumentenbeleuchtung automatisch ab, sobald der Rückwärtsgang einlegt wird. Immer die richtige Wahl ist der 4,5-Liter große PX-5-Vierzylinder, bei dem DAF die Einspritzung so optimiert haben will, dass SCR-Kat und Partikelfilter schneller auf Betriebstemperatur kommen. Das soll den Verbrauch um bis zu fünf Prozent senken und längere Regenerationsintervalle des Partikelfilters ermöglichen. Neu beim LF ist die Silent-Variante, die zukünftige nächtliche Lärmauflagen in Innenstädten erfüllt. Per Knopfdruck wird dafür das Drehmoment reduziert und die automatisierte ZF-Sechsgangbox schaltet früher rauf. Lohn der Mühe: höchstens 72 dB(A) Lärmentwicklung. Weitere clevere Ideen aus Eindhoven: Ein 22,5 Kilowatt starker Nebenabtrieb direkt am Motor zum Antrieb eines Kühlaggregates. Oder man greift zum Aeroaufbau, den DAF ab Werk anbietet. Der spart einerseits auf der Autobahn bis zu acht Prozent Diesel und verleiht dem Verteiler eine auffällige Optik. bj

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