Berlin. In einer vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage haben 63 Prozent der Befragten angegeben, dass sie eine Priorisierung der Schiene im Gütertransport bevorzugen würden. Auch klimafreundlicher als bisher angetriebene Lkw werden nur von einer halb so großen Gruppe bevorzugt. „Das Vertrauen in die Eisenbahn ist da. Andere Lkw-Antriebe, die im Übrigen noch nicht verfügbar sind, halten weniger Menschen für eine Lösung der Zukunftsprobleme als Politiker vermuten“, sagt Peter Westenberger, Geschäftsführer des NEE.
Auffällig ist auch die geringe Zustimmung zum Neubau von Straßen. Bei der Frage, wie der Staat auf die kommenden Herausforderungen durch wachsenden Gütertransport reagieren sollte, stimmten gerade einmal 10 Prozent der Befragten für diese Maßnahme. Auch Oberleitungs-Lkw kommen nur auf eine Zustimmung von 17 Prozent „Die Frustration über Lkw-Schlangen, die die Autobahn verstopfen und durch Ortschaften rumpeln, ist riesig. Umso mehr sehen die Menschen, dass ein schlichter Umstieg auf alternative Kraftstoffe die Probleme nicht lösen wird“, so Westenberger. Im Gegensatz dazu genießt der Ausbau der Schieneninfrastruktur die Zustimmung von fast 60 Prozent der 1017 befragten Personen.
Dass die jetzige Bundesregierung in ihrem Haushaltsentwurf mit zwei Milliarden Euro ab 2023 erneut eine deutliche Unterfinanzierung des Schieneninfrastruktur-Neubaus vorgesehen hat, widerspricht aus Sicht der Güterbahnen sowohl den Mehrheiten in der Bevölkerung als auch dem parteipolitischen Konsens, die Schiene aufzuwerten. „Mühsam versuchen der Verkehrsminister und die Wahlprogramme der Regierungsparteien den Eindruck zu erwecken, die Schiene würde aufgewertet – der Haushalt spricht eine klare andere Sprache“, so Westenberger.
Eine detaillierte Analyse zu den Wahlprogrammen der Parteien, die diese Zustimmungswerte für die Schiene in der nächsten Legislaturperiode repräsentieren wollen, hat das NEE hier veröffentlicht. (ste)
Christian Meßing