Bremen/Hannover. Die stark gestiegenen Treibstoffpreise bereiten vielen Unternehmen im Transportgewerbe Probleme. „Das geht definitiv an die Substanz“, sagte der Geschäftsführer des Landesverbands Verkehrsgewerbe Bremen, Martin Otholt, der Nachrichtenagentur DPA am Montag. Sein Verband vertritt etwa 160 Transportunternehmen in Bremen mit rund 8000 Mitarbeitern und bis zu 6000 Lastwagen. Viele Firmen bekämen von ihren Banken keine Kredite mehr. Er erhalte immer wieder Anrufe, in denen ihm Unternehmer sagten, ihnen stehe das Wasser bis zum Hals, berichtete Otholt.
Trotz des teuren Diesels sei es kaum möglich, höhere Frachtpreise zu erzielen. Das liege auch daran, dass viele Lastwagen aus Osteuropa in Deutschland unterwegs seien. „Die nehmen alles zu jedem Preis.“ Die Fahrer arbeiten nach Otholts Angaben für geringen Lohn oft wochenlang am Stück. In Deutschland müssen die Fahrzeuge wegen ihrer großen Tanks nur selten an eine Tankstelle. Und dann werde auch nur so viel Diesel gekauft, dass es für die Rückfahrt nach Hause reiche.
Der Staat könnte Erleichterung für das deutsche Transportgewerbe schaffen, ist der Geschäftsführer überzeugt. Denn der Fiskus verdiene bei steigenden Spritpreisen über die Mehrwertsteuer ordentlich mit.
Der Liter Dieselkraftstoff kostet diese Woche im bundesweiten Durchschnitt 1,53 Euro. Für einen Liter Super E10 geben die Mineralölkonzerne derzeit ein Durchschnittspreis von 1,68 Euro an, und 1,71 Euro für die meistgetankte Sorte Super E5 mit fünf Prozent Ethanol.
Spritpreise bleiben hoch
Eine Entspannung auf dem Kraftstoffmarkt ist nach Expertenansicht mittelfristig nicht zu erwarten. Der Volkswirtschaftler Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim führt dies zum einen auf die nach wie vor hohe Nachfrage aus aufstrebenden Staaten wie China, Brasilien und Indien zurück, wie er der Nachrichtenagentur dpa am Montag sagte. Außerdem befinde sich ein Großteil der Energiereserven auf dem Boden von Staaten, deren politische Situation mitunter relativ schwierig sei. Das werde sich auf absehbare Zeit nicht ändern.
Ähnlich wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht Beck in den Rekordständen ein Risiko für die deutsche Wirtschaft. „Steigende Energiepreise bedeuten natürlich eine Gefährdung des Wachstums“, betonte er. Das habe man ganz deutlich bei früheren Energiekrisen etwa in den 1970er Jahren gesehen. „Es gab dramatische Einbrüche beim Wachstum, es gab eine Inflation.“ Darin bestehe ein Bedrohungspotenzial. Naturgemäß hätten vor allem energieintensive Unternehmen mit den hohen Preisen zu kämpfen. (dpa/ak)
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