Vom Heimspieler zum Global Player

Das ist man nicht unbedingt gewohnt: Ein Unternehmen, das im Besitz eines Bundeslandes und einer Stadt ist und den dort befindlichen Hafen betreibt, das seine Fühler aber nicht nur über die Stadtgrenzen hinaus ausstreckt, sondern gleich weltweit. Überall die Finger im Spiel Indien, China, Türkei oder der Nahe Osten, um nur einige Regionen zu nennen: Hier sind Mitarbeiter der Duisburger Hafen AG unterwegs. Das ist für die Eigentümer - das Land Nordrhein-Westfalen zu zwei Drittel und die Stadt Duisburg zu einem Drittel - nichts Neues. Aber wenn man Erich Staake, dem Chef des Duisburger Hafens, auf seiner Bilanzpressekonferenz so zuhört, gewinnt man den Eindruck, die Duisport-Gruppe habe überall ihre Finger im Spiel. In China hat Duisport beispielsweise letztes Jahr Geschäfte mit zwei großen chinesischen Logistikunternehmen eingefädelt. Mit der China Merchants Logistics Holdings (CML), der Logistikdivision der China Merchants Group (CMG), hat Duisport eine strategische und projektbezogene Zusammenarbeit vereinbart. CMG ist kein unbedeutendes Unternehmen: 31 Häfen in 18 Ländern und 1148 Logistikcenter in verschiedenen Metropolregionen gehören zu den Aktivitäten. Zudem hat Staake Kooperationsverträge mit der Chengdu International Railway Port Investment unterzeichnet. Laut Staake plant das Unternehmen einen erheblichen Zuwachs im Gütertransport von China nach Europa. Ziel dieser Vereinbarungen ist es daher auch, auf der Route zwischen Duisburg und China noch mehr Züge fahren zu lassen. Das Geschäft mit den Güterzügen zwischen Duisburg und China boomt geradezu. "Auf dieser Route sind Ende des Jahres 2016 20 Züge pro Woche gefahren. Wir haben letztes Jahr alleine für diese Verkehre 100.000 TEU umgeschlagen", so der Duisport-Chef. Und ein Ende ist nicht absehbar: "Wenn es gelingt, die Transportzeit von ehemals 19 über derzeit elf Tage auf bis zu sechs Tage zu drücken, dann ist hier noch ein enormes Wachstumspotenzial." In diesem Fall sieht er die Schiene sogar als eine Alternative zur Luftfracht, weil sie nur ein Drittel koste im Vergleich zum Transport per Flugzeug. China ist nur ein Beispiel. Staake erwähnt Tätigkeiten in der Ukraine und in Italien, um dann gleich zurückzurudern mit der Bemerkung, über ungelegte Eier solle man nicht reden. Konkreter sind da schon die Aktivitäten in der Türkei. Dort hat sich Duisport bereits 2015 mit einer der größten türkischen Speditionen, der Arkas Holding, zusammengetan, um ein neues Terminal in der Nähe von Istanbul zu bauen. Eigentlich sollte bereits 2016 mit dem Bau begonnen werden. Doch gab es Verzögerungen. Wie die VerkehrsRundschau am Rande der Bilanzpressekonferenz erfahren hat, soll noch in diesem Jahr der Startschuss für den Bau fallen und 2018 das Terminal fertiggestellt sein. Erfolgsrezept: Integrierte Lösungen Fast ist man geneigt zu fragen, ob Duisport angesichts der diversen Auslandsaktivitäten sich nicht umbenennen sollte in "Worldport". Aber es ist nicht so, dass Staake und sein Team ihren Heimatstandort am Rhein aus dem Auge verlieren. "Was wir im Ausland tun, hat ja immer auch Bezug zu Duisburg", antwortet Staake auf eine Frage der VerkehrsRundschau. Man wolle integrierte Lösungen anbieten, im Verbund mit Aktivitäten, die hier vor Ort stattfinden. "Das war immer unser Ansatz, mit dem waren wir die letzten Jahre auch erfolgreich", sagt Staake. Denn das Ziel von Duisport ist es nicht nur, im Ausland mit diesen Projekten Geld zu verdienen, sondern damit auch dort potenzielle Ansiedler für die Flächen zu begeistern, die Duisport vermarktet. Aber auch vor Ort, im Heimathafen, tut sich etwas, und zwar gar nicht so wenig. Jüngstes Beispiel: DB Schenker errichtet für Daimler ein neues Logistikzentrum, das einmal 50.000 Quadratmeter umfassen soll. "Damit entwickeln wir uns immer mehr zu einem Automobilcluster, nachdem auch Audi und VW bereits in Duisburg entsprechende Logistikcenter belegen", sagt Staake. Zudem hat im letzten Jahr der Tiernahrungshändler Fressnapf ein 31.000 Quadratmeter großes Verteilzentrum auf Logport I errichtet. Der Platz war frei geworden, weil die Spedition Talke auf eine Ansiedlung verzichtet hatte. Und auf dem Areal Logport IV in Duisburg gab es mit der Steinhoff-Gruppe und dem E-Commerce-Unternehmen Chal-Tec zwei weitere Ansiedlungserfolge zu vermelden. Diese Neuansiedlungen sind womöglich aber auch notwendig, wenn Duisport wieder auf einen Wachstumskurs einschwenken will. Finanziell war 2016 zwar ein erfolgreiches Jahr. Der Umsatz ist um sechs Prozent gestiegen, der operative Gewinn (Ebitda) sogar um sieben Prozent. Aber das Aufkommen in den eigenen Häfen ist 2016 um 2,48 Prozent rückläufig gewesen gegenüber dem Vorjahr (siehe Kasten). Staake führt das zum einen auf saisonale Einflüsse zurück, zum anderen auf ein schwaches erstes Halbjahr 2016. Damals waren sämtliche Zahlen in den ersten sechs Monaten unter dem Vorjahr und unter Plan. "Wir haben die rückläufigen Wachstumsraten in China zu spüren bekommen", nennt Staake einen Grund für den Einbruch. Doch dann kam im zweiten Halbjahr 2016 die Wende: "Das war mit Abstand das beste zweite Halbjahr in der Geschichte von Duisport." Ein Wachstumssegment ist und bleibt der Kombinierte Verkehr (KV), wie auch die aktuellen Umschlagzahlen des Hafens zeigen. Deshalb will der Hafen seine Umschlagkapazitäten von derzeit fünf Millionen TEU auf 5,5 Millionen TEU erhöhen. Ein neues Terminal entsteht in Duisburg-Walsum. Dort ist es dem Hafen gelungen, das Terrain einer ehemaligen Papierfabrik für Duisport zu erschließen und es zu Logport VI zu machen. Noch 2017 soll mit der Vermarktung des Geländes begonnen werden. Neues KV-Terminal in Köln geplant Ein weiteres KV-Terminal entsteht in Köln-Lülsdorf in Nachbarschaft zum dortigen Chempark von Evonik. "Neben der dortigen Wirtschaft ist dieser rechtsrheinische Standort zudem interessant für Unternehmen aus dem Sauerland und dem Siegerland", sagt Staake. Doch damit begibt er sich "auf feindliches Gebiet", wenn man es so ausdrücken will. Denn in Köln ist RheinCargo beheimatet: ein Unternehmen, das die Häfen in Köln, Düsseldorf und Neuss betreibt, den in dieser Region ansässigen Unternehmen ähnliche Logistikleistungen wie Duisport anbietet und damit in Wettbewerb zu den Duisburgern steht. Staake reagiert betont gelassen und erwidert auf eine entsprechende Frage, dass der Anstoß zum Bau eines Terminals von Evonik kam. Aber das Beispiel zeigt: Duisport ist nicht nur Heimspieler. Duisport ist zugleich Global Player und damit auch National Player und will weiterwachsen. So gibt sich Staake zuversichtlich für das Jahr 2017: "Einen Umschlag von 70 Millionen Tonnen sollten wir erreichen können, wenn es zu keinen großen Verwerfungen kommt." Mehr zum Thema im Dossier Binnenschifffahrt www.verkehrsrundschau.de/dossiers Bilanz 2016 - Umsatz: 230 Millionen (Mio.) Euro (+ 6 Prozent gegenüber Vorjahr)- Ebitda: 40 Mio. Euro (+ 7 Prozent)- Umschlag (Duisport-Gruppe): 66,8 Mio. Tonnen (- 2,5 Prozent gegenüber Vorjahr)Umschlag Lkw: 33 Mio. Tonnen (- 2,9 Prozent gegenüber Vorjahr)Umschlag Bahn: 18 Mio. Tonnen (- 5,3 Prozent gegenüber Vorjahr)Umschlag Schiff: 16 Mio. Tonnen (keine Veränderung gegenüber Vorjahr)- Containerumschlag: 3,7 Mio. TEU (+ 2,8 Prozent gegenüber Vorjahr)- Gesamtumschlag in den Duisburger Häfen: 133 Mio. Tonnen (+ 3,1 Prozent gegenüber Vorjahr)Quelle: Duisport

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