Berlin. Erdgas (CNG) und Flüssiggas (LNG) werden den Klimaschutz im Lkw- und Schiffsverkehr nicht entscheidend voranbringen. Im Gegenteil: Sie könnten die Treibhausgasemissionen sogar erhöhen. So lautet das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Umweltschutzorganisation Transport & Environment, dem europäischem Dachverband des Naturschutzbundes (Nabu) im Verkehrsbereich. Die Umweltschützer haben sie am Mittwoch in Brüssel vorgestellt
„Die Studie macht endgültig Schluss mit dem Ammenmärchen vom klimafreundlichen Gasantrieb. Fossiles Gas ist nicht die Antwort auf das Klimaproblem des Verkehrssektors“, sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die CO2-Emissionen würden so – wenn überhaupt – nur minimal reduziert. „Die Bundesregierung darf mit Gas nicht das Zeitalter der Verbrennungsmotoren künstlich verlängern. Alle Verkehrsträger, auch Schiffe und Lkw, müssen endlich emissionsfrei werden“, forderte er.
Erst am Dienstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verkündet, 500 Millionen Euro in den Aufbau eines ersten deutschen LNG-Importterminals investieren zu wollen, um künftig verstärkt Gas aus den USA beziehen zu können. Aus Sicht des Nabu ist dies eine klimapolitische Fehlinvestition. Die Umweltschützer fordern deshalb, dass die deutsche Regierung die Steuervorteile für beide Kraftstoffe schnellstmöglich abschafft und die öffentliche Förderung für weitere LNG- und CNG-Infrastruktur stoppt.
Nabu fordert Vorfahrt für alternative Lkw-Antriebe
Gegenüber modernen Lkw-Motoren der Euro-6-Abgasnorm böte der Einsatz von Gas kaum Verbesserungspotenzial, betonte der Nabu. Zudem stünden im Straßengüterverkehr zunehmend emissionsfreie Antriebskonzepte zur Verfügung, die schnell und flächendeckend zum Einsatz kommen sollten. Subventionierte Gas- und Dieselpreise und höhere Anschaffungskosten der Fahrzeuge verhindern aus Sicht der Umweltschützer deren Durchsetzung am Markt bisher.
So werde die Förderung von Erd- und Flüssiggas zum massiven Hindernis für Oberleitungs-Lkw, Wasserstoff- sowie batterieelektrische Antriebe. „Es kann nicht sein, dass wir jetzt darüber reden, im Straßengüterverkehr einen fossilen Kraftstoff durch einen anderen zu ersetzen, während alle namhaften Hersteller längst elektrifizierte Antriebe im Angebot haben“, sagte Nabu-Verkehrsexperte Daniel Rieger. (ag)
Stefan N.