Telematik kommt voran

ÜBER FÜNF MILLIONEN Telematikeinheiten sind aktuell in den Nutzfahrzeugen auf Europas Straßen verbaut - Tendenz steigend. Das haben die Analysten von Frost & Sullivan im Rahmen einer Studie herausgefunden. 2022 sollen es schon 13 Millionen sein, so die Marktforscher. Mit einem Marktanteil von 63 Prozent dominieren derzeit die Einsteigersysteme die Szene. Die Mittelklasse-Modelle kommen auf ein Drittel (siehe Tabelle rechts). Hochwertige Systeme sind im Kommen Der Trend geht langfristig allerdings in Richtung der höherwertigen Systeme. "Die zunehmende Bedeutung von Flottenmanagement, das Auswerten großer Datenmengen, also Big Data, und die größeren Einflussmöglichkeiten auf das Fahrverhalten sind die Ursachen für dieses Upgrade", erklärt Gokulnath Raghavan, Senior Research Analyst Mobility bei Frost & Sullivan (siehe Interview rechts). Vier Trends haben die Telematik-Experten für die nächsten Jahre ausgemacht. - Offene Softwareplattformen wie die von Daimler FleetBoard, MAN und Openmatics, auf denen die Nutzer aus einer Vielzahl von Anwendungen auswählen können (siehe Seite 6). Über sogenannte Software Developer Kits (SDK) können hier Drittanbieter oder Unternehmer selbst neue Apps entwickeln. Zudem lassen sich offene Plattformen leichter an die nachgelagerten IT-Systeme oder an mobile Endgeräte anbinden. Nutzer können darauf alle anfallenden Daten über einen Zugang ansehen und auswerten. - Über die digitale Frachtvermittlung (Online-Frachtenbörsen) soll die Leerkilometerzahl bis 2018 um acht bis zehn Prozent sinken. Das Thema gewinnt sowohl auf Kurz- als auch Langstreckenverkehren sowie für Teil- und Komplettladungen an Bedeutung. Die Systeme bringen dabei automatisch den Lkw und die passende Fracht zusammen. Im Vergleich zur klassischen Frachtvermittlung soll das für die Verlader um bis zu 25 Prozent billiger sein. Allerdings verlangen die Vermittler laut Frost & Sullivan 12 bis 15 Prozent Kommission pro Transaktion. - Sicherheitssysteme auf Video-Basis werden in zwei Jahren an Bedeutung gewinnen. Verbunden mit dem Telematiksystem sollen sie den Truck nach allen Seiten überwachen. Als Video-Event-Recorder zeichnen sie nur dann auf, wenn die ans System angeschlossenen Sensoren ein plötzliches Ereignis, zum Beispiel starkes Bremsen, melden. Im Dauerbetrieb helfen die Systeme beim Schutz gegen Frachtdiebstahl oder bei der Fahrerschulung. - Die 1-Fleet Alliance ist ein Zusammenschluss von 17 europäischen Unternehmen aus dem Telematikumfeld. Durch den Wissensaustausch innerhalb der Allianz sollen bessere Lösungen entstehen, zudem wollen die meist regional aktiven Mitglieder über das Bündnis ihre Präsenz auf Europa ausdehnen. So viel Service will bezahlt werden. Drei Modelle hat Frost & Sullivan identifiziert. Die Kaufvariante, bei der der Unternehmer die Hardware kauft und die Installation bezahlt. Für die Nutzung des Telematikdienstes fallen monatliche Gebühren an, in der Regel ohne feste Vertragsbindung. Bei der Leasingversion, der laut den Marktforschern gängigsten Variante, wird lediglich eine monatliche Gebühr - allerdings über eine feste Nutzungsdauer - fällig. Sie deckt auch die Kosten für Hardware und Installation ab. Gewinne teilen statt bezahlen Bei einer dritten, innovativen Version teilen sich Telematikanbieter und Nutzer den durch die Telematik entstandenen Gewinn. "Das ist eine gute Möglichkeit für kleine Unternehmen oder Subunternehmer, die keinen festen Vertrag und keine Einmalkosten wollen", sagt Raghavan. Bislang habe es dazu allerdings nur wenig erfolgreiche Pilotversuche gegeben. Und daher haben die Telematikanbieter in Europa ihren Umsatz von fast 1,6 Milliarden Euro in 2015 noch auf konventionelle Weise erzielt.

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