Was lang währt, wird endlich gut!

Die Themen Aerodynamik und Digitalisierung treiben die Branche seit Jahren um. Und ebenso lange entstanden immer wieder neue Konzepte und Studien mit vermeintlichen Antworten darauf. Nur waren diese meist zu komplex oder zu teuer. Das scheint sich jetzt zu ändern: So sind Krone, Schmitz-Cargobull und Meiller beim sogenannten Rio-Projekt involviert, das Volkswagen federführend aufgesetzt hat. Rio bietet erstmals eine gemeinsame Plattform für Lkw und Trailer, ist unabhängig von der Fahrzeugmarke und dem jeweiligen Telematiksystem. So können Flottenkunden mit gemischten Fuhrparks jetzt mit einer einzigen Lösung auf digitale Services zurückgreifen. Auch die Nachrüstung soll in allen Fahrzeugtypen problemlos möglich sein. Außerdem will VW einzelne Systeme wie die Verwaltung von Fahrzeugdaten, Wartung, Lagerhaltung von Ersatzteilen oder die Fahrerdisposition auf die gemeinsame Plattform überführen. Das soll gerade kleineren und mittleren Transportunternehmen Digitalisierung ermöglichen, ohne dass man dafür ausgeprägte IT-Kenntnisse oder speziell geschulte Experten braucht. Ähnlich wie bei Smartphones lassen sich mit "Rio" verschiedene Apps nutzen, die in ihrer Bedienung intuitiv verständlich sind und in jedem üblichen Webbrowser laufen. Dabei wird es fahrzeugspezifische Services geben, gleichzeitig aber auch einen Marktplatz für herstellerübergreifende Apps oder solche von Drittanbietern. Außerdem bietet Rio ein einheitliches Benutzer-Interface über alle Funktionen, damit sich jeder Nutzer schnell zurechtfindet und die Akzeptanz entsprechend steigt. Endlich "stabile" Aerodynamikhilfen Das Thema Spritsparen ging außer dem Flap-Hersteller Better Flow nun auch Krone an, wo man zusammen mit Daimler einen CO2-Sparzug vorstellte, der neben Energiesparreifen und einem umfassenden Spoilerpaket am Lkw den Spritverbrauch mit neuen Windabweisern am Trailer optimieren soll. Außerdem soll er im Idealfall im Vergleich zu einer vergleichbaren Standardkombination von 2014 um bis zu zwanzig Prozent sparsamer laufen, was eine starke Ansage ist. "Verifiziert" haben den Versuch die fünf - eher Daimler-treuen - Kunden Elflein, Große-Vehne, Rhenus, Seifert sowie Wiedmann & Winz, die allerdings durchaus Bedenken hatten: Vor allem Große-Vehne konnte sich nur schwer mit den aerodynamischen Seitenverkleidungen am Trailer abfinden. Diese konstruierte Krone im Gegensatz zur Urversion des Ecoliners noch mal komplett neu und drückte die Kosten des kompletten Aeropaketes von einst etwa 5000 auf gut 2000 Euro, wodurch es sich viel schneller amortisiert. Zudem hält es Staplerangriffen besser stand, wie Große-Vehne nach zahlreichen unfreiwilligen Versuchen erleichtert feststellte. Desweiteren präsentierte Krone seinen neuen verkürzten Coil-Auflieger sowie das neue Container-Chassis "Box Liner SDC 27 eLTU70", das um 500 bis 900 Kilo leichter bauen soll als der Vorgänger. Bei den Containerchassis fiel auch Dennisons neuer "Rise-n-Slide"-Gleiter auf. Der kann mittig gefahrene 20-Fuß-Container heckbündig an die Rampe stellen ohne Pneumatik oder Hydraulik: Der Fahrer muss hier lediglich aussteigen, entriegeln, zusammenschieben und schon kann der Container an der Laderampe andocken. Anschließend zieht man wieder bis zum Rastpunkt vor, verriegelt und kann mit dem jetzt wieder mittig stehenden Container starten. Auch Schmitz-Cargobull optimierte Telematik und Aerodynamik weiter und beteiligte sich seinerseits am EU-geförderten "Transformer"-Projekt. Das untersuchte - ähnlich wie bei Daimler - Komplettlösungen auf ihre Einsparpotenziale und beim Trailer neben den aerodynamischen Optimierungen auch das Thema Energierückgewinnung respektive Hybridisierung, in dem Fall über Achs- und Radgeneratoren. Wenngleich die "Pizza mit allem" noch etwas länger bis zur vollen Umsetzung braucht. Konkreter sind die Umstellung der Megas auf die neuen Genios-Rahmen und der geklebte Boden, den übrigens auch die anderen Serienhersteller nach und nach einführen. Größere Schritte möchte man bei den Kühlverteilern machen, für die gerade das Werk Berlin hergerichtet wird. Und bei den Kippern optimierten die Cargobullen die Asphaltmulde und haben nach intensiver Testphase die App-basierte S.KI-Control am Start. Mit der kann man den Kipper komplett per Smartphone bedienen - mittlerweile zur Zufriedenheit der meisten Nutzer. Die isolierten Asphaltmulden verbesserten auch Kempf und Reisch. Reisch speckte in diesem Zuge gleich 400 Kilo ab, während Kempf die Isolierung am SKM 35/3 SRi "inhaltlich" und optisch verbesserte. Kögel stieg als einer der Letzten in dieses Segment ein und brachte zudem den Ultra Light-Curtainsider auf unter fünf Tonnen. "Erfahren" sollten Profis die neue Kögel-Trailerachse, die dank ihrer Anbindung das Fahrverhalten verbessern soll. Größerer Variantenreichtum im Süden Zurück zu den Wurzeln kehrte Kögel zudem mit der Ausweitung der Varianten. Und der Tatsache, dass der langjährige Chefkonstrukteur Paul Stempfle wieder an Bord kam, der zwischenzeitlich das in Deutschland nie in Serie umgesetzte Burg-Silvergreen-Programm entwickelte. Eine tendenziell eher noch breitere Variantenvielfalt strebt auch Schwarzmüller an, wo die Ultra-Light-Plateausattel bei 4850 Kilo starten. Auf der Messe stand dagegen ein Alleskönner: Ein Ultra-Light-Coil, der auch Papier kann, wenn die Mulde mit den kohlefaserverstärkten Segmenten geschlossen ist. Ein ausziehbarer Tieflader, der gegenüber der Urversion der vergangenen IAA weiter Richtung Serie optimiert wurde, und eine neue gewichtsoptimierte Kastenmulde rundeten das Programm ab. Leichtbau ist auch bei Kässbohrer angesagt: Highlight am Stand war aber nicht der gewichtsoptimierte Coil-Curtainsider K.SCC X+ oder der neue Dreiachs-Leichtbautieflader K.SLS.L3, sondern der 32-Kubik-Sicherheits-Bitumensattel, den man zusammen mit Hoyer entwickelte. Und weil hier viel Elektronik den Fahrer unterstützt, entwickelte man gleich eine eigene Platine, mit der Kässbohrer laut Managerin Iffet Türken auch das Thema Digitalisierung angeht: "Die verfügbaren Daten am Trailer werden in Zukunft noch viel mehr werden, darauf müssen wir vorbereitet sein", begründete sie diese Eigenentwicklung. Eine kleine Renaissance erlebt der Doppelstockinnenlader: Langendorf zeigte ihn erstmals als Kühler und Burgers stellte eine neue Version vor. Meusburger präsentierte neben diversen auf- und ausklappbaren Spezialisten ebenfalls einen Innenlader für den Staplertransport. Außerdem einen kompakten Dreiachs- Tieflader für Betonverschalungen, der wegen seines einfachen Handlings bei Unternehmern und Fahrern sehr beliebt ist. Faymonville brachte den Combi Max mit der neuen kompakten Pendelachse nach Hannover. Die TII-Gruppe konterte mit der neuen Euro-Axle-Serie, die über eine leichte und wartungsfreie Einzelradaufhängung verfügt, während Nooteboom einen Bambus-Verbundstoff als Tiefladerbodenbelag vorstellte, der leichter und fester sein soll als das übliche Hartholz. Dazu kam der neue "Manoovr MPL"-Semitieflader mit Baggerstielmulde. Es-Ge stellte sich unterm Pavilliondach mit diversen eigenen Tiefladern samt den passenden modifizierten Zugmaschinen im wahrsten Sinne des Wortes breiter auf. Junge Fahrzeugbau präsentierte sich erstmals mit einem eigenen Stand und dokumentierte die Umstellung auf einen eigenentwickelten und gefertigten, flexiblen Produktbaukasten, den Geschäftsführer Tjark Junge mit den gestiegenen Gewährleistungspflichten begründet. Um hier über 15 Jahre Gewährleistung und Ersatzteile vorhalten zu können, müsse man das komplette Geschäft selbst in der Hand haben. Wecon hat mit dem Schweizer Hersteller für Bahntechnik, Innovatrain, den horizontalen Wechselbrücken-Umschlag weiterentwickelt und ging dabei vor allem die Themen Zeit, Sicherheit und Kosten noch mal an. Der bereits bewährte Container-Mover besteht aus einem straßentauglichen Lkw inklusive Wechsel-Einrichtung, die den Aufbau direkt vom Container-Tragwaggon mit Adapter-Rahmen übernimmt und schnell auf die Container-Station verlädt. Dreh- und Angelpunkt ist als zentrale Einrichtung der Adapter-Rahmen auf dem Tragwagen, der sich nicht nur für das Unterfahren des Mover-Gleiters eignet. Der Adapter-Rahmen verfügt optional über Akkus, die während der Bahnfahrt wieder aufgeladen werden können. Der Strom lässt sich dann etwa für Kühlmaschinen nutzen. Gewichtsoptimiert wurde der "Imperator Ultra" mit 3,5 Tonnen-Fahrgestell und 4,2 Tonnen leichtem Wechselaufbau. Beim "Prince"-Tandem-Curtainsider mit Durchlade-Einrichtung inklusive Gasdruckfedern wurde die Geometrie für die Lagerung der Gasdruckfedern, die an der Überfahrklappe befestigt sind, verbessert. So steht zum Laden die komplette Breite der Stirnwand zur Verfügung. Außerdem benötigt die Durchlade-Vorrichtung generell wenig Bauraum. Mit der optimiert angeordneten Überfahrklappe bieten die Gliederzüge nun sowohl bei Festaufbauten als auch bei Wechselaufbauten 38 Paletten-Stellplätze. Die (Vertriebs-)Kräfte bündelten D-Tec und Kraker, die ihre Produkte in Deutschland gemeinsam unter dem Label Trailer-Tec anbieten. D-Tec stellte ein Containerwiegesystem für die "Solas"-Verordnung vor und ein Containerchassis ohne Stoßdämpfer, womit diese als Verschleißteile entfallen. Kraker zeigte überarbeitete Schubböden, die auch bei Stas und Knapen standen. Spitzer erweiterte das Programm um zahlreiche Varianten für den Entsorgungsbereich, darunter einen kippbaren Glasfasertank für den Gülletransport. Meiller zeigte den neuen Abroller RL 18, der sich dank nur 190 Millimeter flachem Rahmen spürbar besser fahren soll als die Vorgänger, sowie einen gewichtsoptimierten, bei 5200 Kilo startenden Kippsattel. Mit einer Diagnose-App sind auch die Münchener im Zeitalter der Digitalisierung angekommen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lkw-Anhänger www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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