Mülheim/Ruhr. Der Handelskonzern Tengelmann steigt aus dem Supermarktgeschäft aus. Das Mülheimer Unternehmen kündigte am Dienstag an, es werde seine verbliebenen rund 451 Kaiser's-Tengelmann-Supermärkte Mitte 2015 an den Marktführer Edeka abgeben. Über diesen Schritt wurden am Dienstagvormittag der Aufsichtsrat von Kaiser’s Tengelmann sowie die Beschäftigten informiert. Allerdings muss das Bundeskartellamt dem Verkauf noch zustimmen. Das Supermarktgeschäft ist seit Jahren defizitär weshalb das Unternehmen schon vor Monaten bekannt gegeben hat, den Bereich einer grundlegenden Analyse zu unterziehen und mögliche Handlungsoptionen zu prüfen. „Wir sehen leider keine Perspektive mehr, unsere Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen. Mit einem Marktanteil von nur 0,6 Prozent sind wir mit unseren Supermärkten zu klein, um weiterhin im Markt eine Chance zu haben,“ wird Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann in einer Mitteilung zitiert.
Der Verkauf an einen neuen Eigentümer dürfte auch Auswirkungen auf die Belieferung der Filialen haben. Die Distributionslogistik bei Kaiser's Tengelmann erfolgt nach eigenen Angaben zu 70 Prozent mit eigenen Fahrzeugen. Zu möglichen Auswirkungen des Verkauf auf die Logistik der Supermarktkette wollten sich beide Unternehmen nicht äußern. Bis Juni 2015 werden die Filialen unter Tengelmann-Regie weiter geführt und beliefert.
Erst im Juli hatte Tengelmann angekündigt, sich von seinen Logistikimmobilien in Deutschland zu trennen. Dabei geht es um den Verkauf von insgesamt zehn deutschen Logistikimmobilien-Standorten mit insgesamt 425.000 Quadratmetern Mietfläche. Darunter befinden sich sieben direkt gehaltene Immobilien und drei Logistikstandorte, die sich in Leasingstrukturen befinden. Innerhalb der Tengelmann-Gruppe zeichnet die Immobilientochter TREI Real Estate verantwortlich für den Verkauf.
Edeka übernimmt außerdem die Online-Tochter Tengelmann E-Stores GmbH (Plus.de und GartenXXL.de) mit dem Ziel, sie in die Organisation der Edeka-Tochter Netto Marken-Discount zu integrieren. „Unser Online-Shop hat unter dem Dach von Netto als Multi-Channel-Anbieter deutlich größere Marktchancen als heute als reiner Pure Player“, so Haub.
Die Tengelmann-Gruppe ist vor allem für Supermärkte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin bekannt. Dabei ist das 1867 gegründete Familienunternehmen aus Mülheim/Ruhr auch in anderen Branchen tätig und hat nach Konzernangaben Niederlassungen in 17 europäischen Ländern. Auch die Textilkette KiK und die Obi-Baumärkte gehören zur Gruppe. Weitere Konzerntöchter verdienen ihr Geld unter anderem mit Online-Shops, Immobilieninvestments oder Energiedienstleistungen. Über Beteiligungsgesellschaften wie Tengelmann Ventures investiert die Gruppe auch in Start-ups. 2013 erzielte der Konzern mit knapp 73 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 7,82 Milliarden Euro. (diwi/dpa)