Abu Dhabi. Der Transport und Logistiksektor gewinnt in den Vereinigten Arabischen Emiraten weiter an Fahrt. Während sich das Emirat Dubai in der Vergangenheit frühzeitig als eines der führenden Logistikhubs in der Region positioniert hat, baut auch das Emirat Abu Dhabi seine Stellung aus. Diese Entwicklungen biete für deutsche Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten sich in der Branche zu etablieren, schreibt Dalia Abu Samra-Rohte von der Deutsch-Arabischen Industrie und Handelskammer in einem Beitrag zur aktuellen Entwicklung.
Mit dem Hafen von Jebel Ali und der Gründung der international renommierten Emirates Airline hat Dubai seine geostrategische Lage genutzt, um sich erfolgreich zu einem der globalen Dienstleistungsstandorte in der Logistikbranche zu entwickeln. Von der Krise in 2009 hat sich das Emirat „wieder erholt“ und konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen, wie die Logistikbranche. Der zunächst nach der Krise in Verzug geratene Bau des neuen Flughafens, Dubai World Central, welcher eine direkte Anbindung an den Hafen von Jebel Ali besitzt, ist fast fertiggestellt. Der Passagierbetrieb soll im Oktober 2013 mit zwei Low Cost Fluglinien, nämlich der saudi-arabischen Nasair und der europäischen Wizz Air, eröffnet werden. Der Flughafen bietet momentan eine Kapazität von 7 Millionen Passagieren im Jahr.
Im benachbarten Hafen Jebel Ali werden die Kapazitäten aufgestockt. Nach Angaben vom Middle East Economic Digest (MEED) sind Bauunternehmen zur Abgabe eines Angebotes für Terminal 4 aufgefordert worden, welches den Bau einer 400 Meter langen Kaimauer beinhaltet. Im vergangenen Jahr wurde bereits der Auftrag für den Bau des Terminal 3 an die japanische Toa und das französische Unternehmen Soletanche Bachy vergeben. Insgesamt soll der Hafen bis 2014 eine Kapazität von 19 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) erreichen.
Masterplan für Abu Dhabi
In der Hauptstadt Abu Dhabi wird der Ausbau der Transport und Logistikbranche im Rahmen eines Masterplanes (Surface Transport Masterplan) implementiert, welcher 2009 durch die Transportbehörde von Abu Dhabi bekanntgegeben wurde. Dieser beinhaltet den Bau einer innerstädtischen Metrolinie, die Ausweitung des vor zwei Jahren aufgebauten Bussystems, den Bau einer Eisenbahnstrecke, klimatisierter Bushaltestellen sowie eines neuen Passagierterminal im Abu Dhabi Flughafen.
Ein wichtiger Bestandteil des Masterplanes ist der Ausbau des Eisenbahnnetzes, dessen erster Teilabschnitt zurzeit von Shah und Habshan nach Ruwais in der Westregion entsteht. Der 266 km lange Abschnitt soll laut der Eisenbahngesellschaft Etihad Rail noch 2013 fertiggestellt werden, welcher dem Transport von Schwefelgranulat aus den Sauergasfeldern dient. Das "Rollende Material" wird von dem US Unternehmen Electro-Motive Diesel und China Locomotive & Rolling Stock Corporation geliefert, während das deutsche Unternehmen Vossloh einen Auftrag zur Bereitstellung der Weichen und Schienenbefestigungen bekam. Derzeit wird die Ausschreibung für den Betrieb und die Instandhaltung ausgewertet. 2013 werden zudem wichtige Entscheidungen für die sogenannte zweite Phase des Eisenbahnprojekts (fünf Ausschreibungspakete) getroffen. Hier geht es unter anderem um den Bau der Strecken nach Al Ain und an die Grenze zum Königreich Saudi-Arabien. Die Pläne bieten Marktchancen für deutsche Unternehmen, zum einem als Konsortialpartner und zum anderen als Zulieferer oder Unterauftragsnehmer.
Ein weiterer Bestandteil des Abu Dhabi Surface Transport Master Plan ist das Kizad Projekt. Auf einer Fläche von 417 km² ist ein Industriegebiet mit Hafenanlage entstanden. Der „Khalifa Port“, welcher im Dezember 2012 eröffnet wurde, ist der erste semi-automatisierte Hafen in der Region. In der ersten Phase bietet er Kapazitäten für das Handling von 2,5 Millionen Containern und 12 Millionen Tonnen Cargo pro Jahr. Bis 2030 soll der Hafen in weiteren vier Phasen ausgebaut werden.
Da der Markteintritt in den VAE relativ zeitintensiv ist, sollten deutsche Unternehmen sich frühzeitig positionieren, rät Dalia Abu Samra-Rohte. Viele der staatlichen Ausschreibungen erfordern einen lokalen Partner vor Ort. (diwi)
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