Ulm. Kräftiger Preissturz im europäischen Straßengüterverkehr: Die Frachtraten sind im ersten Quartal 2016 um 6,8 Prozent gegenüber dem Vormonat in den Keller gerauscht. Das geht aus dem Transport Market Monitor (TMM) hervor, den Transporeon und Capgemini Consulting gemeinsam herausgeben.
Im vierten Quartal 2015 lag der Index noch bei 98,2 Punkten. Im Quartal darauf sackte er auf 91,5 Punkte ab. Ein Rückgang in einem ersten Quartal ist zwar nicht ungewöhnlich, da aufgrund des kalten Wetters die Auftragslage in der Regel schlechter ist und diese daher auf die Preise drückt. Aber auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (erstes Quartal 2015) gab der Index um 3,2 Prozent nach.
Kapazitäten sind um 25 Prozent gestiegen
Dass die Witterung eine Rolle spielt, wird auch am Kapazitätsindex deutlich, ein Indikator für die verfügbare Kapazität im Transportmarkt. Der Index kletterte kräftig um 25 Prozent auf 110,7 Punkte an. Das ist der höchste Wert seit dem ersten Quartal 2014.
Dieselpreise lassen die Preise purzeln
Zudem sorgten auch die abermals gesunkenen Dieselpreise dafür, dass Frachtraum so günstig war wie zuletzt im ersten Quartal 2014. Der Dieselpreisindex gab im ersten Quartal 2016 um 19,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal nach. Seinen Indexwert geben die Autoren des TMM mit 59,1 Punkten nach 73,1 Punkten an. Das ist der niedrigste Wert, seit dem es den TMM gibt (1. Quartal 2010).
Etwas verwunderlich sind die Daten, weil zumindest in Deutschland für das erste Quartal ein kräftiges Wirtschaftswachstum erzielt wurde. Da hätte man davon ausgehen können, dass die Kapazitäten besser ausgelastet waren. Peter Förster, Geschäftsführer bei Transporeon, zeigt sich skeptisch zur weiteren Entwicklung in diesem Jahr: "Auch wenn im zweiten Quartal saisongemäß die Kapazitäten wieder sinken werden und die Preise anziehen, so gehen wir davon aus, dass dieser Effekt in diesem Jahr schwächer ausfallen wird.“
VerkehrsRundschau-Index gab deutlich weniger stark nach als der TMM
Der TMM beruht auf den Daten der Logistikplattform Transporeon (jährliches Transportvolumen: zwei Milliarden Euro) und erfasst hauptsächlich Komplett- und Teilladungen in allen europäischen Ländern und damit Spotmarktpreise. Damit lässt sich auch der deutlich geringere Rückgang im Vergleich zum VerkehrsRundschau-Index erklären, in dem auch längerfristige Verträge berücksichtigt werden. Der war im ersten Quartal 2016 nur um 0,45 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Außerdem bezieht der VerkehrsRundschau-Index sich nur auf Transporte innerhalb Deutschlands. Doch Überkapazitäten im Markt führen vor allem im grenzüberschreitenden Verkehr zu einem Preisdruck. (cd)