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Tunnel-Alarm in Italien: 200 Autobahntunnel haben Mängel

10.01.2020 15:10 Uhr
Rendsburg Kanaltunnel
Bereits bis 30. April 2019 hätten die Tunnel an europäische Sicherheitsnormen von 2004 angepasst werden müssen (Symbolbild)
© Foto: Picture Alliance/Radio Tele Nord/Peter Wüst

Kaum Licht, Wasser tropft – das sind nur zwei der Mängel, die rund 200 Autobahntunnel in Italien vorweisen. Bis 30. April 2019 hätten die Tunnel an geltende EU-Richtlinien angepasst werden müssen, passiert ist das offenbar nicht.

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Rom. Ein Dossier des italienischen Verkehrsministeriums hebt es klar hervor: Mindestens 105 Tunnel, die zum Netz des skandalgebeuteten Autobahnbetreibers Autostrade per l’Italia gehören (auch zuständig für die Ponte Morandi), entsprechen nicht den aktuellen Sicherheitsnormen. Hinzu kommen 90 Tunnel, die unter die Zuständigkeit anderer Betreiber fallen. Ein Thema, das insbesondere nach dem Teileinsturz des Bertè-Tunnels (A 26, Autostrade per l’Italia), bei dem am 30. Dezember 2019 plötzlich zweieinhalb Tonnen Beton auf die Fahrbahn stürzten, in Italien im Fokus steht.

Die betreffenden Tunnel sind nicht mit den europäischen Sicherheitsnormen von 2004 vereinbar und werden in einem technischen Report des italienischen Verkehrsministeriums als gefährlich betrachtet. Nahezu sämtliche Tunnel mit einer Länge von über 500 Metern würden eine erhebliche Unfallgefahr bergen und seien einem Einsturzrisiko ausgesetzt. Genannt werden dabei als Schwachstellen fehlende Abdichtungen und Isolationen, das Eindringen von Wasser, das Fehlen von Sicherheitssystemen oder auch Seitenstreifen und Fluchtwegen. Hinzu kommen laut Bericht das Fehlen von Videoüberwachung, von Alarmsystemen, Rauchmeldern, Signal- und Notfalllichtern, Notfallräumen für den Evakuierungsfall oder auch das Fehlen von Verantwortlichen, die notwendige Kontrollen durchführen.

Instandsetzung der Tunnel längst überfällig

Laut der EU-Verordnung 54/2004 hätten sämtliche Konzessionsinhaber die Tunnel bis zum 30. April 2019 an die geltenden Sicherheitsrichtlinien anpassen müssen – eine Anpassung, die offensichtlich bei rund 200 langen Tunneln noch nicht erfolgt ist. 

Dass es so weit kommen konnte, liegt zumindest in Bezug auf Autostrade per l’Italia an gefälschten Berichten zum Status der durch Spea kontrollierten Tunnel (gehört ebenso wie Autostrade per l’Italia zur Atlantia-Gruppe). Wie aus den Ermittlungen nach dem Einsturz der Ponte Morandi deutlich wurde, seien die Berichte zum Zustand der kontrollierten Tunnel geschönt gewesen. Vermutlich, so heißt es in italienischen Medien, um so ein Auge zuzudrücken und bei den eigentlich nötigen Instandsetzungsarbeiten Kosten einzusparen.

Der miserable Zustand der Autobahnen, die auf vielen Strecken mautpflichtig sind, ist ein heiß diskutiertes Thema im Land. Im August 2018 war die Morandi-Brücke in Genua eingestürzt, 43 Menschen starben. Dem Betreiber Autostrade per l'Italia wird schlechte Wartung vorgeworfen. (dpa/nja)

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