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Mittlerweile tummeln sich national und international über 180 bis 200 Frachten- und Laderaumbörsen im europäischen Transportmarkt - sowohl kleine, spezialisierte Anbieter mit wenigen Nutzern als auch die europäischen Platzhirsche, die mehrere Tausend Anwender haben. Und jede der Börsen verspricht Frachtführern und Spediteuren eine bessere Auslastung ihrer Transportkapazitäten. "Aus dieser Angebotsfülle die passende Börse zu finden, ist schwer", sagt Professor Ulrich Müller-Steinfahrt, Leiter des Instituts für angewandte Logistik (IAL) der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (siehe Kasten Seite 19). Um Unternehmern - sowohl Auftraggebern als auch Auftragnehmern von Transportleistungen - diesen Markt transparenter zu machen, hat der Logistikexperte Frachtenbörsen und die Optionen des internetbasierten Frachtmanagements in einer Studie untersucht und eine Auswahl davon in einer Service-Übersicht für die VerkehrsRundschau zusammengestellt (siehe Seite 20). Final wird seine Studie "Internetbasiertes Frachtmanagement" im Frühsommer 2016 erscheinen. Dabei stellte Müller-Steinfahrt fest: Wer mit Frachtenbörsen arbeitet, setzt heute nicht mehr ausschließlich auf kurzfristig angelegte Beziehungen mit wechselnden Partnern, sondern ist auch am Aufbau einer regelmäßigen und längerfristigen Geschäftsbeziehung mit zuverlässigen Partnern interessiert. Frachtenbörsen wie Box24, Cargoclix und Freecargo bieten deshalb mittlerweile geschlossene Nutzergruppen, zum Beispiel für spezifische Verlader, in die entsprechend bewertete zuverlässige zertifizierte Partner aufgenommen werden. Bonitätsprüfung wird immer wichtiger Auch der Service Bonitätsprüfung wird für Nutzer von Frachtenbörsen immer wichtiger, weil der Vernetzungsgrad der Frachtführer, Speditionen und Verlader steigt, aber auch weil sich Partner im internationalen Geschäft oft weniger kennen. Fast alle Frachtenbörsen bieten daher Bonitätsprüfungen an - entweder in Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister und lassen sich dafür in der Regel bereits bei der Registrierung entsprechende Versicherungsnachweise und Handelsregister-Auszüge vorlegen. TransEU habe sogar einen eigenen Bonitätsindex entwickelt, sagt er. Leistungsbewertung der Dienstleister Zusätzlich führen die Frachtenbörsen zunehmend Qualitätssicherungsmaßnahmen durch - entweder dank eines eigenen Bewertungssystems oder mittels Verlader und/oder Dienstleister, stellt Müller-Steinfahrt fest. So führt Transporeon dieses Bewertungssystem auf Basis von Ablieferbelegen durch, während Freecargo mittels "Sternekategorien" und Fracht24 mittels sogenannter Zeitstempeleinhaltungen entlang des Auslieferprozesses die Leistung der Dienstleister bewerten lässt. Teleroute hat für die Qualitätssicherung sogar einen eigenen Verhaltenskodex entwickelt. Selbst die Zahlungsmoral von Frachtenbörsen-Nutzern wird mittlerweile erfasst und bewertet. Interessant: Zum Kennenlernen bieten mittlerweile etliche Frachtenbörsen wie Box24, Teleroute und TimoCom vierwöchige Echtbetriebstests an, bevor sich ein Unternehmer final für die Börse entscheidet. Kosten fallen dabei nicht immer an und wenn, dann werden diese auf die möglichen Registrierungs- oder Nutzungsgebühren teils angerechnet. Feste Vertragslaufzeiten gibt es nicht durchgängig. TransEU erwartet eine Bindung von 12 Monaten, Box24, LKWonline oder Teleroute von einem Monat. Etliche Frachtenbörsen wie die Börse Wotrans versuchen über Zeitpauschalen, Jahresfixum oder Jahresmitgliedschaft ihre Kunden zu binden. Die meisten Börsen wie Transporeon fordern eine monatliche Grundgebühr, die je nach Frachtführer oder Verlader differenziert ist, sowie nutzungsabhängige Gebühren. Registrierungsgebühren wie bei LKWonline fallen nur bei wenigen an. Ausbau in Europa schreitet voran Kaum eine Frachtenbörse bietet bislang die Frachtvermittlung flächendeckend in Europa an, wenngleich die größeren Anbieter TimoCom, Box24, Benelog und TransEU hier gut aufgestellt sind und weiter expandieren. Müller-Steinfahrt zufolge zeichnet sich deshalb ein Konzentrationstrend zu wenigen großen Anbietern in Europa ab. Die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiter oder der Plattform offerieren indes mittlerweile fast alle Börsen. Zudem haben sich einige auf bestimmte Relationen oder aber auf europäische Teilmärkte spezialisiert, wie etwa die spanische Wotrans, die tschechische Raaltrans oder die polnische TransEU. Weiterer Trend: Neben der reinen Frachtenvermittlung bieten die meisten Frachtenbörsen zunehmend ergänzende Dienste oder betreiben sogar weitere spezialisierte Frachtenbörsen, zum Beispiel für Schüttgüter. Die Zusatzleistungen reichen hier von Inkassodiensten, Ortungstools meist in Verbindung mit eigenen Apps (zum Beispiel Transporeon), Vermittlung von Lagerflächen (zum Beispiel TimoCom), Zeitfenstermanagement zur Steuerung der Be- und Entladeprozesse an der Rampe, Ausschreibungen über alle Modalitäten, Personalvermittlung oder einen Fahrzeugmarkt bis hin zur Versteigerung von Frachten. Last but not least werden im Segment der Frachtenbörsen laut Professor Müller-Steinfahrt neue digital-dominierte Geschäftsmodelle entstehen - mit interessanten Service-Neuerungen für die Branche. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Frachtenbörsen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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