Berlin/Düsseldorf. Die Lieferung von Paketen direkt an die Haustür muss aus Sicht einiger Zustelldienste teurer werden. „In der Zukunft kann es so kommen, dass die Paketdienste standardmäßig an den Paketshop liefern und die Lieferung zur Haustür dann zum Beispiel 50 Cent kostet“, sagte der Geschäftsführer des Paketdiensts DPD, Boris Winkelmann, der „Wirtschaftswoche“ (Freitag).
Als Grund verwies er auf das starke Wachstum im Online-Versandhandel und die dadurch gestiegenen Kosten für die Zustellung. „Die Abholung von Sendungen direkt vom Paketshop oder vom Paketkasten wird weiter an Bedeutung gewinnen“, sagte er. DPD geht einem Sprecher zufolge davon aus, dass das Paketaufkommen im diesjährigen Weihnachtsgeschäft um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen wird.
Weihnachtszuschlag um Paketflut einzudämmen
Zustimmung bekam der DPD-Chef vom Konkurrenten Hermes: „Die Zustellung an die Haustür muss angesichts des hohen Aufwandes teurer werden“, sagte Hermes-Geschäftsführer Frank Rausch der Zeitschrift. Um die Paketflut zu Weihnachten einzudämmen will Hermes im Weihnachtsgeschäft 2018 die Preise anheben.
„Wir werden 2018 einen Preiszuschlag für das Weihnachtsgeschäft einführen“, sagte Rausch der „WirtschaftsWoche“. Sowohl Onlinehändler als auch Verbraucher sollen dann mehr Geld für die von ihnen versendeten Pakete zahlen. Wie hoch der Zuschlag sein soll und in welchen Zeitraum er erhoben wird, soll nach dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft festgelegt werden.
Die Maßnahme sei ein erster Schritt, um die Preise an die immer weiter wachsende Nachfrage anzupassen. „Wir beobachten die Verbreitung einer gefährlichen Null-Versandkostenmentalität“, sagte Rausch. „Der Preis, den der Handel bereit ist für ein Paket zu zahlen, ist schlichtweg nicht auskömmlich.“ Im Schnitt kostet eine Sendung nach Angaben der Nachrichtenagentur „dpa“ derzeit 5,75 Euro, manchmal gibt es aber auch nur zwei Euro dafür. Das erschwert den Paketdiensten Investitionen in neue Auslieferungszentren, einen größeren Fuhrpark oder auch die bessere Bezahlung der Zusteller.
„Der Markt kommt an seine kapazitären Grenzen“, sagte Rausch der „Wirtschaftswoche“ angesichts der Paketflut angesichts des boomenden Internethandels. Es mangele vor allem an Personal. Hermes sucht für dieses Weihnachtsgeschäft allein 6000 Aushilfen.
Hermes führt Obergrenzen ein
Zur Weihnachtszeit ist das tägliche Paketaufkommen bei Hermes fast doppelt so hoch wie an normalen Tagen. Im aktuellen Weihnachtsgeschäft hat Hermes daher erstmals regionale Mengenobergrenzen definiert. „Das heißt, wir haben mit unseren Kunden feste Kontingente verabredet“, sagte Rausch der „WirtschaftsWoche“. Sollten die Kunden die vereinbarte Obergrenze überschreiten, müssen sie dafür höhere Preise zahlen. Auch DPD verabredet mit seinen Kunden, auf welche Paketmengen sich das Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum einzustellen hat. „Das sind für uns aber keine starren Obergrenzen“, sagte ein Sprecher.
Den Weihnachtsstress spürt auch Marktführer DHL. Bis zu 8,5 Millionen Pakete täglich stellen die Fahrer in den Tagen kurz vor Weihnachten zu – ebenfalls etwa doppelt so viele wie an Durchschnittstagen. DHL sieht sich jedoch mit rund 10.000 zusätzlichen Aushilfskräfte gut vorbereitet: „Einen Zuschlag für das Weihnachtsgeschäft oder Obergrenzen für unsere Großversender haben wir aktuell ebenso wenig geplant wie eine zusätzliche Gebühr für die Zustellung von Paketsendungen an der Haustür“, teilte eine Sprecherin mit.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet in diesem Jahr im Onlinehandel insgesamt einen Zuwachs von 10 Prozent. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel prognostiziert sogar ein Wachstum von 11 Prozent. Besonders angesichts dieser rasant steigenden Mengen sei „der Preis, den der Handel bereit ist für ein Paket zu zahlen, schlichtweg nicht auskömmlich“, so Hermes-Chef Rausch in der „WirtschaftsWoche“. (dpa/jt)