Vermieter unter Strom?

Die Nutzfahrzeugvermieter haben, was ihre Auslastung angeht, wenig Grund zur Klage. Das legen zumindest die Aussagen von Lkw-Vermietern nahe, die die VerkehrsRundschau zur aktuellen Marktlage befragt hat."Aktuell erleben wir einen stabilen Mietmarkt im Bereich schwerer Nutzfahrzeuge", sagt Jörg Dillmann, Bereichsleiter Scania Rent. Pema, einer der größten markenunabhängigen Nutzfahrzeugvermieter, berichtet sogar von einer signifikant gestiegenen Nachfrage, und zwar nicht nur im Bereich der Standard-Mietfahrzeuge. So verzeichnet Udo Brestel, Ressortleiter Vertrieb Deutschland, einen Trend zu Spezialfahrzeugen. Dies betreffe vor allem die Segmente Kamag, Tank und Silo, Entsorgung und Ernte. "Neue Segmente stehen aktuell zur Prüfung an, vor allem im Bereich Langzeitmiete als alternative Beschaffungsform mit individuellen Servicekonzepten", kündigt Brestel an.Auch Vermieter KLVrent, bei dem die Kundennachfrage nach eigenen Angaben in diesem Jahr auf einem gleichbleibend hohen Niveau liegt, setzt weiterhin verstärkt auf Diversifikation. Laut Sebastian Fritsch, Verkaufsleiter der KLVrent-Niederlassung im bayerischen Trostberg, sind bei den Spezialfahrzeugen insbesondere Hydrodrive-Sattelzugmaschinen mit Kipphydraulik, Entsorgungsfahrzeuge wie Abroll- und Absetzkipper sowie Low-Deck-Sattelzugmaschinen mit verstellbarer Sattelplatte gefragt. Bei BFS Business Services werden nach Auskunft von Anita Mayer, Leiterin Kühlfahrzeugbereich und Key Account, Standardfahrzeuge nach wie vor konstant angefragt. Die Tendenz gehe aber immer mehr zum Wunsch nach Sonderausstattungen und Spezialfahrzeugen.Spezialfahrzeuge gefragtFür Willem van Sambeek, Geschäftsführer von PacLease, hat sich die Nachfrage nach Mietfahrzeugen insgesamt in diesem Jahr positiv entwickelt, wenngleich er keinen ausgewiesenen Trend zu Spezialfahrzeugen ausmacht. Fraikin, traditionell im Bereich der Entsorgungsfahrzeuge aktiv, verzeichnet ein besonderes Kundeninteresse an Abrollern, Absetzern, Schubbodenzügen und Müllfahrzeugen. Worin sich der Großteil der befragten Vermieter einig ist, ist die Erfahrung, dass Spezialfahrzeuge deutlich längerfristig vermietet werden. "Umso spezieller das Fahrzeug ist, desto eher sind die Kunden geneigt eine Langzeitmiete einzugehen, da hier zumeist ein mittel- bis langfristiger Transportauftrag dahintersteht", erklärt Simon Greiwing, COO von GTT - Greiwing Truck & Trailer aus Greven. Die Kunden benötigten hier eine Full-Service-Lösung aus einer Hand - insbesondere dann, wenn ein neues Transportsegment erschlossen wird, bei welchem der Kunde nicht allzu große Erfahrung hat beziehungsweise sich der Fahrzeugeinkauf spezieller gestaltet.Brestel von Pema sieht auch im Bereich der Sattelzugmaschinen sowie Verteilerfahrzeuge längere Laufzeiten, während Fraikin im Entsorgungsbereich eine besonders hohe Mietdauer verzeichnet. "Hier werden die Fahrzeuge bis zu zehn Jahre und mehr eingesetzt", weiß Vertriebsleiter Marcus Burmeister. Bei klassischen Saisonfahrzeugen, darunter Erntemulden und Bitumentanker, verhält es sich nach Einschätzung von Pema umgekehrt, hier sind flexiblere Anmietungen gefragt. Zuletzt wurde beispielsweise der Bestand an Kippmulden deutlich erhöht, mit denen gezielt die Agrarwirtschaft angesprochen wird.Noch relativ verhalten ist die Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben, vor allem elektrischen. Das Angebot an elektrisch angetriebenen Mietfahrzeugen ist gelinde gesagt auch noch recht überschaubar. Als erster Truckvermieter hatte die zur Stegmaier Group gehörende BFS im Herbst vergangenen Jahres Elektro-Lkw ins Vermietprogramm aufgenommen. Neuerdings kann man mit dem StreetScooter auch leichte Transportfahrzeuge bei BFS mieten. "Die Fahrzeuge sind robust, praktisch und ideal als Transportmittel im Nahverkehr geeignet", sagt Geschäftsführer Jan Plieninger. Die BFS bezieht ihre StreetScooter über das Autohaus Automobil-Forum Stegmaier Crailsheim, das den Vertrieb für die StreetScooter in der Region Hohenlohe übernommen hat. Wer in der Transporterklasse erste Erfahrungen mit E-Mobilität auf Mietbasis machen möchte, kann dies bei Maske Fleet tun. Der auf die Langzeitmiete von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen spezialisierte Vermieter hat 200 Einheiten des Elektrotransporters Maxus des chinesischen Herstellers SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) in sein Portfolio aufgenommen (siehe Kasten Seite 36).Impulsgeber IAAWas größere E-Fahrzeuge angeht, steht der Markt bekanntlich noch ziemlich am Anfang. Die im September anstehende IAA Nutzfahrzeuge 2018 könnte ein wenig Bewegung in den Markt bringen. "Ein erstes aus unserem Hause stammendes, rein elektrisch betriebenes Kühlfahrzeug, welches an einen Kunden geht, präsentieren wir auf der IAA", kündigt Simon Greiwing an. Dabei handele es sich um einen Street- Scooter mit Steinbrügge-Aufbau und elektrisch betriebener Kühlung von Thermoking inklusive Solarpaneelen auf dem gesamten Aufbaudach. Den Fuhrpark mit E-Lkw - Verfügbarkeit vorausgesetzt - auszubauen, ist Greiwing nicht abgeneigt. "Die ersten Verhandlungen laufen dazu. Der weitere Marktverlauf in den kommenden zwei Jahren wird dies entscheiden." Auch PacLease-Chef van Sambeek zeigt sich "offen für solche Projekte" - gemeinsam mit der Mutter DAF. Eine genaue Planung zum Ausbau des Mietangebots in Richtung E-Lkw gebe es bis jetzt aber noch nicht.Die Fraikin-Gruppe hat nach eigenen Angaben in den letzten zwei bis drei Jahren rund 100 E-Fahrzeuge eingesetzt, darunter sowohl Umbau- als auch OEM-Lösungen. Bei Projekten in den europäischen Nachbarländern kamen unter anderem der Renault Kangoo ZE, der Nissan E-NV200, der Renault Master ZE oder der Gruau Electron II zum Einsatz. Seit 1. Juli läuft ein Pilotprojekt mit StreetScooter. Weitere Projekte, auch mit deutschen Fahrzeugherstellern und im schwereren Segment, seien in Planung. Laut Burmeister gestalte sich der Einstieg aufgrund hoher Preise und noch geringer Reichweiten allerdings nicht einfach. Das sind bei Weitem nicht die einzigen Faktoren, die bei den Vermietern für Zurückhaltung sorgen. Da es sich um ein komplett neues Segment handelt, fehlen natürlich Erfahrungswerte. Zu den Herausforderungen bei der Vermietung von Elektro-Fahrzeugen zähle laut Burmeister vor allen Dingen, dass Restwerteinschätzungen nicht möglich seien und es generell an Serienreife fehle. Simon Greiwing sieht dies ähnlich: "Ein deutschlandweiter Breakdownservice, die Ersatzfahrzeuggestellung, Erfahrungen bezüglich des Wartungs- und Reparaturaufwandes sowie die Wiedervermarktung sind die wesentlichen Unsicherheitsfaktoren."Laut Anita Mayer von BFS gestaltet sich die Nachfrage bis dato noch zurückhaltend: "Es gibt keinen einheitlichen Standard, die Einsatzgebiete sind sehr unterschiedlich." Die weitere Fuhrparkplanung werde nach Auswertung der ersten laufenden Projekte und ausgiebigen Kundenbedarfsgesprächen entschieden. Bei Pema sieht man das Thema Elektromobilität in der Vermietung noch ganz am Anfang. Jedoch bestehe großes Interesse an den unterschiedlichen Herstellerlösungen, die bereits eine intakte Infrastruktur besitzen, wie CNG und LNG, lässt der Vermieter wissen.Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lkw-Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiersTransporter-Vermietung"E-Mobilität im wahrsten Sinne des Wortes erfahren"Maske Fleet mit Sitz in Gyhum/Bockel zwischen Bremen und Hamburg hat sich auf die Langzeitmiete von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen spezialisiert. Im Dezember 2017 hat Maske zunächst 200 Einheiten des Elektrotransporters Maxus EV 80 des chinesischen Herstellers SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) ins Portfolio aufgenommen. Der Maxus bringt eine Leistung von 92 kW und eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern mit, hat eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde und kann 950 Kilogramm zuladen. Die Mindestmietzeit beträgt sechs Monate und kann bei Gefallen beliebig verlängert werden."Die Nachfrage nach unserem Maxus ist gut", sagt Michael Busch, Geschäftsführer Maske Fleet. E-Mobilität sei zwar in aller Munde, gerade im gewerblichen Bereich müsse man sie aber im wahrsten Sinne des Wortes erfahren, betont Busch. Eine ganze Reihe der E-Transporter sei als Testfahrzeug in allen möglichen Branchen unterwegs.Kunden haben keine Lade-ProblemeAuch Busch sieht im Bereich E-Mobilität noch das eine oder andere Hemmnis, das die Marktverbreitung ausbremse, Beispiel Ladeinfrastruktur. Dieses Thema stelle sich insbesondere für den Nutzungszweck des Maxus bei näherer Betrachtung aber als viel unproblematischer dar als landläufig angenommen: Die Fahrzeuge sind schließlich für den urbanen Einsatz mit kurzen Strecken konzipiert. "Ein Nutzer aus dem KEP-Bereich wird kaum in die Verlegenheit kommen, sich auf der Autobahn eine Ladestation suchen zu müssen, denn er ist dort schlicht selten unterwegs", sagt der Maske-Geschäftsführer. Die meisten dieser Unternehmen würden wunderbar damit zurechtkommen, wenn sie das Fahrzeug über Nacht zum Aufladen auf den Hof stellen. Der Maxus beherrscht übrigens beide Ladevarianten: Das Laden per Wechselstrom (AC), bei der eine Vollladung circa sechs bis sieben Stunden dauert, sowie das Schnellladen mit rund zwei Stunden Ladezeit per Gleichstrom (DC).Maske betreibt deutschlandweit elf Mietcenter und ist damit in den Ballungsräumen vertreten. In Zusammenarbeit mit SAIC wurden rund 20 Mechatroniker zu High-Voltage-Mechatronikern weitergebildet."Zusätzlich betreiben wir eine mobile Werkstatt für Kunden, mit der wir bei Bedarf zum Kunden kommen und qualifizierten Service auch rund um den E-Transporter leisten können", sagt Busch. Das Fahrzeugangebot werde sich in den kommenden Jahren dank Elektromobilität deutlich verändern, zeigt er sich überzeugt. Maske plant denn auch entsprechende Fahrzeuge weiterer Hersteller ins Portfolio aufzunehmen. Unabhängig davon, wie sich E-Mobilität in den nächsten Jahren auch bei größeren Fahrzeugklassen entwickeln wird, hat der Vermieter aber nicht vor, das Fahrzeugangebot auf über 3,5 Tonnen auszubauen. "Da bleiben wir der Devise treu: Schuster, bleib bei deinen Leisten", so Busch.mh

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