Berlin. Verkehrspolitiker und Verbände haben vor der flächendeckenden Zulassung von Lang-Lkw in Deutschland gewarnt. Bei einer Protestaktion vor dem Brandenburger Tor in Berlin vertraten sie die Ansicht, der Einsatz dieser Fahrzeuge würde zu mehr Transporten auf der Straße führen - zulasten der Güterbahn. Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), sagte: „Wir wollen, dass mehr Güter auf die Schiene kommen.“ Mit den Lang-Lkw werde das Gegenteil bewirkt. Sie brächten außerdem Sicherheitsprobleme mit sich.
Der Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Michael Ziesak, forderte den Bund auf, die Pläne für den Regelbetrieb auf Eis zu legen: „Gigaliner fahren im dünnbesiedelten Norden von Skandinavien. Für Deutschland sind sie zu groß und zu gefährlich, unsere Infrastruktur ist weder für 60-Tonner, noch für eine Lkw-Länge von 25,25 Meter ausgelegt.“
Noch bis Ende 2016 läuft ein Feldversuch in sieben Bundesländern, bei dem das Höchstgewicht der Lastwagen auf 40 Tonnen begrenzt wurde. Die Kritiker des Projekts befürchten, dass es später auf 60 Tonnen angehoben werden könnte. Das sei in Schweden und den Niederlanden inzwischen üblich. Zu der Kundgebung in Berlin hatten die Allianz pro Schiene, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), der VCD und die Automobilclubs ACV und ACE aufgerufen. Laut Allianz pro Schiene kamen rund 200 Teilnehmer zu dem Protest
Speditionsverband fordert sachliche Diskussion
Transport- und Speditionsverbände weisen indessen daraufhin, dass der Lang-Lkw die Straßen entlastet. Drei herkömmliche Lkw würden durch zwei Lang-Lkw ersetzt. Das schone die Umwelt und helfe zudem das Gewerbe von dem drohenden Fahrermangel zu entlasten, heißt es zum Beispiel von dem Verband Spedition und Logistik (VSL) NRW. Zudem fordere das Gewerbe keinen flächendeckenden Einsatz der 25-Meter langen Gespanne, sondern einen genehmigungspflichtigen Einzelrelationsverkehr zwischen Knotenpunkten. „Wir müssen zu einer sachlichen Diskussion zurückfinden um dieses verkehrspolitische Instrument endlich einsetzen zu können,“ kritisierte VSL-Vorstand Rüdiger Ostrowski. (dpa/ks)