Vlastuin bleibt weiter auf dem Gas

Der niederländische Hersteller D-Tec hat sich zu einem ernsthaften Hersteller von Containerchassis gemausert. Bereits 1993 stellte D-Tec den ersten Combitrailer vor - damals noch ein niederländisches Nischenprodukt, da diese Einheit in Deutschland anfänglich nicht zugelassen war. Der Vorteil des Chassiskonzeptes ist die gleichzeitige Beladung von zwei 20-Fuß-Containern durch die Abtrennung des hinteren Teils, der am Dock verbleibt, während die Zugmaschine den vorderen Teil zu einem anderen Beladungspunkt bringen kann. Wahlweise kann aber auch ein 40-Fuß-Container auf der gesamten Einheit transportiert werden. Zeitersparnis und hohe Flexibilität sorgten über die Jahre für Anerkennung bei diversen Transporteuren. Zur diesjährigen IAA wird D-Tec die modernisierte Version des Combitrailers vorstellen, gewährte aber vorab schon einen Blick auf die Vorserienmodelle des CT521S genannten Produktes. Mit diesem neuen Auflieger aus der S-Line-Familie hat D-Tec auch auf die Wünsche seiner Kunden reagiert. So hat der hintere Teil der Kombination jetzt einen eigenen Königszapfen und kann somit auch als separate Einheit gezogen werden. Eine weitere Neuerung ist die Herstellung einer optimalen Achslastverteilung im grenzüberschreitenden Verkehr mit Rücksicht auf die jeweils zulässigen Höchstgewichte in den verschiedenen Ländern. Sales Manager Bernard Schiebaan ist stolz auf die Gewichte. So gibt es den vierachsigen Combitrailer laut D-Tec ab einem Eigengewicht von 6950 Kilogramm, die schwerste Ausführung des 5-Achsers mit drei Lenkachsen kommt auf 8160 Kilogramm. Achtung: Geänderte Achslastgesetze Bislang oblag die optimale Verteilung der Achslasten der Kompetenz des Fahrers - eine nicht wirklich optimale Praxis: Immerhin kann ein zu geringer Satteldruck im schlimmsten Fall zum Bruch des Chassis führen. Zudem konnten die Achslasten von Vorder- und Hinterteil des Chassis durch das manuelle Anheben und Absenken der Achsen nicht immer identisch sein. Außerdem sieht die Europäische Gesetzgebung ab dem 1. November 2014 vor, dass nicht mehr als die Hälfte der Auflieger-Achslast auf den selbstlenkenden Achsen liegen darf. "Insbesondere bei einem fünfachsigen Combitrailer mit drei Lenkachsen ist dies eine große Herausforderung", betonen D-Tec-Experten, wie Ingenieur Ronald Uilenreef. Hier kommt der neue Combitrailer von D-Tec mit seinem "Elektronenhirn" ins Spiel. Die mitgelieferte Software misst die Belastung an der Hinterachse des LKW. Sobald die Beladung des Aufliegers die höchstzulässige Hinterachslast zu überschreiten droht, senkt der Combitrailer eine oder zwei Lenkachsen des Vorderteils ab, um die LKW-Hinterachse zu entlasten. Die Achslastregelung regelt im Nachgang stufenlos die Drücke, sodass die Lenkachsen weniger Gewicht tragen als die zwei starren Achsen des Hinterteils. Wenn dabei die beiden starren Achsen zu stark belastet werden, sorgt die Achslastregelung automatisch für die Absenkung der letzten Achse des Hinterteils. So wird in jeder Situation bei maximalem Satteldruck eine Verteilung der Containergewichte realisiert, bei der die Lenkachsen nie mehr Gewicht tragen als die starren Achsen. Dabei bleibt dem Fahrer des Aufliegers nach wie vor die Möglichkeit, den Satteldruck manuell zu justieren. Dies kann bei Steigungen oder bei glatter Fahrbahn sinnvoll sein. Allerdings löscht das System diese manuellen Einstellungen mit jedem Abschalten des Systems, also mit jedem Ausschalten per Zündschlüssel. Ein weiterer Vorteil des neuen Systems: Mit der Optiload-Funktion an der letzten Achse des Hinterteils kann vorne ein schwererer 20-Fuß-Container befördert werden als hinten, ohne dass die gesetzlichen Achslasten überschritten werden. Neues auch im "Standardsegment" Aber auch im "Standardsegment" legten die Niederländer nach: Neben dem Combitrailer präsentierte D-Tec den neuen sogenannten Container Carrier: Dabei handelt es sich um ein einfaches starres Chassis, das in der Hauptsache für 40-Fuß-Container gedacht ist. "Wir liefern weltweit auch Varianten dieses Modells für 20 Fuß zentral, zweimal 20 Fuß und 45 Fuß. Außerdem passen wir unsere Containertrailer immer den Anforderungen des lokalen Marktes an", erläutert D-Tec-Geschäftsführer Gerrit van Vlastuin während der Veranstaltung seine Vorgehensweise. Unter den "lokalen Märkten" versteht er längst nicht mehr nur die Beneluxstaaten. Beim Container Carrier trifft er natürlich auf die breite Phalanx der Mitbewerber. Im Kampf um Marktanteile des eher lauen Chassismarktes möchte sich D-Tec sein Kuchenstück nicht über den Preis, sondern über Qualität und Gewicht sichern. Dazu optimierte man Fertigung und Konstruktion. Nach mehrmaligen Besuchen im niederländischen Kesteren muss man anerkennen, dass hier sehr exakt und präzise gearbeitet wird. Die Verarbeitungsqualität überzeugt Das gilt auch für das Basisprodukt Container Carrier, der wie seine komplexeren Geschwister mit sauber geschnittenen Blechen und perfekt gezogenen Schweißnähten punkten kann. Van Vlastuin ist entschlossen, den eingeschlagenen Weg zum Komplettanbieter auszubauen: "Unser Angebot variiert inzwischen von multifunktionellen bis hin zu festen Modellen und von Budgetausführungen bis hin zu Luxusmodellen. Damit können wir den gesamten Markt abdecken." Allen D-Tec Modellen gemein ist ihr geringes Eigengewicht, das robuste Design und die vergleichsweise klare und einfache Bedienung. Dabei achtet D-Tec nach eigenen Angaben auch auf den Betrieb: Die Niederländer versuchen, die wartungsbedürftigen Komponenten auf ein Minimum zu reduzieren, um die Servicekosten so niedrig wie möglich zu halten. Was auch fürs Gewicht gilt: "Jede 1000 Kilo, die ein Chassis leichter ist, können rund einen Liter Diesel pro 100 Kilometer sparen", erklärt van Vlastuin. Sicher nicht sparen möchte er dagegen am europäischen Marktanteil, der künftig noch steigen soll.