Erfurt. Thüringens Logistikfirmen beklagen Lohndumping durch ausländische Speditionen. Vor allem osteuropäische Unternehmen vergüten ihren Fahrern weiterhin nicht den Mindestlohn von 8,50 Euro, sondern zwischen 1,50 und 4 Euro die Stunde, wie der Hauptgeschäftsführer des Verkehrsgewerbe-Verbandes (LTV), Martin Kammer, auf Anfrage sagte. „Dadurch können diese Unternehmen am Markt niedrigere Preise anbieten und gewinnen viele Aufträge.” Firmen aus Deutschland hätten dagegen große Probleme, die durch den Mindestlohn entstehenden Kosten auf die Kunden umzulegen. Kammer forderte deshalb mehr Kontrollen und ein Durchgreifen für mehr Wettbewerbsgleichheit.
Zugleich monierte der Hauptgeschäftsführer, dass Kontrolleure kaum ein Auge darauf hätten, wie oft ausländische Lastwagen Waren innerhalb Deutschlands transportieren. Laut Kammer dürfen Speditionen, wenn sie etwa Waren aus dem Ausland in ein deutsches Bundesland gebracht haben, innerhalb einer Woche drei weitere Touren innerhalb Deutschlands übernehmen - mehr dürfen es nicht werden. „Dies wird leider sehr selten kontrolliert.” Zur Überprüfung solcher Fahrten sollten Kammer zufolge auch die Mautdaten herangezogen werden können. „Somit wäre ein lückenloser Nachweis per Knopfdruck möglich.”
Nach Angaben des Verbandes gibt es in Thüringen etwa 3000 Unternehmen, die eine Erlaubnis zum Transport von Gütern besitzen. Vertreter der Branche trafen sich am Samstag in Erfurt zum Tag des Verkehrsgewerbes. Dabei ging es auch um den Transport von Gütern.
Weniger Verstöße wegen falscher Ladungssicherung
Wie der MDR unter Berufung auf Zahlen der Zentralen Bußgeldstelle berichtet, nimmt die Zahl der registrierten Verstöße wegen nicht richtig gesicherter Ladung in Thüringen im Jahresvergleich ab. Wurden 2013 noch 943 Verstöße geahndet, waren es vor zwei Jahren 879 und im Vorjahr 707 Fälle. Bis Mitte August dieses Jahres habe die Polizei 429 Verstöße gezählt. Ein Sprecher der Landespolizeidirektion sagte dem Sender, die tatsächliche Zahl von Verstößen liege allerdings höher, da nicht alle Fälle bei der Bußgeldstelle registriert würden.
Alle Fahrer in Europa müssten gemäß einer Europäischen Richtlinie geschult werden, gab Hauptgeschäftsführer Kammer zu bedenken. „Dies ist aber gerade bei unseren osteuropäischen Nachbarn eher nicht der Fall.” Weil jedes Jahr mehr Fahrzeuge osteuropäischer Unternehmen auf den Straßen in Deutschland unterwegs seien, „treten gerade bei diesen Unternehmen Vorfälle auf”, sagte Kammer. Erst vor wenigen Tagen hatte die Thüringer Polizei mehrere Laster auf der Autobahn festgestellt, deren Ladung nicht ausreichend befestigt war. (dpa/sno)