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Verdi wirft Hermes erneut Lohndumping vor

23.05.2012 17:50 Uhr
Verdi wirft Hermes erneut Lohndumping vor
Der Streit um ein mögliches Lohndumping bei der Otto-Tochter Hermes geht in die nächste Runde
© Foto: Hermes

Verdi konfrontiert Hermes erneut mit Lohndumping-Vorwürfen. Hermes weist die Kritik zurück

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Hamburg. Die Gewerkschaft Verdi hat erneut die Bezahlung der Paketfahrer beim Logistik- und Dienstleistungskonzern Hermes scharf kritisiert. „Hermes täuscht die Öffentlichkeit und tarnt seine skandalöse Lohndumpingpolitik mit einer plumpen Sozialrhetorik“, erklärte am Mittwoch Wolfgang Abel, der Leiter des Verdi-Fachbereichs für Post- und Logistikbetriebe in Norddeutschland. Die von Hermes angestrebten Stundenlöhne für die Zusteller von 7,50 bis 8,00 Euro lägen unter den Einstiegs-Tariflöhnen von 10,82 Euro in Hamburg und 10,46 Euro in Schleswig-Holstein. Damit unterschreite das von Hermes angepeilte Lohnniveau die maßgeblichen Lohnuntergrenzen um rund 30 Prozent.

Das Tochterunternehmen der Otto Group hatte am Vortag verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die eine faire Entlohnung und angemessene Arbeitsbedingungen für die Zusteller sichern sollen. Dazu gehören ein Zertifizierungsverfahren für Subunternehmen, verbindliche Leitlinien und ein Ombudsmann. Verdi macht Hermes mit dafür verantwortlich, dass von rund 50.000 Beschäftigten in der Branche etwa 35.000 zu Dumpinglöhnen arbeiten. Das Unternehmen solle die Zustellung mit eigenen Beschäftigten organisieren und auf Subunternehmer verzichten.

Hermes weist Vorwürfe zurück 

Hermes erklärte, der Vorwurf des Lohndumpings sei völlig aus der Luft gegriffen. Das Unternehmen nehme die unsachlichen und teilweise diffamierenden Äußerungen von Abel „mit Bestürzung und Unverständnis“ zur Kenntnis. Die Folgerung, dass Lohndumping bereits durch eine Entlohnung entstehe, die in der Höhe nicht den jeweils in der Branche anwendbaren Tarifwerken entspreche, sei eine mehr als fragwürdige Darstellung. Vielmehr gelte es hier, das auch grundrechtlich geschützte Recht auf Koalitionsfreiheit zu achten. „Uns sind als Partner alle Unternehmen – ob tarifgebunden oder nicht – recht, wenn sie die in unserem Verhaltenskodex festgeschriebenen Werte uneingeschränkt einhalten, sich an Recht und Gesetz halten und die vereinbarte Leistung erbringen“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. (dpa)

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KOMMENTARE


Sascha Cordes

25.05.2012 - 20:45 Uhr

Dieses Problem betrifft nicht nur alleine den "Götterboten", sondern es durchzieht die gesamte Paketdienstbranche. Aber das KEP-Segment wie auch die gesamte fahrende Abteilung in der Logistikbranche kann sich nicht auf eine Lobby stützen, die sich dieser Probleme annimmt. Somit werden weiter tausende Fahrer die Verantwortung für die teure Fracht zum Niedriglohn übernehmen. Viele in der Branche würden sich über 7,50 Euro Stundenlohn freuen, verdienen sie doch nur die Hälfte dessen, betrachtet man die Standardarbeitszeiten von 14 Stunden am Tag.


Florian Pollok

28.06.2012 - 11:22 Uhr

@Sascha Cordes: Die Lobby sind eigentlich die Fahrer selbst. Solange sie sich nicht zusammenschließen, wird sich da wenig verändern. Beispiel: In der Automobilindustrie verdienen die Leute viel Geld und haben gute Arbeitsbedingungen. Das liegt daran, dass sich der Großteil der Beschäftigten in der IG Metall organisiert hat. Auch die Chefs von BMW, Audi und Co. rücken nicht freiwillig die Leistungen raus, wenn sie mehr für sich haben könnten. Die Beschäftigten holen es sich über ihre Durchsetzungsfähigkeit. Dort reicht oftmals die Androhung auf Arbeitskampf, um Forderungen durchzusetzen. Wenn sich die Fahrer in der KEP-Branche zusammenschließen, dann wird das dort meinem Dafürhalten nach genauso klappen. Es gibt ja bereits ein Beispiel, wo es klappt: Bei DHL. Dort haben sich die Fahrer zu großen Teilen über Verdi organisiert und haben entsprechende tarifvertragliche Regelungen.


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