Verführ die Roboter

Alles beginnt heute mit einem kleinen, weißen Eingabefeld über dem in Blau, Rot, Gelb und Grün die Buchstaben Google prangen. Ja, auch die Suche nach einem neuen Spediteur oder Transportunternehmer startet auf der in weiß gehaltenen Suchmaske. Schade nur, wenn dann das eigene Unternehmen nicht gefunden wird, weil es erst auf der zweiten Seite der Trefferliste landet - die ein Mensch nur aufruft, wenn er der Verzweiflung nahe ist. Wer jetzt eilig an seinen Rechner stürzt und zum Test den Namen seines Unternehmens in das Suchfeld tippt, springt zu kurz, wenn er beruhigt feststellt: Alles gut, ich bin auf Seite eins ganz oben. Denn was, wenn der suchende Verlader die Spedition gar nicht namentlich kennt, sondern nur nach einer Spedition in seiner Nähe sucht oder nach einer Spedition für ganz bestimmte Transportgüter, Relationen oder Länder? Ups, auf Seite zwei gelandet - und damit im Nirwana des WWW? Dann wird es Zeit für Suchmaschinenoptimierung oder im IT-Jargon: Search Engine Optimization (kurz: SEO). So heißen die Maßnahmen für den Weg auf Seite eins der Trefferliste von Google. "Es ist gar nicht so schwer, Suchmaschinenoptimierung kann jeder - zumindest die Basis", beruhigt Sascha Dagustany, Suchmaschinenexperte des Verlags Heinrich Vogel, in dem die VerkehrsRundschau erscheint. Entscheidend ist dabei nicht nur, überhaupt gefunden zu werden, sondern zu den richtigen Suchbegriffen, mit denen das eigene Unternehmen gefunden werden soll. Google lässt dazu das ganze Web unablässig von sogenannten Crawlern, auch Spider, Searchbot, Robot oder einfach Bot genannt, durchforsten. Das sind Programme, die Internetseiten analysieren und sich merken, welche Inhalte auf ihnen angeboten werden. Aufgabe der Suchmaschinenoptimierung ist es, die Robots mit den Inhalten der eigenen Website zu verführen. SEO muss ihnen verkaufen, welche Produkte und Dienstleistungen, zum Beispiel Spedition und Transport, das Unternehmen anbietet. Am Ende sollen die Bots die eigene Internetpräsenz als besonders wichtig erachten, wenn jemand nach Spedition oder Transport sucht. Dazu gibt es etwa 200 Rankingfaktoren, die entscheiden, wie weit oben eine Website zu einem Suchwort auf der Trefferliste erscheint. Welche Faktoren das sind, behält Google für sich. Aber es gibt Anhalte und Erfahrungswerte sowie Hinweise von Google selbst, mit denen sich gezielter verführen lässt. Bevor mit den eigentlichen Optimierungsmaßnahmen begonnen werden kann, gilt es, die Antwort auf die Frage zu finden: Mit welchen Begriffen sucht ein potenzieller Kunde nach meinen Produkten? Diese Begriffe bilden das inhaltliche Fundament der Verführung: die Keyword-Kampagne (siehe Kasten oben). Also: Brainstormen, mögliche Suchworte sammeln und ausprobieren. Hilfreiche Werkzeuge zur Suche nach den richtigen Wörtern sind Google-Suggest und die "Verwandten Suchanfragen zu ...". Tippt ein Nutzer Begriffe ins Suchfeld, schlägt Google darin automatisch passende Ergänzungen vor (suggest). Die verwandten Suchanfragen finden sich jeweils am Ende der ersten Ergebnisseite. Welche der so gefundenen Suchworte die Erfolg versprechendsten sind, lässt sich mit dem ebenfalls kostenlosen Google-Tool "Keyword-Planer" herausfinden. Es verrät, wie viele Suchanfragen es durchschnittlich im Monat zu einem Begriff gibt. Auf diesem Weg sollten maximal drei Schlüsselwörter je Unterseite bestimmt werden. Klartext statt Zeichen-Zahlen-Kolonnen Sind die Schlüsselreize für die Verführung gefunden, geht es daran, sie robotergerecht technisch in der Website umzusetzen. Google zeigt Treffer dreiteilig an: Überschrift (Meta Titel, blau), Internetadresse (URL, grün) und Beschreibungstext (Meta Description, grau). Diese Meta-Tags sind die wichtigste Grundlage, um gefunden zu werden, und das, was der Suchende auf der Trefferliste sieht. Das gilt für die Website, aber auch für deren jeweilige Unterseiten. Jede sollte daher über Meta-Angaben mit den entsprechenden Schlüsselwörtern verfügen. Die URL sollten sprechend sein und keine kryptischen Zahlen- und Zeichenkolonnen enthalten: also www.speditionxyz.de/auslandsniederlassungen für die entsprechende Unterseite. Titel (maximal 60 Zeichen) und Beschreibung (160 Zeichen) werden im Quelltext der Website eingepflegt, beides für jede Unterseite separat. Beim Titel gehört das Suchwort an den Anfang: "Auslandsniederlassungen der Spedition XYZ". Der Beschreibungstext fasst die gebotenen Inhalte zusammen, also das Leistungsspektrum der Aulandsniederlassungen. Bilder sind hübsch, aber Roboter können sie nicht lesen. Also Fotos und Grafiken mit den richtigen Schlagworten anreichern. Zum Beispiel das Suchwort als Dateinamen verwenden statt IMG_5476.jpg. Zudem bieten alle Redaktionssysteme, mit denen der Inhalt auf die Website kommt, bei Bildern die Möglichkeit, einen Text als Alt-Attribut einzugeben. Eigentlich ist der als Alternative gedacht, wenn das Bild wegen technischer Probleme nicht angezeigt wird. Zu sehen ist dieser auch, wenn der Nutzer die Maus über das Bild bewegt. Und, der Text verführt kleine Bots. Anders als es manchmal scheint, gilt im Internet: Content ist King. Eine Seite ohne Text bietet dem Nutzer keinen Wert und den Crawlern keine Verlockung. Drei bis vier Sätze oder besser 200 bis 300 Wörter sollten es je Unterseite sein. Und bitte kein Copy-and-Paste, sondern zu jeder Seite ein eigener Text. Aussagekräftige Überschriften wirken nicht nur auf Leser, sondern auch auf Bots unwiderstehlich. Das Keyword steht dabei als Erstes und anders als bei der Bild- Zeitung sind mehr als drei Wörter durchaus willkommen. Finden sich Grafiken auf der Seite, gilt es, die Überschrift dazu in den Text einzubinden oder unter die Grafik zu schreiben. In der Grafik kann der Roboter sie nicht lesen. Haut der Website-Texter gar zu eifrig in die Tasten, lassen sich die Inhalte mit Zwischenüberschriften gliedern. Auch hier steht das Suchwort an erster Stelle. Neben den Überschriften muss der Schlüsselbegriff auch im übrigen Text vorkommen - sinnvoll über die Seite verteilt. Am Anfang, in der Mitte und am Schluss sollte das potenzielle Suchwort in jedem Fall stehen. Die Keyword-Dichte sollte zwei bis drei, maximal fünf Prozent betragen: Von 100 Wörtern sind drei das verführerische Suchwort. Gern gesehen sind von den Robotern gefettete oder kursiv geschriebene Keywords. Wenn eine Unterseite, wie die Beschreibung des Fuhrparks, überwiegend aus Bildern besteht, dann kann der Online-Shop von Zalando als SEO-Vorbild dienen. Am linken Rand, beispielsweise auf der Seite mit den Herrenhemden, steht ein allgemeiner und weitgehend sinnfreier Text über Hemden. Seine Zielgruppe: Roboter, nicht etwa die potenziellen Hemdenkäufer. Daher ist er auch in grau gehalten und so optisch zurückgenommen. Dennoch enthält er alle für Hemden relevanten Schlagworte und arbeitet mit unterschiedlich formatierten Überschriften und Zwischenüberschriften. So verführt man Roboter mit Worten, wenn man eigentlich nichts zu sagen hat - Platz eins auf der Trefferliste garantiert. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Internet www.verkehrsrundschau.de/dossiers SEO mit einfachen Schritten starten Der SEO-Prozess in vier Schritten - Ideen finden: Mit welchen Begriffen möchte ich gefunden werden?- Ideen prüfen: Wonach suchen meine Kunden wirklich?- Kampagne erstellen: Welche Suchbegriffe eignen sich davon für mich?- Umsetzung: Wie optimiere ich meine Website für diese Suchbegriffe?Die ersten drei Schritte beschreiben die sogenannte Keyword-Kampagne, die jeder Unternehmer leicht selbst umsetzen kann. Sie ist Teil der Onpage-Optimierung, bei der es um die inhaltliche und technische Verbesserung der Website geht. Zu den technischen Themen gehören unter anderem die Seitenstruktur, Sitemaps oder Meta-Tags.Komplizierter ist die Offpage-Optimierung. Dazu zählen Maßnahmen außerhalb der eigenen Website zum Beispiel im Social-Media-Umfeld oder das Lind-Building. Letzteres bedeutet, dass andere Unternehmen auf die eigene Website verlinken. Daher ist die Onpage-Optimierung die Basis für alle Maßnahmen zur Search Engine Optimization (SEO) oder zu Deutsch: Suchmaschinenoptimierung. sv

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