Vereinigte Arabische Emirate

Vereinigte Arabische Emirate Infrastrukturausbau ohne Geldsorgen Die Vereinigten Arabischen Emirate, allen voran die Emirate Dubai und Abu Dhabi, investieren viele Milliarden in ihre logistischen Infrastrukturen. Mit von der Partie sind auch deutsche Unternehmen. Deutsches Logistik-Know-how ist in Dubai gefragt. DP World, weltweit einer der führenden Hafenbetreiber, hat die Duisburger Hafengesellschaft Duisport beauftragt, ein Konzept für die Hinterlandanbindung des Hafens Jebel Ali in Dubai zu erstellen. Teil des Projekts ist eine ausführliche Marktanalyse sowie eine Machbarkeitsstudie zur Optimierung der Transportketten. Duisport betreibt gemeinsam mit DP World ein Containerterminal in Antwerpen. So kam der persönliche Kontakt zustande und die Einladung, an der Ausschreibung für das Beratungsprojekt teilzunehmen. „Wir haben einen anderen Blick auf die Dinge als ein reines Beraterunternehmen. Man nimmt uns ab, dass wir ein Konzept so erarbeiten, als würden wir die Anlage nachher auch selbst betreiben“, sagt Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG. Der Hafen Jebel Ali gilt mit einer Kapazität von 14 Millionen TEU als Eingangstor für Warenlieferungen aus aller Welt und als Verteilzentrum für die arabische Halbinsel und Teile Asiens. Nach einer weiteren Ausbaustufe soll Jebel Ali bis 2014 über eine Umschlagkapazität von 19 Millionen TEU verfügen. Allerdings fehlt bislang eine Bahnanbindung des Hafens, der traditionell einen hohen Transhipment-Anteil aufweist. „Es ist erklärtes Ziel, den Export über den Hafen zu stärken und den Leercontaineranteil zu reduzieren“, erklärt Staake. Zunächst erstellen die Experten aus Duisburg eine umfassende Analyse der Ist-Situation. Bis Ende September sollen – in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber – konkrete Konzepte vorliegen. Vor allem geht es um die Verknüpfung des Hafens mit dem Bahnnetz von Etihad Rail, der Eisenbahnentwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Neues Schienennetz für Güterverkehr In den sieben Emiraten der VAE entsteht derzeit ein neues Schienennetz für den Personen- und Güterverkehr. Im Endausbau und nach Investitionen von über 80 Milliarden Euro werden die Wirtschaftszentren und Häfen in den Emiraten über ein Schienennetz von insgesamt 1200 Kilometern verbunden sein. Mit von der Partie ist die Deutsche Bahn. Die DB und Etihad Rail haben ein Gemeinschaftsunternehmen für den Betrieb des Schienengüterverkehrs auf der Arabischen Halbinsel gegründet. Ein entsprechender Vertrag wurde erst im Juni in Abu Dhabi unterzeichnet. Mehrheitseigner im Joint Venture Etihad Rail DB Operations LLC ist Etihad Rail. Die deutsche Seite kümmert sich unter anderem um die Rekrutierung von Personal für den Bahnbetrieb und die Instandhaltung der Flotte. Die ersten Güterzüge sollen laut DB im Oktober rollen. Zwölf Millionen Tonnen Cargo Aber nicht nur Dubai hat die Logistik als lukrativen Wirtschaftszweig entdeckt. Auch das Emirat Abu Dhabi baut seine Stellung aus. Bestandteil des „Abu Dhabi Surface Transport Master Plan“ ist das Projekt Kizad. Auf einer Fläche von 417 Quadratkilometern ist ein Industriegebiet mit Hafenanlage entstanden. Der „Khalifa Port“, der im Dezember 2012 eröffnet wurde, ist der erste semi-automatisierte Hafen in der Region. In der ersten Phase bietet er Kapazitäten für das Handling von 2,5 Millionen Containern und 12 Millionen Tonnen Cargo pro Jahr. Bis 2030 soll der Hafen in weiteren vier Phasen ausgebaut werden. Großprojekte wie dieses bieten auch deutschen Unternehmen die Möglichkeit, vor Ort aktiv zu werden. Mittelständische Unternehmen sind die Zielgruppe der Deutschen Außenhandelskammer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die vor Ort mit vier Büros vertreten ist. „Als AHK helfen wir deutschen Unternehmen bei einem geplanten Markteintritt und übernehmen die individuelle Begleitung vor Ort“, sagt Dalia Abu Samra-Rohte, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer in Abu Dhabi. Weil ohne persönlichen Kontakt in den VAE nichts geht, vermittelt die AHK auch Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern. Gefragt ist vor allem Spezialwissen: „Für KMU macht eine Niederlassung vor Ort nur Sinn, wenn sie sich auf einen Nischenmarkt spezialisiert haben und spezielles (technisches) Know-how mitbringen“, erklärt Dalia Abu Samra-Rohte. Von Vorteil ist es darüber hinaus, wenn man Geschäftspartner auf Referenzen hinweisen kann, möglichst im internationalen Umfeld. „An einem Ort, an dem sich Anbieter aus der ganzen Welt tummeln, ist es wichtig, mit Referenzprojekten den Marktwert zu steigern.“ Wachsende Konkurrenz aus Asien Für KMU macht es vor allem bei größeren Ausschreibungen Sinn, als Projektpartner zusammen mit einem großen Unternehmen anzubieten, rät Samra-Rohte. „Häufig werden Großprojekte ausgeschrieben, die einen Mittelständler sehr schnell überfordern – auch finanziell.“ „Made in Germany“ genießt zwar im Mittleren Osten ein hohes Ansehen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Preisdruck groß ist. „Mittlerweile haben wir einen starken Preismarkt, das unterschätzen viele. Das sehen wir mittlerweile auch in Bereichen, wo es ehemals keine Konkurrenz aus Asien gab“, erklärt Samra-Rohte. ❙❚■ Dietmar Winkler Interview „Wachsendes Engagement der Chinesen in der Region“ Am Rande des Internationalen Transportforums in Leipzig sprachen wir mit Abdulla Bilhaif al Nuaimi, Infrastrukturminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Sie sind für die Infrastruktur in den VAE zuständig. Wie groß ist die Konkurrenz zwischen den einzelnen Emiraten? Abdulla Bilhaif al Nuaimi: Die VAE sind eine föderale Staatsform mit sieben autonomen Emiraten. Die Zentralregierung in Abu Dhabi stellt in Abstimmung mit den Emiraten nur die Leitlinien auf. Grundsätzlich ist jedes Emirat frei, eigene Projekte anzugehen. Die lokalen Regierungen entscheiden selbst, welche Projekte sie verwirklichen und wie sie diese finanzieren. Das Emirat Abu Dhabi beispielsweise hat seinen eigenen Masterplan für Infrastruktur aufgestellt und dafür eigene Mittel bereit gestellt. Ebenso verfahren die Emirate Dubai und Schardscha. Die vier anderen Emirate hängen zu 90 Prozent von föderalen Mitteln ab. Abu Dhabi und Dubai sind als Logistikstandorte weltweit bekannt. Wie groß sind die Unterschiede zwischen den Emiraten, was die Qualität der Infrastruktur angeht? Abu Dhabi und Dubai spielen heute eine zentrale Rolle im weltweiten Transportsektor. Dubai ist definitiv das führende Emirat, was Infrastruktur betrifft. Man hat dort aber sehr früh begonnen, in Infrastrukturprojekte zu investieren. Abu Dhabi hat mittlerweile aufgeschlossen. Die anderen Emirate sind da noch nicht so weit. Die regionale Unterschiede spiegeln auch die wirtschaftliche Entwicklung wider. Eines der Themen beim ITF war die Finanzierung von Infrastruktur über Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP). In Dubai, so scheint es, mangelt es niemals an Geld … Die Realisierung von Öffentlich-Privaten Partnerschaften hängt nicht davon ab, ob es genügend öffentliche Mittel gibt oder nicht. Viele Länder bedienen sich des Instruments. ÖPP dienen dazu, eine nachhaltige und stabile Entwicklung für Infrastrukturprojekte zu gewährleisten. In den VAE haben wir noch nicht sehr viel Erfahrung damit. Für künftige Projekte könnten ÖPP durchaus eine Rolle spielen. Wir haben die Vision, den privaten Sektor zu stärken. Infrastrukturprojekte wie Flughäfen oder Seehäfen sind kein staatlicher Selbstzweck, sondern letztlich profitierten die Öffentlichkeit davon und der private Sektor. Deshalb ermutigen wir den privaten Sektor auch, sich zu engagieren. Ist es für Staaten wie Dubai interessant, sich in die Infrastruktur anderer Länder einzukaufen? Die Welt ist sehr klein geworden und die Wirtschaft sehr verflochten. Wir unterstützen daher grundsätzlich Investitionen von Privatunternehmen, auch in anderen Ländern. Verlagern sich die Schwerpunkte internationaler Transportströme? Wir sind offen für Geschäftspartner aus allen Ländern. Der Warenaustausch zwischen Europa und den Arabischen Emiraten ist in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen. Wir spüren beispielsweise wachsendes Interesse der Chinesen, sich in der Region zu engagieren. Auch Russland spielt eine bedeutende Rolle als Wirtschaftsmacht. Die Airlines aus Nahost hätten gerne die Landeerlaubnis auf weiteren deutschen Flughäfen. Sehen Sie eine Einschränkung des Wettbewerbs? Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur deutschen Delegation und wir diskutieren diese Themen in aller Sachlichkeit. Es ist richtig, wir würden gerne Landerechte an weiteren Standorten in Deutschland haben, das habe ich mit Minister Peter Ramsauer diskutiert. In einem freien Markt gibt es unserer Meinung nach keinen Grund, nicht weitere Landerechte zu erhalten. diwi Mittelständler sollten sich mit einem größeren Partner zusammentun

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