Weinstadt. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) setzt sich für eine bundesweite Einführung von Abbiegeassistenten für Lkw ein. „Rechtsabbiegende Lastkraftwagen verursachen leider immer wieder Unfälle, weil sie Kinder, Fußgänger oder Radfahrer im toten Winkel nicht sehen“, sagte Hermann am Montag beim Start eines Feldversuchs mit der Technologie. Diese Unfälle endeten oft tödlich.
Die Landesregierung und der Verband Spedition und Logistik (VSL) Baden-Württemberg haben am Montag einen mehrjährigen Feldversuch mit Abbiegeassistenten für 500 Lastwagen gestartet, den das baden-württembergische Verkehrsministerium fördert. Bei 200 Fahrzeugen ist der bereits installiert.
Praxistest mit Flächenbedeutung
„Wir erhoffen uns davon wichtige Erkenntnisse, um eine flächendeckende Einführung des Abbiegeassistenten zu erreichen“, sagte Hermann. „Mit den Projektergebnissen hoffen wir, die Grundlage für ein Förderprogramm des Bundes zu schaffen, um den Abbiegeassistenten flächendeckend in neuen und im Gebrauch befindlichen Lkw im Bundesgebiet einzuführen.“
Der Feldversuch verfolgt laut dem VSL Baden-Württemberg die folgenden drei Ziele:
- Nachrüstung von Fahrzeugen, sowie das wissenschaftliche Bewerten der am Markt befindlichen Abbiegeassistenten. Die technischen Lösungen können auf Basis von Ultraschall, Radar oder visuell durch Kameras erfolgen.
- Personengruppen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, einbeziehen und für die aktuellen Entwicklungen sensibilisieren – vor allem den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club.
- Unterstützung der politischen Meinungsbildung. Der geplante Feldversuch kann die Potentiale untersuchen, den Einbau bei Neufahrzeugen und die Nachrüstung im Bestand zu verpflichten.
Aktion Abbiegeassistent läuft parallel
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte im Juli eine „Aktion Abbiegeassistent“ angekündigt, um – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – die Technik schnell verpflichtend einzuführen. Die EU-Kommission sieht eine solche Pflicht erst ab dem Jahr 2022 vor.
Für den Feldversuch gibt das Land gut 500.000 Euro, insgesamt kostet der Versuch rund 670.000 Euro. Er ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll von der Steinbeis-Stiftung wissenschaftlich begleitet werden. Die Technik wird dem Verkehrsministerium zufolge in Deutschland erstmals im Realbetrieb untersucht. (dpa/ag)