Der bereits im vergangenen Jahr registrierte weltweite Einbruch bei den Fusionen und Übernahmen in der Transport- und Logistikbranche hat sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres laut einer Studie fortgesetzt.
In der ersten Jahreshälfte seien nur 85 Fusionen und Übernahmen mit einem jeweiligen Volumen von mindestens 50 Millionen US-Dollar angekündigt worden, heißt es in dem „Transport & Logistics Barometer“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im Vorjahreszeitraum seien es noch 144 gewesen.
Niedrigster Stand seit zehn Jahren
Das Volumen der Übernahmen und Fusionen sei auf 34,3 Milliarden US-Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gefallen. In dieser Dekade lag das Volumen ansonsten bei durchschnittlich 67,5 Milliarden Dollar pro Halbjahr, in den vergangenen fünf Jahren bei 75,1 Milliarden Dollar pro Halbjahr.
„Besonders Finanzinvestoren haben sich in den ersten Monaten des Jahres spürbar zurückgehalten“, sagte Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport, Logistik und Tourismus bei PwC Deutschland. Deren Anteil am Handelsvolumen sei von 64 auf 38 Prozent gefallen.
Wegen steigender Zinsen konzentrierten sich Finanzinvestoren derzeit auf kleinere Transaktionen, „bei denen weniger Fremdkapital nötig ist und die Risiken geringer sind“, begründete der Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Europe, André Wortmann, den Wandel.
Entsprechend gab es der Studie zufolge im ersten Halbjahr auch nur fünf „Mega-Deals“ mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Dollar. Im Vorjahreszeitraum seien es noch 19 gewesen.
Geeignete Übernahmeziele für Reedereien fehlen
Die größte Übernahme entfiel dabei auf das französische Schifffahrts- und Logistikunternehmen CMA CGM, das angekündigt hatte, Bolloré Logistics für 5,1 Milliarden Dollar zu kaufen.
Der stellvertretende Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PwC Deutschland, Burkhard D. Sommer, geht von weiteren Übernahmen durch Reedereien aus, allerdings würden diese seltener. „Es mangelt schlichtweg an geeigneten Übernahmezielen im Markt, auch wenn das Kapital vorhanden wäre.“
Ausblick: Fusionen bleiben auf niedrigem Niveau
Wortmann geht davon aus, dass Fusionen und Übernahmen aufgrund der schwierigen Finanzierungsbedingungen und dem allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld auch im zweiten Halbjahr nur auf einem niedrigen Niveau stattfinden werden. „Dennoch rechnen wir mit einer Reihe kleiner bis mittelgroßer Transaktionen, die darauf abzielen, neue Kompetenzen aufzubauen, um Innovationen zu beschleunigen.“