Berlin. Eine Studie der Schienenlobby Allianz pro Schiene heizt den Streit um den Lang-Lkw neu an. „Lastkraftwagen deren Zahl auf Deutschlands Straßen noch einmal deutlich erhöhen würde. Durch die Zulassung von „Riesen-Lkw“ und der damit einhergehenden Nachfrage nach dem neuen Transportmittel würden 7,6 Prozent des Schienengüterverkehrs auf die Straße verlagert, sagte Studien-Co-Autor Herbert Sonntag, Verkehrswissenschaftler an der Technischen Hochschule Wildau. Dies bedeute eine Zusatzbelastung von mehr als 7000 täglichen Lkw-Fahrten auf der Straße. Sonntag machte insbesondere auf den indirekten Preiseffekt aufmerksam, durch den Güterzüge in den unwirtschaftlichen Bereich gerieten. Da der Lang-Lkw Transporte finanziell günstiger anbieten könne als die Schiene, würden manche Züge unter „eine kritische Auslastungsschwelle“ fallen – mit der Folge, dass Züge eingestellt und sich Transporte nicht nur auf verbleibende Züge, sondern auch auf die Straße verlagerten.
DSLV: Studie ignoriert bewusst Kosteneffekte
Güterkraftverbände widersprechen den Argumenten der Allianz pro Schiene entschieden. Begleitet „von der gewohnt diffamierenden Polemik“ habe die Bahnlobbyorganisation den Lang-Lkw als „Schreckensvision für Deutschland“ dargestellt, heißt es in einem Rundschreiben des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV). „Die Studie ignoriert bewusst die Kosteneffekte der Ausweitung der Lkw-Maut auf weitere 1100 Kilometer Bundesstraßen sowie auf leichte Nutzfahrzeuge“, kritisierte DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Er verweist seinerseits auf eine vom Verband in Auftrag gegebene Studie, die allein für die Stückgutlogistik einen Kostenanstieg pro Sendung zwischen einem und 2,6 Prozent ausweise. Den von der Allianz pro Schiene errechnete wirtschaftliche Vorteil des Lang-Lkw hat sich die Vereinigung also schöngerechnet.
BGL: Feldversuch zeigt keine Verlagerungseffekte
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) verwies auf den Zwischenbericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), in dem eine „geringe Anzahl an identifizierbaren Risiken“ und eine Kraftstoff- und CO2-Ersparnis im Feldversuch von 15 bis 25 Prozent festgestellt worden sei. Eine Verkehrsverlagerung von der Bahn auf die Straße sei nicht zu erwarten, da auch der Lang-Lkw auf 40 Tonnen beschränkt sei und sich nur für großvolumige oder leichte Güter wie Dämmstoffe oder Möbel eigne. „Der Transport solcher Güter ist bislang, auch für Nicht-Verkehrsexperten nachvollziehbar, keineswegs eine Domäne der Bahn“. (jök/ks)